KWK-Anlage stabilisiert Stromnetz

Erfolgreicher Test: Bayernwerk, Consolinno und TenneT zeigen, wie dezentrale Anlagen zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen können.

Dezentrale Anlagen wie KWK-Anlagen, Wärmepumpen oder Biogasanlagen müssen in Zukunft zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen. Wie dies technisch realisiert werden kann, haben jetzt der Verteilnetzbetreiber Bayernwerk, das Start-up Consolinno Energy und der Übertragungsnetzbetreiber Tennet im Rahmen des Forschungsprojekts C/Sells gezeigt. Dabei hat eine Wärmelastverschiebung in einer dezentralen KWK-Anlage dazu beigetragen, das Stromnetz zu stabilisieren.

KWK-Anlage ermittelt selbstständig Flexibilitätspotenzial

Bei dem Testabruf wurde auf Anforderung von Tennet die Einspeisung einer von Consolinno gesteuerten KWK-Anlage, die am Nieder- und Mittelspannungsnetz des Bayernwerks angebunden ist, erhöht. So konnte sie dem Netz in einer Engpasssituation den zur Stabilisierung notwendigen Strom zur Verfügung stellen. 

Neu ist, dass die Anlage mit einer Technologie von Consolinno selbstständig auf der Basis künstlicher Intelligenz ihr Flexibilitätspotenzial feststellt. Das Flexibilitätspotenzial einer einzelnen Anlage kann dann weiter aggregiert werden oder direkt kontinuierlich in einer Zeit von 36 Stunden bis zu 20 Minuten vor der Erbringung dem Netzbetreiber mitgeteilt werden. Die Anlagen befinden sich dabei in der normalen Vermarktung und Betriebsweise und melden zusätzlich freie Flexibilitätsmengen in Form von Fahrplänen, die der Netzbetreiber dann aktiv in die Planung einbinden kann.

„Wir haben mit dieser Hard- und Softwarelösung erstmalig einen neuartigen, intelligenten Prozess entwickelt, der die Flexibilitäten verschiedener Kleinanlagen im laufenden Betrieb aggregiert und dynamisch sowie aktiv dem Netzbetreiber zur Verfügung stellt“, erläutert Klaus Nagl, Geschäftsführer von Consolinno. „Damit erreichen wir die Wirkungskraft konventioneller Großkraftwerke. Das System reagiert durch die Aggregation äußerst schnell auf Schwankungen, wodurch die Stabilität des Stromnetzes der Zukunft erhalten werden kann.“

Zusammenspiel der Netzbetreiber im Fokus

„In jeder Netzebene müssen die bestehenden Engpässe behoben werden, ohne neue Engpässe in weiteren Netzebenen hervorzurufen und die Versorgungssicherheit zu beeinträchtigen“, sagte Peter Thomas, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH. „Flexibilität von Anlagen, die im Verteilnetz angebunden sind, werden zunehmend sowohl von Übertragungsnetz- als auch von Verteilnetzbetreibern benötigt. Deshalb rückt die Frage der Zusammenarbeit und der netzbetreiberübergreifenden Abstimmung in den Fokus, um auch bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien eine sichere und kostengünstige Versorgung mit Strom zu gewährleisten.“

„Allein in Bayern gibt es mehrere tausend KWK-Anlagen, Wärmepumpen und Biogas-Anlagen, bundesweit sind es viele tausend mehr. Sie können die Flexibilität des Energiesystems erhöhen und so einen Beitrag zur sicheren und dezentralen Energiewende in Bayern und Deutschland leisten“, betont Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Der Übertragungsnetzbetreiber untersucht gemeinsam mit Partnern in mehreren Pilotprojekten die Potenziale dezentraler Flexibilitäten, um den Bedarf an neuen Stromleitungen nach 2030 zu reduzieren. 

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