Sind für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet: Dieter Feid, Kaufmännischer Vorstand von TWL, Oliver Lellek, Bereichsleiter Betrieb, und Thomas Mösl, Technischer Vorstand von TWL, in der modernisierten Querverbundleitwarte. (Quelle: TWL)
Vor der neuen Querverbundleitwarte der Technischen Werke Ludwigshafen überwachen und steuern TWL-Mitarbeiter rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr den Puls der Stadt. Denn über die Monitore auf den Tischen und an der Wand der Querverbundleitwarte haben sie nicht nur die gesamte Versorgung Ludwigshafens mit Energie und Wasser im Blick – und damit rund 1.600 Kilometer Stromnetz, 430 Kilometer Gasnetz, 90 Kilometer Fernwärmenetz und 510 Kilometer Wasser-Rohrnetz – sondern auch rund 150 Erzeugungsanlagen im gesamten Stadtgebiet.
Neben der spartenübergreifenden operativen Netzführung und -überwachung zählen daher die Steuerung der Erzeugungsanlagen, das Vorhalten der Regelenergie und damit die Versorgungssicherheit sowie das Störungsmanagement zu den Kernaufgaben der Querverbundleitwarte.
Querverbundleitwarte mit neuen Funktionen und Anwendungen
Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die damit zusammenhängende volatile Erzeugung von Strom stellt zunehmend eine Herausforderung für Versorgungssicherheit und Netzstabilität dar. Gleichzeitig müssen immer mehr dezentrale Erzeugungsanlagen in ein Netzleitsystem aufgenommen werden. Die zunehmende Digitalisierung bietet zwar eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten für die Integration von Funktionen und Anlagen in die Leitsysteme, Energiewende und Digitalisierung stellen damit aber auch deutlich höhere Anforderungen an die Verarbeitung von Prozessinformationen und somit an ihre technische Leistungsfähigkeit.
Die neue Leittechnik der Leitwarte erfüllt diese Anforderungen und bietet modernste Funktionen. „Nach fast 20 Jahren erfolgreichen Betriebs ist jetzt mit dem Umbau und der Modernisierung der Grundstein für die nächsten Jahrzehnte gelegt“, so Thomas Mösl, Technischer Vorstand von TWL.
Mitarbeiter melden sich über eine Plattform und mit nur einer Anmeldung an, entsprechend ihrer Qualifikation werden ihnen arbeitsplatzunabhängig ihre Aufgaben zugewiesen. Per Tastendruck können die Operatoren ihren Arbeitsplatz ohne Prozessunterbrechung auf einen weiteren Arbeitsplatz aufteilen, sodass sie ein zweiter Operator unterstützen kann.
Auch neue Anwendungen wurden in die Leitstelle integriert, beispielsweise die Netzberechnung, Schaltprogramme und -briefe, aber auch spartenübergreifend sogenannte höhere Entscheidungs- und Optimierungsfunktionen (HEO) bei Strom und Gas. Hierzu zählen zum Beispiel die Erkennung des echten aktuellen Netzzustands, der optimierende Lastfluss zur Ermittlung des optimalen Netzzustands, Verbrauchsprognosen und Simulationen. Aufgrund der ereignisabhängigen topologischen Einfärbungen lassen sich die Betriebszustände im Netz auf einen Blick visualisieren und auf Anhieb bewerten.
Für die Betriebssteuerung der Erzeugungsanlagen bietet die neue Technik ebenfalls zusätzliche Funktionen. Ein Beispiel ist die Mandantenfähigkeit, mit der das System mehreren Mandanten – also Kunden, in deren Auftrag TWL dezentrale Anlagen führt – Informationen liefern kann, ohne dass diese einen gegenseitigen Einblick in ihre Daten erhalten.
Die Einbindung des LoRaWAN-Funknetzes, das TWL in Ludwigshafen aufgebaut hat, sorgt zusätzlich für eine zügige Lokalisierung von Fehlerstellen, kürzere Ausfallzeiten und eine wirtschaftlichere Betriebsführung.
Notwendig wurde die Modernisierung, weil das Vorgängersystem durch die gewachsenen Anforderungen und Aufgaben an die Grenze der technischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gekommen war. „Mit der modernisierten Querverbundleitwarte sind wir nun für die erhöhten Anforderungen und weitere Herausforderungen, die die Energiewende noch in Zukunft bringen wird, gerüstet“, unterstreicht Dieter Feid, Kaufmännischer Vorstand von TWL.