Die letzten Meter der neuen Fernwärmeleitung bis zur neuen Heizzentrale führten quer durch den Innenhof des Schlosses Hohentübingen (Quelle: Stadtwerke Tübingen)
Das in Tübingen vom Amt für Vermögen und Bau gemeinsam mit den Stadtwerken umgesetzte Projekt war komplex, denn die exponierte Lage des Schlosses in Tübinger Höhenlage brachte einige Herausforderungen mit sich. Für Hanno Brühl, Prokurist und Bereichsleiter Energie & Innovation bei den Stadtwerken Tübingen (swt), hat das Projekt hat Signalwirkung: „Es beweist: Wo ein Wille und der Wunsch für eine klimafreundliche Wärmeversorgung ist, da ist auch ein Weg – selbst an einem für die Fernwärmeleitung nur schwer erreichbaren Ort wie auf dem Schloss Hohentübingen. Die swt werden den Anteil erneuerbarer Energien in den nächsten Jahren durch neue Projekte wie den Solarthermiepark Au oder die Abwärmenutzung an der Kläranlage deutlich erhöhen. Die klimaschonende Wirkung unserer Fernwärme wird damit zukünftig – und auch für das Schloss – kontinuierlich immer größer.“
„Das Schloss Hohentübingen verfügt nun über eine neue Heizzentrale und klimafreundliche Fernwärme der Stadtwerke Tübingen“, so Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. „Damit reduzieren sich die jährlichen CO2-Emissionen um rund 200 t auf etwa 53 t.“
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer sagt: „Der Fernwärmeausbau auf Schloss Hohentübingen treibt die Energiewende in Tübingen wortwörtlich in die Höhe. Er zeigt, dass klimafreundliche Wärmeversorgung überall möglich ist, wenn die Planungen individuell und pragmatisch sind. Es ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg, die Innenstadt ans Fernwärmenetz zu bringen.“
Anspruchsvoller Weg der Fernwärmeleitung ins Schloss
Wo vorher eine betagte Gasheizung feuerte, steht jetzt die neue Heizungsanlage. In drei Kesseln wurden jährlich etwa 1,3 GWh Erdgas verbraucht. Die neu verlegte Fernwärmeleitung der swt endet genau dort – im Heizungskeller des Schlosses. Sie liefert jährlich etwa eine 1 GWh Wärme ins Schloss.
Sichtbar ist die Leitung nicht mehr. Ihren Weg bis zum Bestimmungsort nimmt die Fernwärme über eine außergewöhnlich anspruchsvolle Streckenführung. Sie verläuft unterirdisch quer durch den Innenhof des Schlosses, durch Kellerräume, vorbei am historischen Riesenweinfass, durch dicke Schlossmauern, auf der Außenseite der Schlossanlage entlang in Richtung Schloßbergstraße, schließlich steil den Abhang hinunter bis an den Fuß des Burgholzwegs über die Ammerbrücke bis ins Bestandsnetz am Altstadtrand.
Die Gesamtkosten des Fernwärmeanschlusses für das Schloss Hohentübingen sowie die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen der Hausheizungsanlage beziffern sich auf rund 3,7 Mio. € auf Seiten des Landes Baden-Württemberg. Enthalten ist darin die 277 m lange Hausanschlussleitung ab dem Burgholzweg bis ins Schloss und die Leitungsverlegung quer durch den Schlossinnenhof.
Für die Erweiterung der Fernwärmehauptleitung bis zum Burgholzweg um 321 m als Grundvoraussetzung für das Projekt und die damit verbundene Erweiterung ihres Fernwärmeinnenstadtnetzes haben die swt 1,8 Mio. € investiert. Das Unternehmen rechnet mit rund 40 % Förderung durch Mittel aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW).
Anschlussperspektiven für Gebiete am Tübinger Altstadtrand
Die an den neuen Leitungsstrecken gelegenen Straßen und Gebäude haben nun die Möglichkeit, sich vergleichsweise unkompliziert und schnell an die Fernwärme anschließen zu lassen. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten der Fernwärmeversorgung am Tübinger Altstadtrand. Bereits 13 neue Hausanschlüsse (einschließlich Schloss) kamen in diesem Gebiet seither bereits dazu.