AGFW und Stadtwerke Erfurt Akademie bieten die neue öffentlich-rechtliche Fortbildung zum geprüfte Verteilnetztechniker im Handlungsfeld Fernwärme an.

Erstmals in Deutschland gibt es jetzt die öffentlich-rechtliche Fortbildung zum geprüften Verteilnetztechniker im Handlungsfeld Fernwärme (Quelle: Isoplus Fernwärmetechnik)

Bereits 2017 gab es innerhalb des Gremienverbunds für berufliche Bildung, zu dem AGFW, DVGW und VDE gehören, erste Überlegungen, das Fortbildungsangebot zum geprüften Verteilnetztechniker für alle Sparten (Gas, Wasser, Fernwärme, Strom) zu erarbeiten. Die Verantwortung liegt bei der DIHK  Deutschen Industrie- und Handelskammer als zuständige Stelle. Der von den Verbänden erarbeitete Rahmenstoffplan und die zugehörige Rechtsverordnung wurde 2018 von der DIHK in Kraft gesetzt.

Umfangreichen Recherchen zufolge gibt es einen Bedarf an dieser öffentlich-rechtlichen Fortbildung, doch durch Corona verzögerte sich das Ganze. Im Frühjahr 2023 schlossen die Akademie der Stadtwerke Erfurt und AGFW eine Kooperationsvereinbarung zur Umsetzung der Maßnahme. Dabei fungiert die Akademie der Stadtwerke Erfurt als Bildungsträger und AGFW liefert das fachliche Know-how. Prüfende Institution ist dabei die zuständige IHK.

Öffentlich-rechtliche Fortbildung

Geprüfte Verteilnetztechniker/Innen (IHK) nach DQR-Stufe 5 (Berufsspezialist Verteilnetztechnik im Handlungsfeld Fernwärme)“ heißt die neue öffentlich-rechtliche Fortbildung, die sich an Personen richtet, die eine technisch-handwerkliche Ausbildung in der Versorgungsbranche oder in verwandten Branchen haben und sich beruflich weiterentwickeln möchten. Dabei ist es auch möglich, die Weiterbildung zum geprüften Verteilnetztechniker ohne eine abgeschlossene Ausbildung zu absolvieren.

In der Versorgungsbranche spielen geprüfte Verteilnetztechniker eine wichtige Rolle. Durch ihre betriebliche Ausbildung, Berufspraxis und spezialisierte Fortbildung sind sie mit den handwerklich-technischen Arbeitsabläufen in der Netzführung bestens vertraut. Durch ihre Arbeit tragen sie dazu bei, dass die Versorgung zuverlässig gesichert ist.

Neben dem theoretischen Wissenserwerb der fachrichtungsübergreifenden und fachrichtungsspezifischen Qualifikationen auf der Grundlage des DIHK-Rahmenlehrplans ist es für die angehenden Verteilnetztechniker zwingend erforderlich, während der Lehrgangsdauer im eigenen Unternehmen praktische Berufserfahrungen im Handlungsfeld Fernwärme zu erwerben. Diese einschlägige Berufspraxis muss der IHK im Anhang zur Prüfungszulassung durch das Unternehmen nachgewiesen werden.

Tätigkeitsbereiche

Grundsätzlich kann der Verteilnetztechniker nach Ausbildung und Prüfung in der Regel folgende in Zusammenhang stehende Aufgaben in seinem Tätigkeitsbereich selbstständig und verantwortungsbewusst wahrnehmen:

  • -verantwortliches Arbeiten in Netzen und Anlagen der Fernwärmeversorgung,
  • Arbeiten auf der Basis von Rechtsvorschriften, anerkannten Regeln der Technik sowie Vorschriften der Arbeitssicherheit, des Umwelt- und des Gesundheitsschutzes,
  • Bauen, Betreiben, Instandhalten sowie Mitwirken bei der Planung von Netzen und Anlagen,
  • Störungen erkennen und beurteilen und geeignete Maßnahmen im Rahmen des Störungsmanagements einleiten,
  • Mitwirken bei der Erstellung des Planwerks sowie Erstellen von Dokumentationen,
  • Herstellen der Versorgungssicherheit sowie der -qualität, kostenorientiertes Handeln,
  • kundenorientiertes Handeln sowie Informations- und Kommunikationstechniken anwenden.

Praxis

Aus diesen Aufgaben leiten sich die praktischen Tätigkeitsbereiche im Unternehmen ab, die im Rahmen der Fortbildung mit insgesamt 120 Tagen veranschlagt werden. Einer dieser Tätigkeitsbereiche ist der Bau von Fernwärmenetzen und Stationen, zu dem das Verlegen von Transport-, Versorgungs- und Hausanschlussleitungen ebenso gehört wie die Montage und Einmessung von Lecküberwachungssystemen sowie die Einmessung und Dokumentation.

Der Betrieb von Fernwärmenetzen sowie Anschluss- und Kundenanlagen ist ein weiterer Tätigkeitsbereich. Dieser enthält die In- und Außerbetriebnahme von Fernwärmenetzen und -anlagen (10 Tage), den Betrieb von bzw. das Arbeiten an Fernwärmenetzen und Anlagen unter Druck und Temperatur, Inspektion und Wartung sowie Bereitschaftsdienst und Störungsbearbeitung. Im Tätigkeitsbereich „Armaturen, Mess- und Regeleinrichtungen“ geht es dann um Absperr- und Regelarmaturen sowie Messeinrichtungen.

Theorie

Der theoretische Wissenserwerb hat den Umfang von 490 Stunden. Dazu stehen im Fernwärmekompetenzzentrum der Stadtwerke Erfurt Akademie modern eingerichtete Schulungsräume sowie Möglichkeiten zur praxisnahen Arbeit zur Verfügung. Neben einem großzügig angelegten Außenbereich mit der Möglichkeit an in Betrieb befindlichen Anlagen das sichere Arbeiten zu lernen, stehen auch im Innenbereich umfangreiche praxisnahe Angebote zu Verfügung. Somit kann gewährleistetet werden, dass das Ausbilderteam ein Höchstmaß an praxisorientierter Wissensvermittlung anbieten kann.

Im Rahmen der Fortbildung werden verschiedene Lehrmethoden eingesetzt, um eine umfassende und praxisnahe Weiterbildung zu gewährleisten. Dabei findet ein Methodenmix aus beispielsweise Kurzvorträgen, Lehrgesprächen, Einzel-, Gruppen- und praktischen Übungen statt.

Die Fortbildung wird berufsbegleitend in Einzelmodulen, die in Vollzeit blockweise stattfinden, über einen Zeitraum von rd. 12 Monaten durchgeführt. Start der Fortbildung ist am 3.?Januar 2025 in Erfurt. Nach bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmenden ein IHK-Zeugnis zum anerkannten Abschluss „Geprüfte/r Verteilnetztechniker/in im Handlungsfeld Fernwärme“.

EHP-Redaktion

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