Durch innovative Formen digitaler Kommunikation sollen Erzeugung und Verbrauch schon auf der untersten Spannungsebene ausgeglichen werden.

Durch innovative Formen digitaler Kommunikation sollen Erzeugung und Verbrauch schon auf der untersten Spannungsebene ausgeglichen werden. (Quelle: Mainova)

Wie lässt sich lokal erzeugter Strom aus erneuerbaren Energien mit eigenem Verbrauch und Speicherung ausbalancieren? Wie können Prosumer dazu motiviert werden, die Flexibilitäten der dezentralen Energieerzeugung intelligent zur Eigenoptimierung zu nutzen? Auf diese Fragen hat das Projekt „Kraft – Kundenorientierte Flexibilitätspotenziale erschließen“ nach knapp drei Jahren Laufzeit eine marktreife Antwort gefunden. Zentraler Baustein der Lösung: eine IT-Plattform von Soptim, die alle Komponenten eines Demand-Response-Managements abbildet und die Prozesse der intelligenten lokalen Flexibilitätsoptimierung unterstützt und transparent macht.

„Im Projekt Kraft haben wir zusammen Methoden und Werkzeuge zur Erschließung und Steuerung von Flexibilitätspotenzialen entwickelt“, erläutert Yves van Cauteren, bei Soptim Product Owner der entwickelten Plattformlösung. „Hierfür werden Ist- und Soll-Situation erfasst, bisherige Hindernisse analysiert und Lösungswege skizziert. Ziel ist es, Potenziale durch innovative Formen digitaler Kommunikation zwischen Erzeugern und Verbrauchern besser nutzbar zu machen und damit einen Beitrag zur Beschleunigung der Energiewende und zum Klimaschutz zu leisten. Außerdem trägt es zur Entlastung der Netze bei, wenn Ungleichgewichte bei Erzeugung und Verbrauch schon auf der untersten Spannungsebene abgefedert werden.“

Soptim-Plattform mit mehreren Funktionsbausteinen

Die Plattform von Soptim für das lokale Energiemanagement besteht aus mehreren Funktionsbereichen. Entscheidend ist, dass jeder Prosumer messwertbasiert seine aktuelle Energiesituation im Gebäude verfolgen kann. Der dafür zuständige Lösungsbaustein ermöglicht unter anderem eine transparente Darstellung der aktuellen Verbrauchs- und Erzeugungswerte, die Einbeziehung von Elektrofahrzeugen und Stromspeichern, eine Energieprognose für die nächsten sieben Tage und diverse Visualisierungsfunktionen.

Darüber hinaus muss ein Prosumer tiefer in die Prozesse des Erzeugens, Verbrauchens und Speicherns schauen können, damit er eine aktive Rolle im künftigen Energiesystem einnehmen kann. Dabei hilft ihm die Darstellung der Energiebilanz im Gebäude in Form einer 24-Stunden-Kreisgrafik. Der Grad seiner Versorgungsautarkie wird permanent errechnet und leicht verständlich dargestellt. Dadurch werden auch Verschiebe- und Verkaufspotenziale sichtbar. Das heißt, der Prosumer erkennt auf einen Blick, wann er zum Beispiel den Anteil der Eigennutzung des selbst erzeugten Stroms steigern, also den Fremdbezug drosseln und damit seine CO2-Bilanz verbessern kann.

Auch bietet die Plattform die Möglichkeit, bestimmte Szenerien zu simulieren. Beispielsweise könnte ein Prosumer mit diesem Tool hochrechnen, wie sich der Eigenverbrauchsanteil des selbst erzeugten Stroms steigern lässt, wenn ein Speicher oder ein Elektrofahrzeug ins Spiel kommt. Da die Soptim-Plattform eine direkte Verbindung zum Lieferanten herstellt, könnte der Versorger dem Prosumer auf Basis der gewonnenen Daten maßgeschneiderte Angebote machen.

Um zum aktiven Mitmachen und zu Verhaltensveränderungen zu motivieren, hat Soptim auf der Plattform auch spielerische Elemente eingebaut. So gibt es beispielsweise das Feature „Schlag deine Prognose“. Den Eigenverbrauchsanteil über den prognostizierten Wert zu steigern, ist ein intrinsischer Treiber. Andererseits könnten Lieferanten ihre Kunden auch belohnen, wenn diese den Wettbewerb gegen die Systemprognose gewinnen. So könnten e-Coins in Aussicht gestellt werden, die gegen Dienstleistungen eingetauscht werden können. Das trägt – wichtiger Nebeneffekt – zur Kundenbindung bei.

Auch mit Speichern und aktiver Bewirtschaftung der eigenen Energiebilanz wird es ohne den Handel mit anderen Beteiligten nicht gehen – dafür gibt es eine „Sharing-Funktionalität“, die es ermöglicht, Flexibilitäten gezielt in Verträge zu gießen und zu vermarkten.

Marktentwicklung macht Plattformlösung zunehmend attraktiv

Yves van Cauteren ist überzeugt, dass die im Kraft-Projekt entwickelte Plattformlösung in Zukunft stark an Attraktivität gewinnen wird. Einerseits hängt dies mit dem Rollout intelligenter Messsysteme zusammen, denn mit ihnen können die für das Flexibilitätsmanagement benötigten Messdaten gewonnen werden. Andererseits fallen demnächst nach und nach viele Photovoltaik-Anlagen aus der EEG-Förderung. Deren Betreiber müssen sich dann Gedanken machen, wie sie sie diese möglichst wirtschaftlich weiterbetreiben können. „Eine solche Plattform ist in dieser Situation das ideale Instrument, die eigene Erzeugungsanlage aktiv zu bewirtschaften.“

ew-Redaktion

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