Da die Kapazität des Fernwärmedükers unter der Elbe für den Transport der im Winter benötigten Wärmemenge nicht ausreicht, verlegt Sachsen-Energie provisorisch Fernwärmeleitungen über die Augustusbrücke (Quelle: Sachsen-Energie/Oliver Killig)
Zu diesem Ergebnis kommen die Prognosen und Berechnungen der Fernwärmeexperten. Sofort nach dem Wegfall einer der Hauptversorgungsleitungen der Dresdner Fernwärme wurden verschiedene Varianten für eine zweite Hauptverbindung zwischen den beiden Elbseiten durchgeplant und der Stadt vorgelegt.
„Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Augustusbrücke kommt als einzige Elbquerung infrage, über die wir die provisorischen Fernwärmeleitungen bis Mitte November verlegen können. Es ist die schnellste und sicherste Lösung. Nur an dieser Brücke können wir die Rohre direkt in das Verteilnetz anschließen. Wir haben keine andere Chance als diese, um rechtzeitig zum Winterbeginn die umfängliche Wärmeversorgung im Nordosten der Stadt zu sichern. Als Kommunalversorger ist das unser Auftrag, der kein Risiko zulässt. Denn keiner weiß heute, wann der erste Frost kommt und wie kalt der Winter werden wird“, erläutert Dr. Rutger Kretschmer, Leiter des Geschäftsfelds Kraft und Wärme, die Situation.
Versorgung muss jederzeit sichergestellt sein
Die Berechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass ohne eine provisorische Hauptleitung über die Elbe ab einer Außentemperatur um die 0 °C nicht mehr die volle Wärme zu jedem Kunden geliefert werden kann. „Insbesondere für die Krankenhäuser auf der Neustädter Elbseite und weitere 36.000 sensible Wohneinheiten ist das über einen längeren Zeitraum nicht zumutbar“, betont Kretschmer. Die Bauarbeiten für die provisorische Leitung haben direkt nach der Zusage der Stadt vor wenigen Tagen begonnen.
Für den Vor- und den Rücklauf verlegt Sachsen-Energie Rohre mit einem Außendurchmesser von 56 cm (Innendurchmesser 40 cm) auf dem kompletten westlichen Fußweg der Augustusbrücke 1,60 m breit. Am Blockhaus auf der Neustädter Seite und vor dem Italienischen Dörfchen auf dem Theaterplatz werden sie jeweils in der Erde verschwinden und an das Verteilnetz angeschlossen.
„Die Rohre sind mit Kunststoff ummantelt und haben eine Außentemperatur von 25 °C. Sie stellen für die Umgebung keine Gefahr dar“, erklärt David Falkenberg, der den Bau der provisorischen Fernwärmeleitungen über die Augustbrücke leitet.
Verlegung auf der Augustbrücke ist alternativlos
Alternativ zur Augustusbrücke hat Sachsen-Energie auch drei Varianten einer provisorischen Rohrbrücke an den Bestandpfeilern der Carolabrücke, freihängend oder auf neuen Pfeilern überprüft. Alle drei Varianten mussten verworfen werden, da sie zu lange dauern oder zu viele Risiken bezüglich der Standfestigkeit der Pfeiler oder der Leitungen bestehen. Auch ein zweiter Düker wurde in Betracht gezogen, kommt aber als kurzfristige Lösung aufgrund der langen Bauzeit nicht infrage.
„Unser Ziel, dass kein Versorgungsengpass im Winter entsteht und niemand frieren muss, erreichen wir nur mit der Verlegung der provisorischen Leitungen auf der Augustusbrücke“, resümiert Kretschmer.
Reparatur der Leitungen am Carolaplatz
Im ersten Schritt zur Wiederherstellung der vollen Wärmeversorgung hat Sachsen-Energie damit begonnen, die irreparabel zerstörten Leitungen am Carolaplatz zu ersetzen. Damit vergrößert sich wieder die hydraulische Kapazität und es kann bei gleichem Druck mehr Fernwärme in der gleichen Zeit durch die Rohrleitungen fließen. Die neuen Leitungen sollen Mitte November in Betrieb gehen. „Wir haben nun zeitgleich zwei große Fernwärmebaustellen, bei denen jeder Tag zählt. Beide Maßnahmen haben höchste Priorität und fordern somit all unsere Kräfte“, betont Falkenberg.