Die Ziele des Klimaschutzes aus dem Abkommen von Paris sind bisher nicht erreicht. Woran das liegt zeigt eine Forschung des Klimaforschungsinstituts MCC.

Die Ziele des Klimaschutzes aus dem Abkommen von Paris sind bisher nicht erreicht. Woran das liegt zeigt eine Forschung des Klimaforschungsinstituts MCC. (Bildquelle: pixabay - geralt)

Dass die Staatengemeinschaft weit davon entfernt ist, die 2015 im Abkommen von Paris vereinbarten Klimaziele mit entsprechenden Maßnahmen zu unterlegen, ist kein Betriebsunfall der Weltpolitik. Es ist das Ergebnis wirtschaftlicher und sozialer Rahmenbedingungen, die objektiv messbar sind: etwa die Erlöse eines Landes aus Öl- und Gasförderung, das Ausmaß von Korruption oder das soziale Grundvertrauen in der Bevölkerung. Das ist der Ausgangspunkt einer neuen Studie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC. Die Studie wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Energy Research & Social Science veröffentlicht.

„Wir skizzieren eine Architektur der politökonomischen Beschränkungen mit Blick auf das Klimathema – und untersuchen, welche Länder diesen Beschränkungen in welchem Ausmaß ausgesetzt sind“, erklärt William Lamb, Forscher in der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung und Leitautor der Studie: „Unser Ansatz hilft es, den zähen Prozess der internationalen Klimadiplomatie besser zu verstehen.“ Aus insgesamt neun internationalen Statistiken und Erhebungen werden in der Studie nationale Profile entwickelt: die jeweilige Ausgangslage für Klimapolitik und die Performance. Zwar sind die umfassenden Daten nicht für alle Länder der Welt verfügbar – doch es ergibt sich immerhin ein schlüssiges Bild für 99 Staaten mit zusammen 88 Prozent der Weltbevölkerung und 92 Prozent der Treibhausgas-Emissionen.

„Unsere systematische Korrelationsanalyse zeigt interessante Kombinationen von Rahmenbedingungen“, berichtet MCC-Forscher Lamb. „So geht ein Demokratie-Defizit oft Hand in Hand mit Korruption und mit umfangreichen Subventionen für fossile Energieträger. Und Länder mit viel Öl- und Gasförderung sind oft autokratisch regiert und wenig engagiert im Klimaschutz.“ Aus den nationalen Profilen leitet das Autorenteam schließlich fünf Cluster von Staaten ab, die in sich relativ homogen sind: erstens Öl- und Gasproduzenten, zweitens fragile Entwicklungsländer, drittens aufstrebende und derzeit stark von Kohle abhängige Schwellenländer, viertens eingeschränkt funktionierende Demokratien mit immerhin relativ viel Klima-Bewusstsein und fünftens reiche Industriestaaten.

Die komplette Statistik inklusive der Cluster wird in einer separaten Datei bereitgestellt. „Wir haben hier einen neuen, noch ausbaufähigen empirischen Forschungsansatz mit einem hohen Informationsgehalt für die politischen Entscheidungsträger“, betont Mitautor und MCC-Gruppenleiter Jan Minx. „Er ermöglicht es, den beteiligten Akteuren sozusagen am Puls zu fühlen, Veränderungen wahrzunehmen und vielleicht frühzeitig neue Chancen für politische Durchbrüche oder strategische Allianzen zu identifizieren.“

Weitere Informationen zur Studie

Lamb, W., Minx, J., 2020, The political economy of national climate policy: architectures of constraint and a typology of countries, Energy Research & Social Science

et-Redaktion

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