Energiehungrige Länder

Klimaneutralität: Abb. 3 NDC 2030, pro-Kopf-Emissionen

Abb. 3 NDC 2030, pro-Kopf-Emissionen (Bildquelle: Siemens Gas & Power)

Klimaneutralität: Abb. 4 Länderarchetypen

Abb. 4 Länderarchetypen (Bildquelle: Siemens Gas & Power)

Für den Archetyp des „Energiehungrigen“ ist vor allem eine zuverlässige Energieversorgung wichtig, um ein starkes Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Oft wird die Versorgungssicherheit durch fossile Erzeugung gewährleistet. Neben Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten stehen v.a. Umweltaspekte, wie Luftverschmutzung, im Vordergrund beim Ausbau von erneuerbaren Energien.

Die prominentesten Beispiele sind China und Indien. Beide Länder befinden sich seit Jahren in einem starken Industrialisierungsprozess. Daher gehen sowohl China als auch Indien in ihrem NDC davon aus, dass ihre THG-Emissionen bis 2030 nicht sinken werden.

Das ist bedingt durch einen hohen Energiebedarf, der sowohl konventionell (Kohlekraftwerke im Bau in China 245 GW, geplanter Zubau an Kohlekraftwerken Indien 90 GW) als auch mit Wind- und Solarenergie gedeckt werden soll (Ausbauziel 2030 Indien 450 GW, China will 2030 20 % des Primärenergiebedarfs erneuerbar decken). Das führt zu dem paradoxen Bild, dass China gleichzeitig der mit Abstand größte Kohleverbraucher weltweit und gleichzeitig global führend bei der Entwicklung erneuerbarer Projekte ist. Ebenso wird in Indien seit 2017 mehr in erneuerbare Projekte als in konventionelle Kraftwerke investiert.

Klimapolitik spielt für energiehungrige Länder eine gewisse Rolle, steht jedoch nicht im Mittelpunkt des politischen Geschehens. Hier spielen andere Ziele der nachhaltigen Entwicklung, z.B. Energiearmut, Bildung, Ernährung, Gesundheit, eine deutlich stärkere Rolle.

Energieexporteur

Für den „Energieexporteur“ steht die Generierung von Exportüberschüssen durch den Verkauf von Energieträgern im Vordergrund des politischen Handelns. Dabei werden die natürlichen Ressourcenpotenziale des Landes genutzt. Neben klassischen Öl oder Gas exportierenden Ländern werden die Potenziale zukünftig deutlich stärker durch günstige Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien wie PV oder Wind gekennzeichnet sein. Im Folgenden werden einzelne Länder und Regionen bezüglich ihrer Politikansätze genauer analysiert. Chile will zum „Saudi-Arabien sauberer Energie“ werden und die hervorragenden Möglichkeiten zur Stromerzeugung aus Wind und Sonne nutzen. Das eröffnet die Chance für den Export erneuerbaren Wasserstoffs bzw. erneuerbarer Synfuels.

Bhutan hat Klimaneutralität erreicht

Bhutan hat das Ziel der Klimaneutralität erreicht, allerdings auch dank vieler glücklicher Umstände. In Bhutan leben in etwa so viele Menschen wie in Frankfurt am Main, dafür haben sie allerdings rund 10 % der Fläche Deutschlands zur Verfügung. Der Bewaldungsgrad Bhutans beträgt rund 70 % (zum Vergleich: Deutschland hat rund 30 %). Die jährliche CO2-Aufnahme durch die Wälder überkompensiert die anthropogenen THG-Emissionen Bhutans, wodurch das Land insgesamt eine negative THG-Bilanz erreicht.

Gründe für die niedrigen Emissionen liegen im hohen Anteil an Wasserkraft bei der Stromerzeugung. Weitere Ausbaupläne für den Export nach Indien sind angedacht. Ein anderer Grund ist der sehr restriktive Tourismus: Bedingt durch Mindestausgaben von 200 US-$ pro Tag finden nur wenige Touristen den Weg nach Bhutan. Dennoch beobachtet man die Zunahme der Mobilität und der damit verknüpften Emissionen mit einer gewissen Sorge.

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