Bild 1 zum Thema: Grundzüge Beleuchtungskonzept Sternenstadt Fulda

Bild 1. Muster-Leuchtenpark der RhönEnergie Fulda (Bild: RhönEnergie Fulda)

Eine tragende Säule ist dabei die Kooperation der Gebietskörperschaften mit dem regionalen Energieversorger Rhön­Energie Fulda GmbH, der für die öffent­liche Beleuchtung zuständig ist. Bereits seit vielen Jahren verfolgt der große hessische Versorger einen Kurs, der den Schutz der Nacht, das Wohl der Menschen und Tiere sowie die wirtschaftlichen Interessen der beteiligten Kommunen in Einklang bringt.

Die Ausgangslage: Die RhönEnergie Fulda GmbH (REF) betreibt in Fulda und 33 weiteren Kommunen im Landkreis Fulda und in benachbarten Landkreisen über 32 000 Leuchten, davon rd. 8 600 Leuchten im Stadtgebiet Fulda.

Bereits seit Ende der 1990er Jahre, lange bevor Lichtverschmutzung ein Thema wurde, rüstete die REF die ineffizienten und hohe Blaulichtanteile emittierenden Quecksilberdampflampen auf Natrium­dampflampen um. In Folge dessen gibt heute bereits etwa die Hälfte des Leuchtenbestands oranges Licht mit einer Farbtemperatur von deutlich weniger als 3 000 K ab (je größer der Wert, desto höher der Blauanteil). Motivation war damals die Energieeinsparung und die Insektenfreundlichkeit des warmen Lichts der Natriumdampflampen.

Die zweite Hälfte der Leuchten besteht aus Metallhalogendampf­lampen und Leuchtstoffröhren, die ebenfalls mit Lichtfarben ≤ 3 000 K installiert sind. Seit wenigen Jahren werden zunehmend LED-Leuchten eingesetzt. Nach umfangreichen Analysen entschied man sich frühzeitig, nur LED mit der Lichtfarbe ≤ 3 000 K einzusetzen. Besonders positive Ergebnisse in Richtung Umweltverträglichkeit wurden mit LED-Leuchten gemacht, die nahezu keine Blaulichtanteile haben und sich damit im Bereich von 2 000 K bewegen. Eine Schlüsselrolle spielt der Muster-Leuchtenpark der REF, in dem mehrere Dutzend Leuchten im Live-Betrieb getestet und interessierten Besuchern, z. B. Vertretern kommunaler Gremien, präsentiert werden können (Bild 1).

Weiterhin setzt die REF-Gruppe konsequent auf die Reduzierung der Leistung auf 50 % in den verkehrsschwächeren Zeiten. Wo in den Nachtstunden kein Licht benötigt wird, z. B. in Grünanlagen und an Bushaltestellen, werden die Leuchten komplett abgeschaltet. Aktuell führen die Beleuchtungsexperten der REF Pilotprojekte mit Lichtmanagement-Systemen durch, die Leistungen und Lichtströme bedarfsgerecht individuell reduzieren.

Seitdem es Leuchten gibt, die mit entsprechenden Optiken oder einstellbaren Reflektoren auch ohne Aufneigung der Leuchten die zu beleuchtenden Flächen korrekt ausleuchten, richtet die REF die Leuchten konsequent auf 0° aus (URL = 0) und vermeidet so, dass Licht in den Nachthimmel oder in Lebensräume wie Bäume und Sträucher abstrahlt (Bild 2).

Bereits im Jahr 2017 wurden über 500 historische Altstadtleuchten mit LED-Einsätzen versehen, die die Anforderungen erfüllen.

Vom Sternenpark Rhön zur ­Sternenstadt Fulda

Als das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön 2013 den Antrag stellte, als Dark-Sky Reserve anerkannt zu werden, waren im hessischen Teil des Drei-Länder-Schutzgebiets viele Forderungen der IDA aufgrund der Vorarbeiten der RhönEnergie Fulda bereits erfüllt. Auch die Verantwortlichen für die öffentliche Beleuchtung auf bayerischer und thüringischer Seite zogen nun entschlossen mit. Fast alle zum Biosphärenreservat gehörenden Kommunen verpflichteten sich freiwillig zu einem nachtgerechten Umgang mit Licht. In mehrmaligen Evaluierungen wurde dem Sternpark von der IDA seither attestiert, auf einem vorbildlichen Weg zu sein.

Der Sternenpark Rhön fand von Anfang an große mediale Aufmerksamkeit. Seit 2014 hat er maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für einen umsichtigen Umgang mit künstlichem Licht zu schärfen. Da lag es nahe, dass sich Fulda als größte Stadt am Rande des Sternenparks ebenfalls die Ziele der IDA zu eigen machte. Das war mutig und eine Herausforderung. Denn für eine Stadt mit knapp 70 000 Einwohnern ist es ungleich schwerer die Vorgaben zur Vermeidung von Lichtverschmutzung zu erfüllen als im ländlichen Raum – zumal die Anforderungen der IDA inzwischen noch sehr viel strenger geworden waren.

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