Podium der 24. Weltklimakonferenz in Kattowitz

Die 24. Weltklimakonferenz fand vom 02.-14.12.2018 in Kattowitz statt (Bild: BMU/Cornelia Marschel)

Aus der Tatsache, dass seit mehr als 20 Jahren alle Bemühungen zur Senkung der CO2-Emissionen erfolglos waren, ist aber nur die Schlussfolgerung gezogen worden, dass das Ambitionsniveau verstärkt werden müsse. Konkret: die Begrenzung der Temperatur-Erhöhung auf 1,5 Grad (statt vorher 2 Grad) ist jetzt das vorrangige Ziel. Aber: die angestrebte Klimakonstanz durch CO2-Reduktion hat sich bisher als nicht machbar erwiesen. Die Hauptursachen hierfür, das Wachstum der Weltbevölkerung und das Wachstum der Weltwirtschaft, werden jedoch weiterhin kaum beachtet. Angesichts dessen wird deutlich, dass ein Strategiewechsel zu einer breiter angelegten deutschen und europäischen Energiepolitik inklusive wirksamer Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel mehr Erfolg verspricht.

Energieverbrauch und CO2- Emissionen steigen weiter

Da jedes Jahr die Weltbevölkerung um 60-80 Mio. Menschen zunimmt und gleichzeitig das Weltwirtschafts-BIP um 3 bis 4 % wächst, steigt auch der Energiebedarf, besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern. Aber: Anders als erhofft und propagiert, kann erneuerbare Energie auch bei großen Anstrengungen auf absehbare Zeit allenfalls Teile dieses EnergieZuwachsbedarfes abdecken, aber nicht den Energie-Grundbedarf ersetzen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2040 der Energieverbrauch um knapp 30 % zunehmen wird; aber nur weniger als die Hälfte dieses Zuwachses wird sich durch erneuerbare Energien abdecken lassen. Fossile Energie wird deshalb weiter in großem – wahrscheinlich sogar steigendem – Umfang benötigt. Das zeigt eine Reihe von Studien, z. B. die der Internationalen Energieagentur [1].

Folglich werden die CO2-Emissionen kaum zurückgehen, sondern eher weiter steigen [2, 3]. Damit stellt sich eine Reihe von Fragen, z. B.: Warum werden die hohen Geburtenraten in Afrika und anderen Teilen der Welt oder die Schwierigkeiten der Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch nicht verstärkt in den Blick genommen, da diese doch die Haupttreiber des Energieverbrauchs und der CO2-Entwicklung sind? Sind die weitere Steigerung des Ambitionsniveaus und die Beschlüsse von Kattowitz zur Verbesserung der Transparenz und zur Präzisierung des beabsichtigten Regelwerks zur Senkung der CO2-Emissionen vielleicht doch mehr Ausdruck von Wunschdenken der Weltklimakonferenz?

Brauchen wir eine andere, breiter angelegte Klimapolitik, die weniger durch Warnungen vor dem Klimawandel, sondern mehr durch Anpassungsmaßnahmen zu seiner Bewältigung gekennzeichnet ist?

Enttäuschende Emissionsminderungs-Bilanz

Von den zehn größten Energieverbrauchern in der Welt haben seit 1990 nur Russland und Deutschland ihre CO2-Emissionen gesenkt [4, 5]. Dem stehen bis 2017 eine Vervierfachung der CO2-Emissionen in China und in Indien sowie eine Verdreifachung in der Türkei gegenüber; die weltweiten CO2-Emissionen haben demgemäß nicht abgenommen, sondern insgesamt um 57 % zugenommen. China hat zudem erklärt, trotz massivem Ausbaus der regenerativen Energien zugleich den Einsatz fossiler Energie für mindestens anderthalb Jahrzehnte weiter steigern zu wollen. Gleiches gilt für Indien, wo mit einer Verdopplung des Kohleeinsatzes in den nächsten 20 Jahren zu rechnen ist. Das Verhalten der USA ist derzeit ebenso offen wie das von Brasilien.

Eine „Besonderheit“ der Weltklimakonferenz ist nach dem Ausscheren der USA auch, dass der weltgrößte CO2-Emittent, China, zugleich verstärkt als Fürsprecher der Entwicklungs- und Schwellenländer auftritt. Das primäre Interesse dieser Länder an der Weltklimakonferenz ist ganz offenkundig. Sie wollen an dem von den Industrieländern zu finanzierenden Klimafond (100 Mrd. US$ pro Jahr!) in möglichst großem Umfang teilhaben und damit u.a. den Auf- und Ausbau ihrer Energieversorgung ermöglichen. Wie weit dabei Regenerativtechniken eingesetzt werden, bleibt ebenso abzuwarten wie die spätere tatsächliche Mittelverwendung [6]. Skepsis ist angebracht. Auch weil die Aufgaben einer ausreichenden Ernährung und einer Versorgung mit sauberem Wasser viele Länder mehr drücken als die Frage der CO2-Verringerung.

Strom aus Wind und Sonne deckt heute nur etwa 3 % des weltweiten Energiebedarfs [7]. Trotz Senkung der Kosten und Steigerung der Wirkungsgrade dieser Regenerativtechniken ist durch sie die von der Weltklimakonferenz vorgeschlagene und in Paris beschlossene, fast vollständige Dekarbonisierung bis 2050 nicht realistisch. Der dafür in gewaltigem Umfang erforderliche, rasche Ersatz fossiler Energie durch regenerative Energie ist im Weltmaßstab nicht zu leisten. Die weitgehende Reduktion der anthropogenen CO2-Emissionen in dem aus Rechenmodellen abgeleiteten Umfang von 85-90 % ist deshalb ebenfalls nicht realistisch. Wenn CO2 der Hauptverursacher des Klimawandels ist, dann ist es folglich sehr wahrscheinlich, dass sich der Klimawandel fortsetzt.

1 / 4

Ähnliche Beiträge