In dem Monitoringbericht 2019 analysieren Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt die aktuellen Entwicklungen auf den deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkten.

In dem Monitoringbericht 2019 analysieren Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt die aktuellen Entwicklungen auf den deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkten. (Quelle: BNetzA)

"Die Marktanteile der fünf großen Stromerzeuger sind seit Jahren rückläufig“, betont Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, bei der Vorstellung des Monitoringberichts. „Obwohl derzeit keine hinreichenden Anzeichen für eine Marktbeherrschung bei der Stromerzeugung festzustellen sind, müssen wir die Entwicklungen auf diesem Markt nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen der Energiewende aber weiter eng beobachten. Marktbeherrschung kann etwa in Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, wieder ein wichtiges Thema sein.“

Bei insgesamt rückläufigen Marktanteilen der größten fünf Stromerzeuger haben sich jedoch die relativen Gewichte in dieser Gruppe in den vergangenen Jahren verschoben. Gründe dafür sind vor allem die Veräußerung der Braunkohleaktivitäten von Vattenfall an die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) und die Übernahme der Eon-Tochter Uniper durch die finnische Fortum. Marktführer ist weiterhin RWE, aber nunmehr mit weitem Abstand vor den anderen Unternehmen.

„Zusätzlich zu den im Energiemonitoring ermittelten Marktanteilen bei der Stromerzeugung bedarf es weitergehender Analysen, um die Marktpositionen der großen Stromerzeuger zu bewerten. In dem Fusionskontrollverfahren RWE/Eon haben wir festgestellt, dass RWE zwar in einer nicht unerheblichen Anzahl von Stunden im Jahr unverzichtbar für die Deckung der Stromnachfrage war, aber noch nicht in einem Ausmaß, dass die Annahme einer Marktbeherrschung begründet hätte“, so Mundt. Allerdings wird der kommende Marktmachtbericht des Bundeskartellamtes diese Analyse fortschreiben.

Konventionelle Erzeugungskapazitäten sinken weiter

Ende 2018 hatte sich der Bestand der Erzeugungskapazitäten der konventionellen Energieträger minimal um 0,7 GW auf 103,3 GW verringert. Kapazitätszuwächse konnten die erneuerbaren Energien verzeichnen, hier wurden rund 6,6 GW zugebaut, so dass die installierte Leistung nun bei 118,2 GW liegt. Die Einspeisung aus Solaranlagen stieg um 15,2 Prozent, die gesamte Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien um 2,9 Prozent. Für den Zubau von Windenergieanlagen an Land wurde 2018 das Ausbauziel nicht erreicht. Von den angestrebten 2,8 GW konnten lediglich 2,5 GW zugebaut werden. Das ist vor allem im Vergleich zu dem starken Brutto- Zubau im Jahr 2017 (5,4 GW) bei gleichem Ausbauziel ein beachtlicher Rückgang.

Volumen der Abregelungen ist rückläufig

Mit rund 592,3 TWh lag die Nettostromerzeugung um rund 9,1 TWh unter dem Vorjahreswert, was vor allem auf die gesunkene innerdeutsche Nachfrage zurückzuführen ist.

Trotz des Zubaus und der erhöhten Einspeisung aus erneuerbaren Energien konnten im Jahr 2018 weiterhin rund 97 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zum Letztverbraucher transportiert werden. Das Volumen der Abregelung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen aufgrund von Netzengpässen ging im Vergleich zum Jahr 2017 leicht zurück, stärker gesunken ist die Abregelung von konventionellen Energieträgern im Rahmen des Redispatch, die bei 2,1 Prozent der gesamten Einspeisung aus konventionellen Energieträgern lag.

Großhandelspreise steigen

Die Stromgroßhandelspreise sind im Jahresdurchschnitt 2018 erneut deutlich gestiegen. Erkennbare Auswirkungen auf die Struktur der Handelsprodukte hatte auch die faktische Trennung des gemeinsamen Marktgebiets von Deutschland und Österreich im Oktober 2018.

Lieferantenwechsel stagnieren

Wie in den Vorjahren lagen die kumulierten Marktanteile der absatzstärksten Stromanbieter und Gaslieferanten bei der Belieferung von leistungsgemessenen und Standardlastkunden auf den jeweiligen Einzelhandelsmärkten deutlich unter den gesetzlichen Vermutungsschwellen für eine marktbeherrschende Stellung. Gleichwohl könnten laut Monitoringbericht noch mehr Kunden von diesen positiven wettbewerblichen Vorzeichen profitieren.

„Ein Lieferanten- oder Vertragswechsel für Haushaltskunden in der Grundversorgung lohnt fast immer. Die Zahlen zeigen, dass wir die Endkundenmärkte noch stärker in den Fokus rücken müssen. Die Lieferantenwechselzahlen stagnieren sowohl für Gas- als auch Stromkunden. Der Anteil der Haushaltskunden in der Grundversorgung ist weiterhin zu hoch“, sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Haushaltskunden in Deutschland können im Schnitt zwischen 130 Strom- und mehr als 100 Gaslieferanten wählen, trotzdem haben weiterhin rund 27 Prozent der Strom- und 18 Prozent der Gaskunden einen Grundversorgungsvertrag. „Hier gilt es verstärkt nach Gründen zu suchen. Durch einen Wechsel lässt sich für viele Haushalte trotz steigender Preise Geld sparen.“

Strompreise für Haushaltskunden steigen

Der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden war zum Stichtag 1. April 2019 erstmals über die Schwelle von 30 Ct/kWh gestiegen und lag mit 30,85 Ct/kWh rund 1 Ct höher als im Vorjahr. Die Strompreise für Gewerbe- und Industriekunden stiegen ebenfalls, wenn auch in etwas geringerem Umfange an, nämlich um rund 0,66 Ct/kWh auf 22,22 ct/kWh bzw. um 0,68 Ct/kWh auf nunmehr 15,98 ct/kWh. Treiber für den Anstieg ist vor allem der gestiegene Großhandelspreis.

Auch der durchschnittliche Gaspreis für Haushaltskunden stieg zum Stichtag um 0,27 Ct/kWh auf 6,34 Ct/kWh an; der durchschnittliche Gaspreis für Gewerbe- und Industriekunden ist um 0,15 Ct/kWh auf 4,55 Ct/kWh bzw. um 0,04 Ct/kWh auf 2,86 Ct/kWh gestiegen.

Der aktuelle Monitoringbericht sowie weitere Informationen sind unter www.bundesnetzagentur.de/berichte veröffentlicht.

ew-Redaktion

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