Taufe der Tunnelbohrmaschine Hermine, die sich unter der Elbe hindurchgräbt und dort einen 1,2 km langen Fernwärmetunnel baut (Quelle: Hamburger Energiewerke)
Zum Bohrstart taufte Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, die Tunnelbohrmaschine. Nach alter Bergbautradition wurde zu Beginn der Zeremonie eine Statue der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, von Pastor Sieghard Wilm von der St. Pauli Kirche gesegnet. Der Taufakt fand im Startschacht in einer Tiefe von 26 m statt. Nachdem Pastor Wilm die Tunnelbohrmaschine segnete, taufte Fegebank sie auf den Namen Hermine.
Vom eigens gebauten Startschacht am Jachtweg wird sich die Tunnelbohrmaschine 1,2 km unter der Elbe hindurchgraben und in einem knappen Jahr den Zielschacht am Hindenburg-Park erreichen. Dazu wurden in den letzten Wochen die ersten vormontierten Einzelteile der Tunnelbohrmaschine mit einem Kran in den Startschacht, der einen Durchmesser von 22 m hat, hineingehoben und Hermine zusammengebaut.
Hermine bohrt und baut gleichzeitig den Tunnel
Das Bohrschild mit einem Durchmesser von 4,5 m wurde extra für den Elbe-Untergrund konzipiert. Das Besondere der Tunnelbohrmaschine: Am Ende des ca. 15 m langen Bohrkopfs ist der Tunnel bereits begehbar. Denn Hermine baut vorne die Erde ab und montiert im hinteren Teil des Bohrkopfs Tübbinge, vorgefertigte Betonsegmente, die die Außenschale des Schachts bilden.
Je weiter die Tunnelbohrmaschine unter der Elbe vordringt, umso länger wird sie. Nachläufer, also weitere Bohrmaschinensegmente, werden nach und nach an den Bohrkopf angehängt. In diesen ist die gesamte Logistik untergebracht, die für den Betrieb von Hermine notwendig ist. Insgesamt kommt die Tunnelbohrmaschine auf eine Länge von ca. 280 m.
Den Buzzer für den offiziellen Start von Hermine drückten Fegebank, Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, und Kirsten Fust, Technische Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke GmbH gemeinsam. Die Tunnelbohrmaschine brachte das Schneidrad zum Drehen und die ersten Gesteinsbrocken wurden aus einer Tiefe von 30 m zu Tage gefördert und abtransportiert. Die Realisierung des Fernwärmetunnels ist ein für die Hamburger Energiewerke wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Kohleausstieg Hamburgs bis spätestens 2030 und der Transformation der Wärmeversorgung.
Projekt der Hamburger Wärmewende
Fegebank: „Es ist mir eine besondere Ehre, Taufpatin von Hermine zu sein. Die Tunnelbohrmaschine ist Symbol für das wichtigste Projekt der Hamburger Wärmewende. Mein Dank gilt den Hamburger Energiewerken, die für die Stadt konsequent den Weg in Richtung Klimaneutralität umsetzen und so einen wichtigen Beitrag für unsere Zukunft leisten.“
„Bis spätestens 2030 wollen wir kohlefrei sein, wenn möglich sogar schon 2028. Und dieser Fernwärmetunnel wird einen großen Teil dazu beitragen, denn er ist eine wichtige Voraussetzung, damit der künftige Energiepark Hafen an der Dradenau das Kohlekraftwerk in Wedel ablösen und durch überwiegend klimaneutrale Wärme ersetzen kann“, sagte Kerstan. „Mit dem Bau der Fernwärmetrasse unter der Elbe besteht nach Fertigstellung die notwendige Verbindung zwischen den zahlreichen klimaneutralen Wärmequellen im Süden Hamburgs und den bereits bestehenden Fernwärmenetzen, hauptsächlich nördlich der Elbe. Unsere Ziele bleiben ehrgeizig: Denn bis spätestens 2045 und damit fünf Jahre schneller als bislang vorgesehen, wollen wir unsere Stadt CO2 neutral aufstellen. Und wenn wir weiter in diesem Tempo unterwegs sind, schaffen wir das auch.“
Energiepark Hafen löst Kraftwerk Wedel ab
„Als Millionenmetropole und Industriestandort haben wir in Hamburg den Vorteil, dass noch viele und bislang ungenutzte klimaneutrale Wärmequellen im Hafengebiet schlummern“, so Fust. „Daher bauen wir südlich der Elbe unseren neuen Erzeugerpark Energiepark Hafen. Der heutige Bohrstart für den Fernwärmetunnel ist ein großer Meilenstein, um unser Heizkraftwerk Wedel Ende 2025 abzulösen und zukünftig bis zu 360.000 t CO2 jährlich einzusparen.“
Thomas Fiest, Leiter Tunnelbau Deutschland bei Implenia: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer langjährigen Erfahrung dieses große und komplexe Infrastrukturprojekt für die Hamburger Energiewerke erstellen dürfen. Wir wünschen Hermine einen reibungslosen Vortrieb unter der Elbe hindurch und dem ganzen Projektteam eine unfallfreie Arbeitszeit.“
Die Hamburger Stadtwärmeerzeugung ändert sich in den kommenden Jahren grundlegend. Das Kraftwerk Wedel wird durch den Energiepark Hafen und der Abwärme des Zentrums für Ressourcen und Energie (ZRE) bis Ende 2025 abgelöst, der Energiepark Tiefstack löst bis spätestens 2030 das letzte verbliebene Kohlekraftwerk Tiefstack ab. Mit Fertigstellung des Energieparks Tiefstack sinken die CO2-Emissionen der zentralen Hamburger Stadtwärmeversorgung gegenüber heute insgesamt um 70 bis 80 %. Mit der Ablösung der beiden Kohlekraftwerke liefern die Hamburger Energiewerke den größten Einzelbeitrag zu Hamburgs Klimazielen.