EUROHEAT&POWER Ausgabe 4-5/2020

Wir befinden uns gerade im (noch) geordneten Rückzug aus dem öffentlichen Leben. Die Ausgangsbeschränkungen sind mittlerweile auch in Deutschland weitreichend und die Bilder aus Italien absolut schockierend. Die Bürger begreifen: Es ist besser zu Hause zu bleiben. Social distancing – wie es auf Neudeutsch heißt – ist der Versuch, die exponentielle Wachstumskurve der Infektionen abzuflachen. Hoffentlich funktioniert’s, und ich bin gespannt, wie lange Bürger, Institutionen und Unternehmen diesen Ausnahmezustand durchhalten können.

Durchhalten ist ein gutes Stichwort. Hätte uns die Krise zu Beginn der Heizsaison und in einem kalten Winter getroffen, dann hätten wir wahrscheinlich häufiger vom „Durchhalten“ gesprochen. Doch der Winter ist ausgefallen, und das Ende der Heizperiode naht. Wir, die Wärme und Behaglichkeit in die Wohnungen unserer Kunden bringen, sind gut vorbereitet, aber die „Corona-Spannung“ ist hoch. Der Krisenstab steht bereit, die Abschottung der Anlagen ist organisiert, Reise- und Besuchsbeschränkungen schon längst ausgesprochen, die Lieferanten werden auf dem Gelände kontrolliert, und das Home-Office ist für praktisch alle MitarbeiterInnen eingeführt.

Das Virus schafft, was seit dem zweiten Weltkrieg in dieser Form durch nichts und niemanden ausgelöst wurde. Die Weltwirtschaft fährt herunter, und damit sinken die Emissionen aller Art. Warum brauchte es diesen Auslöser? Wir Wärmeanbieter haben bereits vor Corona mit der Nah- und Fernwärme unseren Beitrag zur Einhaltung der Klimaziele geleistet. Wir dekarbonisieren unser Produkt, um den Gebäudesektor möglichst emissionsarm zu gestalten, der in Europa 40 bis 50 Prozent aller Endenergie verbraucht. Um dieses Ziel zu erreichen, planen und realisieren wir den Ausstieg aus der Kohle und ersetzen diese mit hocheffizienter Gas-KWK. Wo möglich, gleich mit erneuerbarer Energie und Wärme aus Abwärme. Die Sektoren-Kopplung mit Power-to-Heat und Wärmepumpen auf Basis grünen Stroms ist keine Frage der Technik, sondern der richtigen Rahmenbedingungen. Daran wollen wir mit der Kommission in Brüssel und der Bundesregierung in Berlin arbeiten.

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Markus Witt, Vice President Asset Management, Business Area Heat, Vattenfall Europe Wärme AG, Berlin