Bild 1. Stadtwerke können im Submetering das Smart-Meter-Gateway als hochsichere Kommunikationsinfrastruktur gewinnbringend für neue digitale Geschäftsmodelle nutzen.

Bild 1. Stadtwerke können das Smart-Meter-Gateway als hochsichere Kommunikationsinfrastruktur gewinnbringend für neue digitale Geschäftsmodelle nutzen. (Quelle: Voltaris)

Nun ist also endlich der Startschuss für den verpflichtenden Rollout intelligenter Messsysteme (iMSys) gefallen. Für die Stadtwerke liegt die Herausforderung jetzt darin, das Kerngeschäft (die Versorgung mit Strom und Gas), die Umsetzung der neuen digitalen Prozesse und die Ansprüche der Kunden unter einen Hut zu bringen – und diese Ansprüche werden steigen. Nur wenn das regionale Stadtwerk attraktive Lösungen anbietet, die den Kunden nutzen und gleichzeitig die Energiewende voranbringen, wird es im Wettbewerb bestehen können. Die Investitionen in IT, Systeme und in die Qualifikation der Mitarbeiter sind extrem hoch und binden hohe Ressourcen. Auch das ist ein Ansporn dafür, das Gateway als hochsichere Kommunikationsinfrastruktur gewinnbringend für neue Produkte zu nutzen (Bild 1). Es gibt bereits eine ganze Reihe digitaler Geschäftsmodelle auf Basis des iMSys, die sich heute schon umsetzen lassen – zum Beispiel die Visualisierung der Energiedaten, zeit- und lastvariable Tarife, Energie-Apps zum Stromsparen oder eine intelligente Haussteuerung.

Mehrwertlösungen mit dem intelligenten Messsystem

Das iMSys ermöglicht den Endverbrauchern die volle Transparenz über ihren Stromverbrauch durch die Visualisierung der Verbrauchsdaten im Webportal. Außerdem bietet es die Möglichkeit, künftig variable Stromtarife zu nutzen oder die eigene PV-Anlage optimal zu steuern, zum Beispiel zum Laden des Elektroautos über eine intelligente Ladeinfrastruktur. Auch Gewerbekunden, vor allem Filialisten, profitieren von den Möglichkeiten der iMSys. Das Gewerbekundenportal von Voltaris zum Beispiel ist speziell auf die Bedürfnisse von Kunden zugeschnitten, die ein professionelles Energiemanagement betreiben und den Energieverbrauch mehrerer Standorte auswerten und miteinander vergleichen müssen. Das Portal dient dabei als Energiemanagementtool für das Monitoring und Controlling der Energieverbräuche. Nur mit solch attraktiven Zusatzleistungen wird sich der Rollout für die EVU auch wirtschaftlich lohnen – nicht nur, um neue Kunden zu gewinnen, sondern vor allem um bestehende Kunden zu binden. Denn gerade die Lösungen »hinter dem Zähler« stellen einen direkten Kanal zum Kunden dar und binden ihn auch emotional ans Stadtwerk. Die neue Messtechnik, basierend auf dem iMSys, ermöglicht interessante Mehrwertdienste – ohne Preisbindung und auch außerhalb des lokalen Netzes. Daher ist es nicht nur für große EVU interessant, sich als wettbewerbliche Messstellenbetreiber (wMSB) zu positionieren.

Neue Marktchancen mit Submetering

Spätestens wenn ab dem Jahr 2021 der Gebäudeeigentümer als Anschlussnehmer den Messstellenbetreiber frei wählen kann und Bündelangebote nach § 6 MsbG platziert werden können, wird Submetering zu einem essenziellen neuen Geschäftsfeld für Stadtwerke, denn damit können attraktive weitere Marktfelder erschlossen werden – zum Beispiel durch die Fernauslesung und Abrechnung von Heizkosten in größeren Immobilien. Hier können Stadtwerke ihre Vorteile ausspielen, denn im Gegensatz zu den branchenfremden Wettbewerbern kennen sie die energiewirtschaftlichen Prozesse. Zudem haben sie als Messstellenbetreiber für Strom und Gas den Zugriff auf die Zähler und verfügen über bereits bestehende Geschäftsbeziehungen mit den Haushaltskunden und der Wohnungswirtschaft. Gerade Mehrfamilienhäuser mit mehreren Messstellen und Verbrauchern sind prädestiniert für einen optionalen ­iMSys-Einbau und der Bereitstellung von Mehrwertdiensten. Stadtwerke, die als wettbewerblicher Messstellenbetreiber agieren, können ihre iMSys-Infrastruktur als Datenplattform für eine Vielzahl an Energiedienstleistungen einsetzen. Die regionalen Versorger genießen ein hohes Vertrauen bei den Verbrauchern und sind kommunal eng verzahnt. Auch die Wohnungswirtschaft ist meist lokal verankert und bietet einen großen Absatzmarkt für die dezentrale Stromerzeugung und Elektromobilität.

All diese Faktoren sind für Stadtwerke wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft. Aber die Zeit drängt, denn die großen Abrechnungsdienstleister in der Immobilienwirtschaft konkurrieren bereits um den Messstellenbetrieb.

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