Im Inneren besteht der Container aus Second-Life-Lithium-Ionen-Modulen. Dafür wurden die Akkus aus fünf Audi e-trons neu aufbereitet.

Im Inneren besteht der Container aus Second-Life-Lithium-Ionen-Modulen. Dafür wurden die Akkus aus fünf Audi e-trons neu aufbereitet. Egon Schubert (links), Geschäftsführer innofas GmbH, und Dr. Egon Westphal (rechts), Technikvorstand des Bayernwerks, stellen den neuen Stromspeicher vor der Regensburger Unternehmensleitung des Bayernwerks vor. (Quelle: altrofoto.de, Uwe Moosburger/Bayernwerk AG)

Oskar II heißt der innovative Speichercontainer, den die Bayernwerk Netz GmbH in Zusammenarbeit mit der Innofas GmbH entwickelt hat. Der Name spielt auf den Bayernwerk-Gründer Oskar von Miller an. Der vielseitig einsetzbare Speicher besteht aus gebrauchten Batterien und wurde am 19. Februar 2021 auf dem Gelände des Bayernwerks in Regensburg in Betrieb genommen.

Insgesamt bietet die Anlage eine Kapazität von 480 Kilowattstunden. Möglich machen das die gebrauchten Lithium-Ionen-Akkus von Audi-Testfahrzeugen, eine integrierte PV-Anlage auf dem Dach und ein Energiemanagementsystem. Der Speichercontainer ist ein Prototyp und verfügt über drei Ladepunkte für Elektrofahrzeuge. „Mit dem Fortschreiten der Energiewende spielen Speichermöglichkeiten eine immer größere Rolle. Denn wir brauchen sie für die intelligente Steuerung der Netze ebenso wie für die Elektromobilität. Im Falle von Oskar II. greifen beide Sektoren ineinander“, sagt Dr. Egon Westphal, Technikvorstand des Bayernwerks. „Neben der intelligenten Speicherfunktion hat bei Oskar II. auch der Aspekt Nachhaltigkeit im Zentrum der Überlegungen gestanden“, erläutert Egon Schubert, Geschäftsführer und Inhaber der innofas GmbH. Westphal ergänzt, dass das Bayernwerk mit der Innovation auch eine gut organisierte Kreislaufwirtschaft ankurbeln wolle – denn mit dem Ausbau der Elektromobilität fallen zukünftig auch immer mehr Akkus zur Wiederaufbereitung an. Ihnen soll das Projekt einen zweiten Lebenszyklus ermöglichen.

Einsatz beim „Peak Shaving“ und im Inselbetrieb

Durch das intelligente Energiemanagementsystem kann der Container zum „Peak Shaving“ genutzt werden, also als ausgleichendes Element beim Netzmanagement dienen. Beispielsweise kann die überschüssige Energie einer Photovoltaik- oder Windenergieanlage gespeichert und dann bei Lastspitzen genutzt werden. Durch solche Lösungen können die Verteilnetze besser ausgelastet und noch mehr dezentrale Erzeugungsquellen an unser Stromnetz angeschlossen werden.

Oskar II. lässt sich auch für den „Inselbetrieb“ einsetzen, also dort, wo gar kein Netz oder nicht ausreichend Kapazität zur Verfügung steht. Naheliegend ist zum Beispiel der temporäre Einsatz bei Veranstaltungen im Freien oder als Schnellladestation auf Autobahnraststätten mit geringer Anschlussleistung. Oskar II. kann die eigentliche Netzleistung temporär erhöhen. „Nicht in allen ländlichen Gebieten ist genügend Leistung für Schnellladestationen vorhanden. Mit solchen mobilen Lösungen können Schnellladestationen auch an abgelegenen Orten realisiert werden. So bringen wir den Ausbau der Elektromobilität noch schneller voran“, erläutert Westphal.

Modulares System ermöglicht bidirektionales Laden

Die Einsatzmöglichkeiten eines solchen Containers sind vielseitig. Das System ist modular und kann individuell angepasst werden, etwa für die Nutzung von Autos als Energiespeicher. „Auf dem Weg in die Energiezukunft wird auch das bidirektionale Laden – also der Stromtransfer in zwei Richtungen – eine immer größere Rolle spielen. Wir brauchen ein intelligentes Zusammenspiel von Fahrzeugen, Ladeinfrastruktur und Stromnetzen“, erläutert Westphal. Durch den Einbau einer bidirektionalen Ladeschnittstelle könne die Kapazität des Energiespeichers künftig temporär erhöht werden. Elektrofahrzeuge könnten dann nicht nur Strom tanken, sondern auch als Speicher dienen und bei Bedarf Energie je nach Situation an das öffentliche Netz („vehicle to grid“) oder das Kundennetz („vehicle to business“) abgeben.

Testbetrieb auf dem Bayernwerk-Gelände

Der mobile Speicher läuft beim Bayernwerk im Testbetrieb in verschiedenen Anwendungen. Die aus dem Betrieb gewonnenen Daten bilden dann die Grundlage für die weitere Optimierung mobiler Speicherlösungen. Im ersten Schritt nutzt das Bayernwerk die Anlage in ihrer Grundfunktion als Ladeeinrichtung mit zwei Wechselstrom-Ladepunkten mit jeweils 22 Kilowatt Ladeleistung sowie einer Gleichstrom-Schnellladestation mit 150 Kilowatt Ladeleistung. „Im zweiten Schritt untersuchen wir, nach einigen baulichen Veränderungen, den Ausgleich der Lastspitzen“, sagt Westphal. Insgesamt befinden sich in der Tiefgarage des Bayernwerks 50 Ladepunkte, die vor allem über die Mittagszeit genutzt werden. Ziel ist es, dass der Container die Anschlussleistung bei Bedarf erhöht, sodass auch Bedarfspeaks bewältigt werden können.

ew-Redaktion

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