Der MVV-Vorstand kündigte auf der Bilanzpressekonferenz an, bis 2050 klimaneutral zu sein

Vorstand der MVV Energie bei der Bilanz-Pressekonferenz (v.l.): Ralf Klöpfer, Dr. Georg Müller, Verena Amann und Dr. Hansjörg Roll (Quelle: MVV Energie)

Wärme ist laut Müller ein zentrales Zukunftsthema. „Wir investieren in grüne Wärme“, sagte der MVV-Chef. Durch die Anbindung des Mannheimer Fernwärmenetzes an die thermische Abfallverwertung auf der Friesenheimer Insel wird 30 % der Fernwärme in Mannheim klimaneutral bereitgestellt. Wie die übrigen 70 % Wärme bis 2050 CO2-frei erzeugt werden sollen, sei noch in Prüfung. Ob Biomasse, Abfallverwertung, Solarthermie Flusswärmepumpen oder dergleichen mehr – hier werde technologieoffen geprüft. „Dabei wird die Wärmeversorgung auf jeden Fall sicher bleiben“, so Müller. „Sie wird nur grüner.“ 

Hinsichtlich des kohlebefeuerten Grosskraftwerks Mannheim will MVV das Kohleausstiegsgesetz abwarten, um auf dessen Grundlage gemeinsam mit den anderen am Kraftwerk beteiligten Unternehmen Entscheidungen zu treffen. Den beschlossenen Kohleausstieg begrüßt die MVV ausdrücklich. Es gehe jetzt um eine konsensuale Lösung für diesen schrittweisen Ausstieg. Müller unterstützt dabei im Grundsatz das in dem Kohleausstiegsgesetz enthaltene marktorientierte Ausschreibungsverfahren. Dabei fordert die MVV jedoch eine Gleichbehandlung süddeutscher Kraftwerke, die nicht von der Teilnahme an den ersten Stilllegungsauktionen ausgeschlossen und durch einen systemwidrigen Netzaufschlag belastet werden dürften. Vom Markt genommene Anlagen, die aus Gründen der Versorgungssicherheit in die Netzreserve überführt werden, sollten von Fristenregelungen für den Wechsel auf CO2-arme Ersatzinvestitionen ausgenommen werden. Ein Betreiber könne nicht wissen, wie lange die Kraftwerke in der Reserve bleiben. Gleichzeitig lehnte der MVV-Chef die vorgeschlagenen entschädigungsfreien Abschaltungen ab 2027 als harten Eingriff in bestehende Eigentumsrechte ab: „Als Industrienation sollten wir solche Schritte vermeiden “ 

Als noch unzureichend bezeichnete der MVV-Vorstandsvorsitzende die Beschlüsse für die Höhe eines künftigen CO2-Preises. So richtig es sei, auch die Sektoren Verkehr und Gebäude in die Bepreisung einzubeziehen und damit ein einheitliches Regime der Klimapolitik zu schaffen, so könne der vorgesehene CO2-Preis noch keine tatsächliche Steuerungswirkung entfalten. Parallel müsse auch der Strompreis bei Steuern und Abgaben entlastet werden, damit am Ende nicht die Stromkunden die Zeche allein zahlen müssen. Müller: „Deshalb muss der Zusammenhang zwischen Be- und Entlastung im Auge behalten werden. Für die Energiewende brauchen wir auch eine soziale Balance.“

Bilanz 2019

Die eigenen wirtschaftlichen Zielvorgaben hat MVV im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 (1. Oktober 2018 – 30. September 2019) erreicht. Das operative Ergebnis der Unternehmensgruppe lag nach den Worten von Müller am Ende mit 225 Mio. Euro fast auf Vorjahresergebnis von 228 Mio. Euro. „Und das trotz eines mehrmonatigen Ausfalls unseres Biomassekraftwerks im englischen Ridham Dock sowie positiver Einmaleffekte im Vorjahr, die natürlich 2019 nicht zu wiederholen waren“, so der MVV-Vorstandsvorsitzende. 

Die Umsatzerlöse sind von 3,9 auf 3,7 Mrd. Euro zurückgegangen. Dieser erwartete geringfügige Rückgang ist im Wesentlichen auf eine Änderung der Rechnungslegung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS 15) und damit nicht auf operative Effekte zurückzuführen. Danach sind die Marktprämien nicht mehr brutto sondern netto auszuweisen, was branchenweit zu einer ergebnisneutralen Saldierung von Umsatzerlösen und Materialaufwand bei den vermarkteten erneuerbaren Energie führt. „Wir haben also“, so der MVV-Chef, „keinen guten, keinen ergebniswirksamen Umsatz verloren“.

Das Vorsteuerergebnis Adjusted EBT ging weitgehend analog zum EBIT auf 168 Mio. Euro zurück. Aufgrund geringerer Ertragsteuern konnte das Unternehmen dennoch seinen bereinigten Jahresüberschuss nach Fremdanteilen um 4 auf 98 Mio. Euro steigern. Das bereinigte Ergebnis je Aktie betrug damit 1,49 nach 1,43 Euro im Vorjahr.
 

Sila

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