Deutschland beim Wärmepumpenabsatz abgehängt

Skandinavien ist beim Einsatz von Wärmepumpen besonders ambitioniert (Quelle: BMWK)

In Deutschland boomt zwar der Gesamtmarkt für Heizungen - von Januar bis September entschieden sich mehr als eine Million Haushalte für eine Modernisierung. Der Einbau von Wärmepumpen hinkt aber im Vergleich zu fossilen Geräten hinterher. Aufgrund der langen Debatte um das Heizungsgesetz wollten offenbar viele Eigentümer den neuen gesetzlichen Anforderungen an den Klimaschutz zuvorkommen. In der Folge installierten bis September 625000 Haushalte ein gasbasiertes Gerät - ein Plus von 38 % zum Vorjahr. „Eine fatale Entwicklung, wenn man bedenkt, dass diese fossilen Wärmeerzeuger nun voraussichtlich die nächsten 15 bis 25 Jahre in Betrieb sind – nicht nur für die deutschen Klimaziele, sondern auch für die Endverbraucher, die künftig mit hohen Gaspreisen rechnen müssen“, prognostiziert Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron.

Wärmepumpenmarkt schrumpft in 2024

Mit plus 86 % ist der Anstieg bei umweltfreundlicher Wärmepumpentechnik zwar sehr dynamisch (Absatz Januar bis September 2023: 295000 Stück). Im Detail zeigt sich allerdings: Die Förderanträge der Hauseigentümer sind seit Monaten rückläufig und in den ersten acht Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 70 % eingebrochen.

"Der Heizungsmarkt in Deutschland dürfte sich insgesamt im kommenden Jahr normalisieren“, sagt Dr. Schiefelbein. "Der Wärmepumpenmarkt wird bei dieser Entwicklung 2024 im Vergleich zu diesem Jahr ungefähr um ein Drittel schrumpfen, so unsere Prognose. Hinweise darauf sehen wir heute schon bei den Handwerkern, bei denen der enorme Auftragsbestand von fast einem Jahr auf zwei bis drei Monate gesunken ist."

Für das Ziel, die Wärmewende in den Gebäuden des Landes bis zum Jahr 2045 zu vollziehen, brauche es mehr Tempo. Im Neubau ist die Wärmepumpe zwar bereits die Standardheizung, aber in den Bestandsbauten bleibt der Nachholbedarf riesig: Von den 21,6 Mio. Wärmeerzeugern in Deutschland werden nach Schätzung des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) noch mehr als 14 Mio. mit Gas und gut 5 Milo. mit Öl betrieben. Knapp die Hälfte dieser Anlagen ist als "unzureichend effizient" eingestuft. Nur 23 % sind effizient und nutzen gleichzeitig erneuerbare Energie.

SW&W-Redaktion

Ähnliche Beiträge