Solarthermie-Großanlage

Die Montage einer Solarthermie-Großanlage ist das geringste Problem. Die Herausforderungen liegen darin, überhaupt an Aufträge zu kommen. (Foto: Tom Pischell)

So schnell wird sich daran auch nichts ändern, denn die Rahmenbedingungen sind nach wie vor schlecht.

Die Mehrheit der Deutschen hat kaum eine Chance in den Genuss von umweltfreundlich mit Solarenergie erwärmtem Wasser zu gelangen, denn sie wohnen zur Miete. 2012 wurden nach Angaben des Branchenverbandes BSW-Solar in Deutschland 136.000 Solaranlagen installiert, weniger als 1 % davon entstand auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses. Denn im Jahr 2012 förderte das Bundesamt für Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) nur 946 Mehrfamilienhausanlagen. 2013 sah es mit 1.155 Anlagen kaum besser aus. Festzuhalten bleibt: Die Hoffnung der Branche im Mehrfamilienhausbereich ein zweites zu schaffen, ist vorerst gescheitert. Von dem Potenzial, das der Fahrplan Solarwärme des BSW-Solar für das Jahr 2030 auf mehr als 5 Mio. m² jährlich installierte Kollektorfläche taxiert, ist man weit entfernt.

Was macht das Mehrfamilienhausgeschäft so schwer? Die Strategie in den vergangenen Jahren war, private Vermieter von kleineren Objekten anzusprechen. Sinkende Nebenkosten sollten die Mieterbindung verbessern. Eine solche Strategie funktioniert aber nur in einem Mietermarkt. In vielen Städten sind Wohnungen aber so knapp, dass Vermieter keine Probleme mit der Vermietung selbst von minderwertigem Wohnraum haben.

Wärmegesetz bringt wenig

Angesichts des knappen Wohnraums versuchen viele Gemeinden den Neubau von Mehrfamilienhäusern anzukurbeln. Eigentlich sollten damit auch die Solaranlagen verstärkt in das Blickfeld der Investoren und Planer geraten, denn mit 0,03 m² Kollektor-Aperturfläche pro m² Wohnfläche, kann man das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz erfüllen. Doch Reinhard Haltmaier von der Technik beim Kollektor- und Speichersteller Citrin Solar winkt ab. Meist kämen Ersatzmaßnahmen zum Zuge. Und dass, obwohl das Bafa im Rahmen der Innovationsförderung Mehrfamilienhaus-Solaranlagen auf im Neubau fördert. 90 € pro Quadratmeter Kollektorfläche bei Warmwasseranlagen und sogar das Doppelte bei Heizungsunterstützung wären schon ein gutes Argument, wenn denn Investoren und Planer davon wüssten. Auch technisch sind nur ganz wenige Planer mit Solaranlagen vertraut.

Allemal konkurrenzfähig

Was kostet Solarwärme im Mehrfamilienhaus überhaupt? Und wie schneidet sie im Vergleich zu anderen Wärmeerzeugungstechnologien ab? In der Literatur findet man Angaben von Wärmegestehungskosten für größere Öl- und Gaskessel, die bei 8,5 bis 10 Cent/kWh liegen. In diesem Bereich bewegen sich auch größere Pelletskessel. Hackschnitzelheizungen sind mit 6,5 Cent/kWh am günstigsten. Solarexperten sind sich einig, dass Warmwassersolaranlagen da locker mithalten können. Bei einem erzielbaren Kollektorjahresertrag von bis zu 700 kWh/m²a sind Wärmegestehungskosten von 7 Cent/kWh und weniger erreichbar.

Doch der Mieter zahlt nur seinen Verbrauch. Die Investition für die Heizungstechnik muss der Vermieter übernehmen. Warum sollte der Mieter also für diesen Teil mitbezahlen? Eine Lösung aus diesem Dilemma wäre es, wenn der Vermieter seinem Mieter Wärme verkaufen könnte. „Ob es allerdings eine signifikante Anzahl an Hauseigentümern gibt, die sich mit diesem eher artfremden Bereich beschäftigen würden, ist schwer prognostizierbar“, sagt Raoul von der Heydt, Vorstand der Berliner Phönix Sonnenwärme AG. Außerdem müsste die Politik für solche Modelle erst einmal einen rechtlichen Rahmen schaffen.

Der Verkauf von Wärme durch Dritte ist heute aber schon möglich. Im laufenden Mietverhältnis muss das allerdings bereits im Mietvertrag vereinbart sein. Sonst muss der Mieter der Umstellung auf eine Wärmelieferung durch Dritte zustimmen. Contracting-Modelle sind also schwierig aber nicht unmöglich.  

Was die Zukunft angeht, ist Raoul von der Heydt wenig optimistisch: „Wer heute noch keine solarthermische Anlage einsetzt, obwohl seine Gebäudedaten und sein Bedarfsprofil einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen, wird sich auch nicht durch eine noch höhere Förderung motivieren lassen. Die technischen Potentiale der Solarthermie gerade im Bereich großer Wärmeverbraucher werden mit dem gegenwärtigen Instrumentarium nicht erschlossen werden.“ Ein richtig ausgestaltetes Ordnungsrecht böte hingegen eine Lösung. Das regenerative Wärmegesetz zeige aber, wie man es nicht machen sollte.

 

Jens-Peter Meyer

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