Ausblick: Offene Fragen
Vor diesem aktuellen Hintergrund sind die nationalen und europäischen Ausbauziele für die Windstromerzeugung zu bewerten. Die EU-Kommission will die Nutzung der Windenergie auf See massiv ausbauen. Bis 2050 sollen nach den jetzt vorgelegten Planungen vor den Küsten der Mitgliedsländer Windenergieanlagen mit einer Leistung von 300 GW errichtet und betrieben werden. Der Investitionsbedarf wird von der EU-Kommission auf knapp 790 Mrd. € geschätzt. Deutschland will daran mit einem nationalen Ausbauziel von 20 GW bis 2030 und 40 GW bis 2040 einen nicht unbeträchtlichen Anteil abdecken [3]. Derzeit umfassen die Anlagen vor den deutschen Küsten eine installierte Leistung von rund 7,7 GW. Noch ist unklar, wie sich diese Anlagen auf die nur etwa 1.500 km deutsche Küstenlinie an Nord- und Ostsee verteilen sollen.
Auch wenn damit der Anteil des EE-Stroms bis 2030 auf 65 % am gesamten inländischen Brutto-Stromverbrauch ansteigen sollte, bleibt offen, welchen Anteil und welche Qualität dieser Strom an der notwendigen sicheren Versorgung haben wird. Ob das erforderliche Leitungsnetz verwirklicht wird und noch genügend regelbare Kraftwerksleistung zur Verfügung steht, um die die Versorgungssicherheit für den Industriestandort Deutschland garantieren zu können, wird durch weitere Ausbauziele für die Windstromerzeugung ebenfalls nicht beantwortet.
Quellen
[1] Schätzung zur Entwicklung der erneuerbaren Energien im Jahr 2020. Hg. von der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) https://ag-energiebilanzen.de (Abruf am 16.11.2020).
[2] Entwicklungen in der deutschen Stromversorgung 1. bis 3. Quartal. Hg. Vom Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft, https://ag-energiebilanzen.de (Abruf am 16.11.2020).
[3] Um das neue Ausbauziel zu erreichen, wurde das Gesetz zum Ausbau der Windenergie auf See (WindSeeG) aus dem Jahre 2017 jetzt novelliert. http://dipbt.bundestag.de/dip21/brd/2020/0314-20.pdf (Abruf am 10.11.2020).