Ladeinfrastruktur für Elektromobilität

Intelligentes Laden ist technologisch der Schlüssel zum Erfolg, um die erforderlichen Investitionen in das Verteilungsnetz zu reduzieren. (Quelle: EnBW/Kolle Rebbe)

Bis zum Jahr 2030 sollen rund zehn Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland betrieben werden. Parallel dazu muss eine entsprechende Ladeinfrastruktur aus öffentlichen und privaten Ladestationen aufgebaut werden. Die vorhandene Stromnetzinfrastruktur ist dafür in den nächsten Jahren noch weitgehende ausreichend, betonten Dr. Martin Konermann, technischer Geschäftsführer der Netze BW, Thomas Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stromnetz Berlin, und Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Allerdings sind die Voraussetzungen regional sehr unterschiedlich.

Intelligentes Laden ist Schlüssel zum Erfolg

In Berlin wird außer der steigenden Anzahl an Elektro-Pkw die zunehmende Elektrifizierung des ÖPNV, vor allem der Busflotte, bis zum Jahr 2030 eine entscheidende Rolle spielen. „Aufgrund der guten Grundstruktur unseres Verteilnetzes können wir aktuell bereits rund 250.000 Elektrofahrzeuge integrieren, ohne dass es zu einer Instabilität des Netzes käme“, so Schäfer.

Für den zu erwartenden Boom der Elektromobilität sei jedoch eine enge Zusammenarbeit von Infrastrukturbetreibern, Mobilitätsanbietern, Politik und öffentlicher Verwaltung notwendig. Nur so könne Stromnetz Berlin die erforderlichen Leistungen und Infrastrukturen rechtzeitig bereitstellen. „Intelligentes Laden ist dabei technologisch der Schlüssel zum Erfolg, da auf diese Weise die erforderlichen Investitionen in das Verteilungsnetz optimiert werden“, betont Schäfer.

E-Mobility-Allee als Testregion für die Elektromobilität

Für die EnBW-Tochter Netze BW ist der Hochlauf der Elektromobilität inzwischen ein maßgeblicher Faktor für die strategische Planung und auch für die Investitionen. So will der Netzbetreiber bis zum Jahr 2025 insgesamt 500 Millionen Euro in die Netzinfrastruktur investieren, um für den Hochlauf der Elektromobilität gerüstet zu sein. „Bei der sicheren Netzintegration der Elektromobilität verlassen wir uns nicht nur auf Prognoseinstrumente. Wo Menschen beteiligt sind, tut man gut daran, sich die Dinge auch im wirklichen Leben anzuschauen“, erklärt Konermann.

„Unsere Erfahrungen aus der E-Mobility-Allee in Ostfildern bei Stuttgart zeigen, dass es gut ist, sich rechtzeitig um das Thema zu kümmern. Aber die Herausforderungen und Investitionen sind beherrschbar.“ Aber auch bei diesem Projekt hat sich gezeigt: Ein intelligentes Lademanagement ist der Schlüssel für die optimale Integration der Elektromobilität in das Energiesystem.

Politik muss Voraussetzungen für intelligentes Lademanagement schaffen

Die Energiebranche fordert daher, dass die Ladevorgänge entsprechend der Netzbelastung gesteuert werden können. Dadurch kann Netzengpässen vorgebeugt und der Bedarf an Netzverstärkung oder Netzausbau reduziert werden. „Die Netzbetreiber haben vielfältige Instrumente entwickelt, um sich auf einen sprunghaften Anstieg der E-Autos vorzubereiten. Jetzt muss der Gesetzgeber zügig die Voraussetzungen schaffen, damit diese auch zum Einsatz kommen können“, fordert Kapferer. So müsse zuallererst dafür gesorgt werden, dass die privaten Ladeeinrichtungen die technische Fähigkeit für intelligentes Lademanagement aufweisen. Hier könne die angekündigte Förderung für private Ladeinfrastruktur ein starker Hebel sein. Zudem sollten laut Kapferer im Energiewirtschaftsgesetz stärkere Anreize geschaffen werden, damit Kunden sich am intelligenten Lademanagement auch wirklich beteiligen. „Reduzierte Netzentgelte reichen hierfür nicht aus.“

Für den gewünschten Erfolg der Elektromobilität in Deutschland müsse zudem sichergestellt werden, dass jeder Mieter und Wohnungseigentümer eine Ladesäule einbauen kann, wenn er die Finanzierung sicherstellt. Hierfür sei zügig das Miet- und Wohnungseigentumsrecht anzupassen. Die gleiche Regel sollte dann auch für Gewerbekunden und ihre Fahrzeugflotten gelten.

Martin Heinrichs

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