Michael Vassiliadis, Geschäftsführer IG BCE

Michael Vassiliadis, Geschäftsführer IG BCE (Quelle: IG BCE)

Mit „mehr Transformation wagen“ und den „Innovations- und Investitionsturbo einlegen“ wählte Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Gewerkschaft Industrie, Bergbau, Chemie (IG BCE), starke Worte, um den klimagerechten Wandel zu einem Jobmotor zu machen. Der enge Bezug zur Region mit seinem geschichtsträchtigen Steinkohlebergbau („eine stolze Branche“) ist immer noch da, wenn auch die Braunkohle immer mehr in den Blickpunkt rückt. „Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Transformationsprozess“, stieg Michael Vassiliadis gleich voll ein. Mit den sich abzeichnenden Trends seien große Herausforderungen verbunden. Der demographische Wandel, die Sicherung der Beschäftigung träfen die Branchen unterschiedlich hart.


Umso mehr komme es darauf an, die Energiebranche zum eindeutigen Technologieführer zu machen. „Wir brauchen einen klaren Blick auf eine zukunftsfeste Industriegesellschaft“, appellierte der Vorsitzende an die Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft. Vom immer wieder verheißenen „Einschenken reinen Weins“, von realistisch zupackendem Handeln sei wenig zu spüren. So ziehe eine noch größere Gefahr auf, als sie an den bisherigen Halbherzigkeiten der Energiepolitik festzumachen sei: die Spaltung der Gesellschaft.


„Wir nehmen dieses Ausmaß an Fehlsteuerungen nicht mehr hin!“. „Wer bestellt, muss auch zahlen“ – Vassiliadis spricht am liebsten Klartext. Wenn es ab 2023 in Deutschland keine Kernkraftwerke mehr gebe, müsse bis dahin alles in trockenen Tüchern sein. Vier Jahre sind in der Energiewirtschaft nicht mehr als ein planerischer und Investitions-Wimpernschlag. Die traditionelle Energiewirtschaft habe geliefert, aber jetzt könne sie auch die Auskunft einfordern, wie es denn nun weitergeht.


E-Mobility? Soll alles auf ein Pferd gesetzt werden? Und soll nach dem überstürzten Ausstieg aus der Kohle jetzt das Heil voll und ganz bei Wind und Sonne verortet sein? „Die“ Lösung mit ihrer unbezweifelbaren Alleinstellung gibt es nicht, erfuhren die angereisten Journalisten. Der bessere Weg sei, „mehrere Technologien parallel zu entwickeln, einen ideenreichen Innovations-Pool zu entwickeln und nicht zuletzt, zu verhindern, dass die heimische Energieversorgung ins Ausland abwandert“. Beherzte Forschung, zupackend zukunftsfähige Innovationen, nur so kann es offenbar funktionieren.


„Fördern über Fordern stellen“, so lautet ein weiteres Motto von Michael Vassiliadis, der auch einen Ausflug in die Gesellschaftspolitik nicht scheut: „Wenn Klimapolitik atavistisch wird, ist sie zum Scheitern verurteilt.“ Dann würden es möglicherweise Parteien richten müssen, die wir heute noch gar nicht auf dem Schirm haben. Hier und jetzt handeln, darauf laufen die Ideen der Vordenker bei der IGBCE also schlüssig hinaus. Die Umsetzung der Forschungsprojekte in praktikable und populäre Massenanwendungen zu beschleunigen, ist eine Variante. Treibhausgasneutrale Produktion solle zuerst an deutschen Standorten entstehen, eine andere „Und zwar bevor die konventionellen Anlagen endgültig abgeschaltet werden“, fordert Michael Vassiliadis.

Klaus Niehörster

Ähnliche Beiträge