Die Pyrolyseanlage zur Pflanzenkohleproduktion nutzt als Ausgangsstoff die Schalen der Kakaobohne, ein Restprodukt aus der Kakaoherstellung (Bild: Circular Carbon)
Die econnext-Tochter nahm in Hamburg die erste Karbonisierungsanlage für Reststoffe aus der Kakaoproduktion in Betrieb. Zur Produktion von landwirtschaftlich nutzbarer Pflanzenkohle und grüner Energie nutzt die Pyrolyseanlage in Hamburg die Schalen der Kakaobohne, ein Restprodukt aus der Kakaoherstellung, als Ausgangsstoff und karbonisiert diese unter weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff.
Auch weitere organische Materialien wie Haferspelzen, Stroh oder Grünschnitt kann die Anlage umwandeln. Organische Reststoffe werden so zu wertvoller Pflanzenkohle, die in der Landwirtschaft, im Gartenbau und in der Industrie zur Bindung von CO2 eingesetzt werden kann. Circular Carbon weist darauf hin, dass Pflanzenkohle im Sonderbericht des Weltklimarats, IPCC, als Methode zur CO2-Bindung anerkannt ist. Mit der Anlage in Hamburg verfügt das Unternehmen nach eigenen Angaben über eine vielversprechende Schlüsseltechnologie, die einen Beitrag zu einer klimaneutralen Wirtschaft leistet.
Grüne Energiequelle für Wärmenetze
Im Pyrolyse-Prozess entsteht außerdem Wärme, die sich als wertvolle grüne Energiequelle nutzen lässt, etwa für kommunale Nahwärmenetze ebenso wie in Form von Prozessdampf für die industrielle Produktion. "Hier kann erneuerbare Wärme künftig fossile Energieträger ersetzen", sagt Dr. Sabrina Schulz, Co-CEO der econnext AG.
Die beiden Gründer von Circular Carbon haben das Verfahren zur Herstellung der Pflanzenkohle sowie die Anlage passgenau entwickelt und betreiben sie selbst. Die in der Produktion der Pflanzenkohle entstehende Prozesswärme wird zusätzlich in Form von Dampf zur Energieerzeugung für die Kakaoproduktion vor Ort genutzt.
Peik Stenlund, Geschäftsführer und Mitgründer der Circular Carbon, verweist auf einen mittelfristig noch viel größeren Nutzen: "Die von uns produzierte Pflanzenkohle entzieht der Atmosphäre einerseits CO2. Gleichzeitig fördert sie den Humusaufbau in ausgelaugten landwirtschaftlichen Böden und verbessert so deren Fruchtbarkeit.“ Pflanzenkohle wird derzeit hauptsächlich als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft, als Torfsubstitut oder im Regenwassermanagement für blau-grüne Infrastrukturprojekte eingesetzt.
Bei der Pflanzenkohle handelt es sich um einen stark wachsenden Markt für die langfristige Bindung von CO2 im Boden. Entsprechend steigen die Produktionskapazitäten: Der Europäische Pflanzenkohle-Verband (EBI) prognostiziert für 2022 ein Anwachsen um mehr als 85 % gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2021 betrug der Anstieg noch 71 %. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit rund 100000 t CO2Äquivalent, die in Europa durch Pflanzenkohle sequestriert werden können.