Braunkohlewirtschaft – hohe Bedeutung für den Wirtschaftskreislauf

 Abbildung 1 zum Thema: Welche Folgen hat ein beschleunigter Braunkohleausstieg? - Entwicklung der Beschäftigung insgesamt

Abb. 2 Entwicklung der Beschäftigung insgesamt – Angaben in Personen (Quellen: Statistisches Bundesamt (2018); DEBRIV (2018); Institut der deutschen Wirtschaft (2018))

Die Braunkohlewirtschaft hat aufgrund ihrer Vorleistungsintensität eine hohe Bedeutung für den Wirtschaftskreislauf und die Arbeitsplätze, vor allem in den Braunkohleregionen. Unmittelbar in der Braunkohlewirtschaft sind bundesweit fast 21.000 Personen beschäftigt. Berücksichtigt man zusätzlich die Arbeitsplätze in den Vorleistungsbranchen und die durch die Konsumausgaben der Beschäftigten induzierten Effekte, resultieren hieraus über 62.000 Beschäftigungsverhältnisse, die direkt und indirekt an der Braunkohlewirtschaft hängen. Diese Zahl erhöht sich auf 72.000 Beschäftigte, wenn die Investitionen, die die Braunkohlewirtschaft tätigt, miteinbezogen werden [3].

Die Beschäftigung wird bereits ohne die nationalen Sektorziele aus dem Klimaschutzplan sinken, jedoch ist mit einem deutlichen Rückgang erst nach 2030 zu rechnen. Soll das nationale Klimaschutzziel 2030 erreicht werden, läge die Zahl der Beschäftigten in der Braunkohlewirtschaft und den davon abhängigen Branchen um fast 39.000 niedriger als ohne Sektorziel. Bereits bis 2025 würde dies eine Halbierung der Arbeitsplätze bedeuten. Bis 2030 wären schon mehr als zwei Drittel der heutigen Arbeitsplätze weggefallen (Abb. 2).

Das 2030-Sektorziel für die Energiewirtschaft führt demnach zu einem erheblich schnelleren Rückgang der Braunkohleverstromung und einem deutlich vorgezogenen Arbeitsplatzabbau – nicht nur in der Braunkohlewirtschaft, sondern auch in den Vorleistungsbranchen. Die Analyse der Strukturwandelvoraus-setzungen in den einzelnen Revieren zeigt, dass derzeit keine Strukturen bestehen, die einen durch das Sektorziel 2030 verursachten abrupten Strukturwandel auffangen können. Die bestehenden Strukturen werden weder im Hinblick auf die Beschäftigung noch auf die Wertschöpfung innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Beitrag leisten können, der die heutigen Beiträge der Braunkohlewirtschaft ersetzen kann. Dies bestätigen auch Experteninterviews mit Unternehmen und Akteuren der regionalen Wirtschaftspolitik und Regionalplanung in den Revieren.

Insbesondere im mitteldeutschen Revier und mehr noch in der Lausitz haben die Braunkohlewirtschaft und damit mittelbar verbundene Branchen hohe Wertschöpfungs- und Beschäftigungsanteile in der Region, ohne dass es nennenswerte Alternativen gibt. Selbst dort, wo andere Branchen Fachkräftebedarfe anmelden, sind in der Regel andere Qualifikationen gefragt. In Nordrhein-Westfalen ist zudem der Strukturwandel infolge des Ausstiegs aus dem Steinkohlebergbau noch nicht vollzogen. Hinzukommt dort, dass die in der Nachbarschaft angesiedelte energieintensive Industrie durch in der Folge des Kohleausstiegs steigende Strom- und Emissionshandelspreise selbst in ihrer Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt ist.

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