ew-Magazin II 2019 / Titelthema Stadtwerke

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Die Dynamik dieser Bewegung zeigt, welche Kraft durch gemeinsame Aktionen erzeugt werden kann. Sie erinnert auch daran, dass Klimaschutz eine große Gemeinschaftsaufgabe ist und nur durch das Zusammenspiel der Kräfte gelingen kann.

Stadtwerke stellen sich den Anforderungen einer umweltverträglichen Energie- und Wärmeversorgung bereits seit Jahren. Sie tragen mit Investitionen in erneuerbare Energien, in die Modernisierung von Infrastrukturen und in Energieeffizienzmaßnahmen aktiv dazu bei, die Dekarbonisierung der Energieversorgung voranzutreiben. Auch wenn die Energiewirtschaft bisher die einzige Branche ist, die ihre Emissionsminderungsziele erfüllt, so werden die nötigen weiteren Maßnahmen immer teurer und schwieriger umzusetzen sein. Umso wichtiger werden Lösungen, mit denen sich ein modernes Energiesystem intelligent steuern lässt. Ein zunehmend dezentrales Energiesystem kann durch intelligente Verknüpfung vielseitige Synergien ermöglichen. Die Dekarbonisierung über alle Sektoren hinweg macht neue Formen der Zusammenarbeit innerhalb von Stadtwerken und in ihren klassischen Geschäftsfeldern Energie- und Wärmeversorgung sowie ÖPNV und gegebenenfalls auch Telekommunikation möglich. Sektorenkopplung und ein effizientes neues Energiesystem erfordern aber auch eine stärkere Zusammenarbeit und Verknüpfung von Stadtwerken untereinander sowie mit Unternehmen anderer Branchen, um die vielseitigen Anforderungen an eine moderne Daseinsvorsorge wirtschaftlich erfüllen zu können.

Klimaschutz treibt aber nicht nur den technologischen und wirtschaftlichen Wandel von Stadtwerken voran, sondern ist auch Teil der veränderten Erwartungshaltung der Kunden. Das große Vertrauen, das Stadtwerke bei ihren Kunden nach wie vor genießen, kann durch innovative Lösungen für mehr Klimaschutz und damit auch für mehr Lebensqualität gesteigert werden. Die Verbesserung der Lebensqualität durch smarte Anwendungen, die es den Kunden ermöglichen, aktiv Energieeffizienzpotenziale zu heben oder nachhaltiger wohnen und arbeiten zu können, rückt Stadtwerke heute näher an ihre Kunden und schafft neue Kundenangebote und damit neue Geschäftsmodelle.

Aufgrund der Komplexität dieser Fragestellungen und der hohen Skalierungserfordernisse ist Zusammenarbeit und Kooperation ein Schlüssel. Nur so können neue Angebote wirtschaftlich attraktiv entwickelt werden. Die gemeinsame Entwicklung von Ideen und die gemeinsame Nutzung von Plattformen bietet Vorteile für die Kunden – und für die Stadtwerke selbst.

Gerade auf der Suche nach digitalen Lösungen erkennen immer mehr Stadtwerke, dass Eigenentwicklungen für den Einsatz im lokalen Umfeld viel zu teuer sind und gegebenenfalls an den Kundenbedürfnissen vorbeigehen. So wie Klimaschutz nur als Gemeinschaftsaufgabe gelingen kann, so ergeben sich auch die Skaleneffekte im Bereich der Digitalisierung aus der Zahl ihrer Nutzer.

Bis heute haben sich Stadtwerke gut im Wettbewerb behauptet. Aber angesichts des wachsenden Interesses branchenferner Wettbewerber zum Beispiel aus der Immobilien- und Automobilwirtschaft sowie der IT-Wirtschaft an neuen energienahen Dienstleistungen wird dieser Wettbewerb intensiver und dynamischer werden. Über Kooperationen können Stadtwerke Schnelligkeit gewinnen sowie Kosten- und Qualitätsvorteile generieren und damit ihre gute Marktposition erhalten.

Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung, Trianel GmbH, Aachen

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ew-Redaktion