Über drei LoRaWan-Gateways werden 1 700 Geräte erreicht

Ultraschall-Wärmezähler Zelsius C5 IUF

Der Ultraschall-Wärmezähler Zelsius C5 IUF mit Funkmodul kann über LoRaWan ausgelesen werden (Quelle: Zenner)

Verbaut wurden in dem Gebäudekomplex 336 Kaltwasserzähler, 246 Warmwasserzähler, 199 Wärmemengenzähler (Bild 2), 600  Rauchwarnmelder und 160 Strommessgeräte. Erstaunlich: Alle knapp 1 700 Geräte werden mit nur drei LoRaWan-Gateways ausgelesen bzw. gesteuert. Noch erstaunlicher: Der weitaus größte Teil der Sensoren ist damit sogar redundant ins Netz eingebunden. Als Backend-System kommt »Element« zum Einsatz, die IoT-Plattform von Zenner IoT Solutions. Gehostet wird Element – anfangs als Cloud-Lösung zur Verfügung gestellt – im SNH-eigenen Rechenzentrum. Am Frontend stehen online ein Visualisierungstool für Haushaltskunden und eine Energiemanagement-Lösung für den Immobilienbetreiber (beides vom Softwareanbieter Greenpocket) bereit.

Zenner International lieferte für das Projekt die gesamte Hardware (Messgeräte, Rauchwarnmelder, IoT-Gateways), das Tochterunternehmen Zenner IoT Solutions die Backend-Software für das Geräte- und Datenmanagement. »Darüber hinaus waren und sind wir zuständig für die Systemintegration, das Customizing und die Konfiguration der Schnittstellen zum Greenpocket-Portal«, erläutert Klein.

Kostenvorteile beim Aufbau und Betrieb des Funknetzes

»Unsere Erwartungen an die LoRaWan-Technik haben sich bislang vollends erfüllt«, zieht Eric Kallmeyer zufrieden Bilanz. Der Aufwand zum Einrichten der Infrastruktur vor Ort wurde durch die hohe Funkreichweite verringert. Beispielsweise waren kaum Ausmessarbeiten nötig, um die Erreichbarkeit der Sensorik sicherzustellen. Der Aufbau der Zählpunkte im IoT-Backend funktionierte aufgrund des elektronischen Lieferscheins und der elektronischen Aufbereitung der Montagedokumentation hochautomatisiert. Die Investitionskosten sind laut Kallmeyer vergleichbar mit denen, die für die zuvor eingesetzte Technik hätten veranschlagt werden müssen. Deutliche Kostenvorteile ergeben sich jedoch durch verringerte personelle Aufwände im Betrieb: Alle Zählerstände können komplett und quasi zu jeder Zeit fernausgelesen werden, ohne dass noch manuelle Tätigkeiten nötig sind. Die Betreuung der Messgeräte und Sensoren kann vom PC aus erledigt werden.

Die LoRaWan-Premiere verlief in Summe so erfolgreich, dass bei SNH eine Grundsatzentscheidung getroffen wurde. »Wir werden auch im zweiten Abschnitt des Bauprojekts in Hamburg-Rahlstedt und bei weiteren Submetering-Projekten LoRaWan-Technik einsetzen«, stellt Kallmeyer klar. Darüber hinaus kommt LoRaWan-Technologie von Zenner in der Hansestadt bei der Überwachung von Parkplätzen mit Ladesäulen für Elektromobile zum Einsatz. Bei Kallmeyer hat sich Zenner als Dienstleister etabliert: »Ich sehe das Unternehmen als IoT-Vorreiter und meines Wissens einzigen Anbieter, der aktuell eine solche Bandbreite an marktreifen LoRaWan-Geräten anbieten kann.«

Warum Stromnetz Hamburg Submetering betreibt

Warum engagiert sich der Netzbetreiber SNH als Submetering-Dienstleister? »Spätestens seit dem dritten Energiepaket der EU von 2009 ist klar, dass fernauslesbare Stromzähler in Deutschland auch für Kunden unter der RLM-Grenze von 100 000 kWh/a zur Anwendung kommen werden«, erläutert Kallmeyer. »Seitdem beschäftigen wir uns intensiv mit Multi-Metering. Wir wollten zudem erkunden, ob das Thema Zählerfernauslesung über das gesetzlich geforderte Maß hinaus Geschäftspotenziale birgt. Mit 1,2 Mio. Kunden, die wir in Hamburg betreuen, verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit vielen Messwerten und deren Weiterleitung an Marktpartner. Deshalb wollten wir unter Live-Bedingungen untersuchen, ob auch Verbräuche von Kaltwasser, Warmwasser, Gas, Heizwärme und Kälte aus der Ferne ausgelesen werden können.«

»Wir haben uns in Hamburg um ausgewählte Projekte beworben und diese auf Basis verfügbarer Technik umgesetzt«, so Kallmeyer weiter. »Multi-Metering ist ja nicht nur mit einem Smart Meter Gateway möglich. In den Pilotprojekten konnten wir lernen, welche Anforderungen an Technik, Software und Prozesse gestellt werden. Außerdem wissen wir heute, dass auch die Wünsche und Erwartungen der anderen Marktakteure wie Wohnungsbaugesellschaften, Immobilienverwalter, Submetering-Dienstleister und Letztverbraucher zu berücksichtigen sind. Nur wenn alle beteiligten Parteien wirtschaftlich profitieren, entsteht ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Mittlerweile sind wir für den Ernstfall bestens präpariert. Dies gilt umso mehr, als wir mit der LoRaWan-Funktechnologie nun ein Werkzeug haben, das erhebliche Effizienzsteigerungen beim Einsammeln der Messdaten verspricht. Wenn die Situation da ist, können wir beim Multi-Metering sofort operativ starten – und darüber hinaus eine aktive Rolle bei der Entwicklung Hamburgs zur Smart City spielen.«

Gerhard Großjohann
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