Unterzeichnung des Vertrags zur Nutzung der Prozessabwärme der Papierfabrik für die Fernwärmeversorgung

Besiegeln die Zusammenarbeit mit ihren Unterschriften (v.l.): Dirk Rogge, zuständiger Projektleiter bei der SEM, Dr. Olaf Heil, Technischer Geschäftsführer SWK, Joachim Grünewald, Geschäftsführer SEM, Michael Homann, Vorsitzender der Geschäftsführung SWK (Quelle: Artis – Uli Deck)

Die Karlsruher Fernwärme stammt zu über 90 Prozent aus industrieller Prozessabwärme und aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Hauptlieferanten sind die Mineralölraffinerie Oberrhein (Miro) und das Rheinhafen-Dampfkraftwerk der Energie Baden-Württemberg AG. Nun wird die Abwärme der Papierfabrik als weitere Einspeisequelle hinzukommen: Zur Versorgung der Papierfabrik mit Prozessdampf und elektrischer Energie hat die SEM einen Wirbelschichtkessel, der zu über 80 Prozent mit Biomasse betrieben wird, mit zugehörigen Dampfturbinen in Betrieb. Die Turbinen werden im kombinierten KWK- und Kondensationsbetrieb eingesetzt. Durch den derzeitigen Bau einer neuen, hocheffizienten Turbine ergibt sich zukünftig weiteres KWK-Potenzial. Dieses wollen die beiden Partner SEM und Stadtwerke künftig für die Wärmeversorgung nutzbar machen. Dies führt zu einer Vermeidung von jährlich 10.000 Tonnen CO2.

Schaffung der technischen Voraussetzungen und Infrastruktur bis 2022

Die neue Dampfturbine wird im Laufe des Jahres 2020 in Betrieb gehen. Mit einem ebenfalls neuen Heizkondensator können dann stündlich rund 40 Tonnen Dampf im KWK-Betrieb zur Wärmelieferung genutzt werden. Die Wärme soll über eine neue, etwa zwei Kilometer lange Verbindungsleitung von der Papierfabrik bis zur bestehenden Transportleitung von der Miro zum Heizkraftwerk West (HKW West) der Stadtwerke geleitet werden. Das HKW West am Rheinhafen dient als Verteilknotenpunkt für die ankommende Wärme aus allen drei Einspeisequellen. Von dort wird die Wärme in Form von heißem Wasser in das Fernwärmenetz der Stadt verteilt. Mit dem Bau der neuen Verbindungsleitung beginnen die Stadtwerke im Spätjahr 2020; die Fertigstellung ist Ende 2022 geplant.

Niedriger Primärenergiefaktor

Aufgrund ihrer Entstehung ist die Karlsruher Fernwärme eine äußerst klimaschonende und emissionsarme Heizenergie, die mit einem Primärenergiewert von nur 0,26 alle Anforderungen der Energieeinsparverordnung und der Wärmegesetze des Bundes und des Landes Baden-Württemberg erfüllt. Insgesamt ist der Karlsruher Fernwärme-Ausbau ein wichtiger Beitrag zur Energiewende und eines der größten Klimaschutz-Projekte in Baden-Württemberg. Nicht zuletzt aufgrund der Fernwärme haben die Stadtwerke Karlsruhe im Jahr 2016 zum zweiten Mal den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg gewonnen.

EHP-Redaktion

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