Klimaforscher über Klima und Klimaforschung

Abb. 1: Die Qualität der Klimaforschung aus Sicht der Klimaforscher

Abb. 1: Die Qualität der Klimaforschung aus Sicht der Klimaforscher

Abb. 2: Grafische Darstellung der Klimaerwärmung

Abb. 2: Grafische Darstellung der Klimaerwärmung (Bildquelle: IPCC: 1,5° C Globale Erwärmung. Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (2018))

Wie steht es um die Voraussetzungen für Klimaprognosen? Auskunft geben zwei repräsentative Befragungen deutscher Klimaforscher 2006 und 2015 [3]. Nach Ansicht von 63 % der 2015 Befragten wurde der Klimawandel „überwiegend vom Verhalten der Menschen beeinflusst“, 69 % betrachten „die Folgen des Klimawandels für die Menschen im 21. Jahrhundert“ als gefährlich. Demnach handelt es sich um ein ernstes Problem.

Umso bemerkenswerter sind ihre Urteile über den Stand der Klimaforschung. Nach Meinung der Mehrheit sind die erforderlichen Voraussetzungen erfüllbar. Aber nur wenige halten sie für bereits erfüllt. Die meisten sind der Ansicht, dass die Klima-Prozesse und die Klima-Modelle nicht hinreichend verstanden bzw. präzise sind und dass die erforderlichen empirischen Daten weder hinreichend verfügbar noch hinreichend präzise sind (Abb. 1). Obwohl zwischen der ersten und zweiten Befragung neun Jahre lagen, unterscheiden sich die Ergebnisse nur wenig. Angesichts der skeptischen Urteile der Klimaforscher muss man mit Fehlprognosen rechnen. Eine gab es: Aufgrund der Klimamodelle hätte die globale Temperatur in den achtziger und neunziger Jahren noch mehr steigen müssen als vorher. Das war aber nicht der Fall.

Ungeachtet der kritischen Urteile der Klimaforscher sind wissenschaftlich fundierte Klimavoraussagen sinnvoll. Zum einen kann man durch Vergleiche von Vorhersagen mit tatsächlichen Entwicklungen theoretische Annahmen ergänzen und einzelne Faktoren so justieren, dass die Berechnungen die Entwicklungen besser abbilden. In diesem Fall handelt es sich nicht um Prognosen, weil die dafür notwendigen Voraussetzungen erst geschaffen werden. Zum anderen kann man auf der Grundlage von Vorhersagen praktisch sinnvolle Vorkehrungen treffen. Allerdings sind die Vorhersagen weder sicher, noch präzise. Sie treten mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ein und die tatsächlichen Werte liegen in einer Bandbreite möglicher Werte. Deshalb müssen Unsicherheiten und Ungenauigkeiten offengelegt werden.

Der Weltklimarat macht das in seinem Sonderbericht über „Die Folgen einer globalen Erderwärmung um 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau“ [4]. Eine grafische Darstellung der Erderwärmung (Abb. 2) zeigt auf der linken Seite in einer stark gezackten Linie die für die Vergangenheit ermittelten Temperaturen. Die dicke Linie repräsentiert den generellen Trend – die sog. Hockeyschläger-Kurve. Auf der rechten Seite zeigt sie mögliche Entwicklungen für mehrere Szenarien, wobei die Breite der Flächen die Bandbreite der wahrscheinlichen Entwicklungen repräsentiert. Der Schnittpunkt der gepunkteten Linie mit dem Wert 1,5 °C deutet eine der Möglichkeiten an. Der Weltklimarat nennt seine Vorhersagen nicht „Prognosen“, sondern korrekt „Projektionen“.

Welche praktischen Folgerungen ziehen die Klimaforscher aus den aktuellen Modellrechnungen? Sollen wir alle Anstrengungen darauf konzentrieren, die Erderwärmung aufzuhalten oder uns damit abfinden und dagegen wappnen? Nach Ansicht von 71 % ist beides gleich wichtig. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht das allerdings anders. Sie fürchtet eine Klimakatastrophe, vertraut auf eine Verhinderung des Klimawandels und macht sich keine Sorgen darüber, wie man sich schützen kann, wenn es misslingt. Woher kommt dieser Tunnelblick?

2 / 5

Ähnliche Beiträge