Beginn der Bauarbeiten einer Fernkälteleitung, die u.a. mit Geothermie erzeugte Fernkälte vom Energiestandort Süd in die Münchner Innenstadt bringen soll

Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der SWM, an der Baustelle für die Fernkälteleitung, die den Energiestandort Süd an die Münchner Innenstadt anschließen soll (Quelle: SWM)

In den Sommermonaten erwärmt sich gerade die Innenstadt immer stärker. Ein Mittel dagegen ist Fernkälte. Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der SWM: „Wir erzeugen die Fernkälte zentral und verteilen sie über Rohrleitungen an die Abnehmer. Erneuerbare Energien leisten einen erheblichen Beitrag zur Kälteerzeugung. Dadurch sinkt die CO2-Belastung deutlich. Zudem entfallen individuelle Klimaanlagen in den Gebäuden und deren Abwärme vor Ort. Damit wirkt die Fernkälte der sommerlichen Hitzeglocke über der Innenstadt sowie der Gesamterwärmung Münchens entgegen.“

Die Verlegung der rund 5 km lange Kältetransportleitung soll bis Herbst 2021 abgeschlossen sein. Am Energiestandort Süd errichten sie SWM neben der dort vorhandenen Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-)Anlage zurzeit Deutschlands bislang größte Geothermieanlage, die zur Heizsaison 2021 in Betrieb sein soll. In die Gesamtbaumaßnahme aus Erzeugung und Leitungsbau investieren die SWM rund 80 Mio. Euro.

Die Wärme aus Geothermie und KWK wird sowohl für die Versorgung der Münchner mit Fernwärme genutzt werden, als auch zur Erzeugung der Fernkälte. In Absorptionskältemaschinen wird die vorhandene Wärme in Fernkälte umgewandelt und über die neu entstehende Transportleitung den Kunden entlang der Trasse sowie in der Innenstadt zur Verfügung gestellt.

Fernkälte ist gefragt

Schon mehr als 60 Hotels, Bürogebäude und Warenhäuser allein in der City werden von den SWM mit Fernkälte versorgt; der Anschluss von rund 60 weiteren Immobilien ist bereits in der Projektierung. Das Innenstadtnetz ist aktuell gut 12 km lang und wächst jedes Jahr weiter. Hier wird in bislang drei Fernkältezentralen die natürliche Energie des unterirdisch fließenden Westlichen Stadtgrabenbachs genutzt – im Winter ausschließlich, sonst unterstützt von Kompressionskältemaschinen. Die Nutzung des kalten Bachwassers ermöglicht hier die Energieeinsparung gegenüber individuellen Kälteanlagen von rund 70 %.

Auch an bald sieben anderen Stellen in der Stadt setzen die SWM auf die natürliche Kälte des Grundwassers. Dabei gehen sie noch einen Schritt weiter. Im Fernkältenetz in Moosach etwa, in das auch die SWM-Zentrale eingebunden ist, wird die Abwärme aus dem städtischen Rechenzentrum zur Vorwärmung des Beckenwassers im nahegelegenen Dantebad sowie – über Wärmepumpen – zur Wärmeversorgung von 114 neuen SWM-Werkswohnungen genutzt. Ebenso soll das Fernkältenetz in naher Zukunft die Eisfreihaltung des neuen MVG-Busbetriebshofs gewährleisten. Durch die Kopplung von Kälte- und Wärmebedarf, wo immer es möglich ist, sorgen die SWM dafür, dass das genutzte Grundwasser weit geringer erwärmt wird, als es die strengen Umweltauflagen erlauben.

EHP-Redaktion

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