Zweiter Teil des Interviews mit Prof. Dr. Thorsten Schneiders zum Zertifikatslehrgang

Zertifikatslehrgang "Regionale*r Energiesystem Manager*in" will relevantes Wissen in Schlüsselbereichen des Netzbetriebs vermitteln.

Prof. Dr. Thorsten Schneiders, wissenschaftlicher Leiter des Zertifikatslehrgangs "Regionale*r Energiesystem Manager*in" der TH Köln (Bild: TH Köln)

Gibt es Lehrgangsbestandteile über die »harte Technik« hinaus?

Schneiders: Ja, denn ganz typisch für eine Tätigkeit bei einem Netzbetreiber ist die Schnittstelle zu den wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Aspekten. Ein technisches Verständnis ist dennoch eine notwendige Voraussetzung, um den Lehrgangsinhalten folgen zu können.

Das heißt, Sie beleuchten auch die regulatorischen Themen der Praxis intensiv?

Schneiders: Im Block "Recht" lernen die Teilnehmer, den regulatorischen Rahmen in ihrem Tagesgeschäft sicher anzuwenden. Sie werten nationale und internationale Quellen aus, um aussagekräftige Analysen und Berichte anfertigen zu können. Dafür sind heutzutage vertiefte Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen und der juristischen Methodik zwingend. Die wollen wir vermitteln.

Gibt es auch Lehrgangsbestandteile, die in (Klein-)Gruppen durchgeführt werden, und gibt es praktische Lehrgangsbestandteile?

Schneiders: Die Unterrichtseinheiten sind sehr praxisorientiert gestaltet. Seminaristischer Unterricht, Impulsvorträgen und (Klein-)Gruppenarbeiten wechseln sich ab mit Praxisübungen. Besonders deutlich wird das im Modul "Reallabor", das SME auf dem Campus der Quirinus Academy in Heppendorf realisiert. Hier simulieren und analysieren die Teilnehmer elektrische Netze unter vermittelten Rahmenbedingungen. Sie bewerten die Ergebnisse anhand der selbst vorgegeben Ziele und konzipieren notwendige Anpassungsmaßnahmen, um so auch in der Praxis Engpässen und Herausforderungen kompetent begegnen zu können. Das Einbringen existierender Fall- und eigener Praxisbeispiele sind wichtige Bestandteile dieser anwendungsbezogenen Weiterbildung. Daher finden dazu insgesamt 24 Unterrichtseinheiten in zwei unterschiedlichen "Reallaboren" statt.

Ist der Lehrgang eine Präsenzveranstaltung, und hat die Corona-Pandemie Auswirkungen auf den Lehrgang?

Schneiders: Die Weiterbildung ist als Präsenzlehrgang konzipiert, der um Selbstlernphasen ergänzt wird. Wir gehen davon aus, dass wir den Lehrgang im Herbst wie geplant in Präsenz starten können. Die aktuelle Entwicklung behalten wir natürlich im Blick. Grundsätzlich hat die TH Köln viele Möglichkeiten der digitalen Lehre – vom Blended Learning-Modell bis hin zum virtuellen Lernraum.

Wie hoch ist der zeitliche Aufwand?

Schneiders: Die berufsbegleitende Weiterbildung umfasst 21 Tage und insgesamt 388 Unterrichtsstunden. Davon sind die Teilnehmer an 168 Stunden vor Ort – hier an der Hochschule in Köln oder im Reallabor auf dem Campus der Quirinus Academy in Heppendorf. Die restlichen 220 Stunden teilen sich dann auf das Selbststudium, die Projektarbeit und Prüfungsvorbereitung auf. Wir wissen, dass es für die Teilnehmer auch ein Leben neben Beruf und Weiterbildung gibt. Deshalb haben wir die Weiterbildung genauso angelegt, wie sie ist.

Gibt es eine Abschlussprüfung?

Schneiders: Die Teilnehmer fertigen – in aufeinander aufbauenden Teilen und über den kompletten Lehrgang hinweg – eine Projektarbeit in Form eines Business Cases für ihre Organisation an, die sie zum Lehrgangsschluss im Kollegengespräch präsentieren müssen. Abschließend erhalten sie ein Hochschulzertifikat, das den erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs bestätigt.

Was kostet der Lehrgang?

Schneiders: Das Teilnahmeentgeld beträgt 8 460 €. Alumni der TH Köln erhalten einen Rabatt von 10 %.

Herr Professor Schneiders, wir danken für das Gespräch.

Die Weiterbildung "Regionale*r Energiesystem Manager*in" startet einmal jährlich. Der nächste Lehrgang beginnt am 12. November 2020. Interessierte können sich bis zum 14. Oktober 2020 anmelden.

np-Redaktion
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