Kernkomponenten des GridCals

Netzbetreiber warten bei der Digitalisierung der Verteilnetze auf modulare, flexible und zukunftssichere Lösungen. Mit GridCal von PSInsight gelingt dies.

Die Zentrale hat mit dem GridCal Operator alle Stationen und digitalen Assets im direkten Zugriff (Bild: GridCal)

Wie können Sie Netzbetreiber von Ihrer Lösung überzeugen?

Huppertz: Am besten überzeugt man, indem man Ergebnisse vorweist. Aber der Aufwand ist einfach gigantisch, wenn z.B. ein zentraler Server in der eigenen IT aufgesetzt werden muss, um erste Ergebnisse aus dem Feld zu produzieren. Von den initialen und laufenden Kosten ganz zu schweigen. Mit GridCal kann ein Netzbetreiber die Dinge sehr schnell umsetzen, und – das ist entscheidend – er erhält Datenhoheit von der ersten Minute an. Andere Anbieter digitalisieren nach dem IoT-Prinzip und übertragen Mess­daten des Netzbetreibers in ­einen Cloud-Service. Der Netzbetreiber kann sich dann »per Geldeinwurf« seine eigenen Daten anschauen.Das geht auch sehr schnell, hat aber den Beigeschmack, dass der Netzbetreiber nicht mehr Herr seiner Daten ist. Gleichzeitig sehen wir auch die Gefahr, dass ein Netzbetreiber sich durch solche Strukturen den eigenen Ast absägt, weil er damit potenzielle Wertschöpfung aus dem Haus herausgibt. Unsere Aufgabe ist es, Netzbetreiber zu befähigen, ohne dass sie Data-Scientists einstellen müssen, Netzbewirtschaftung mit der Digitalisierung in Einklang zu bringen und diese Wertschöpfung im eigenen Haus zu behalten.

Gibt es eine typische, für Ihre Lösung prädestinierte Betriebsgröße? Die ganz Kleinen machen sich wahrscheinlich keine Gedanken und die ganz Großen denken an »Rolls-­Royce-Lösungen«.

Huppertz: Tatsächlich ist es so, dass die kleinen und mittleren Netzbetreiber das punktuell schon merken. Allein wie in der Vergangenheit Netzleitwarten Stück für Stück zusammengeführt wurden, weil Personalknappheit existierte und die Wirtschaftlichkeit infrage gestellt werden musste. So kann das bei der Digitalisierung der Netze mög­licherweise auch passieren. Und da haben wir eine Lösung, die für Netzbetreiber jeder Größe einen sehr großen Nutzen haben kann, mit der man schnell zum Ziel kommt und sich gleichzeitig nicht in eine technologische Sackgasse manövriert. Die Lösung ist so ­designt, dass sie ein Maximum an Flexibilität bietet. Es war eine ganz klare Vorgabe unserers Entwicklungspartners NGN, heute eine Technologie zu implementieren, mit der die Physik vor Ort in den Griff zu bekommen ist, und gleichzeitig zukünftige Anforderungen, die aus internen Strukturen oder vom Gesetzgeber kommen, per Software-Updates erfüllt werden können. Das war die oberste Prämisse.

Welche Kernkomponenten umfasst GridCal?

Huppertz: GridCal ist ein vollständiges und industriell gehärtetes Automatisierungssystem innerhalb der Ortsnetzstation und gleichzeitig ein Web-Service, den man auch zentral nutzen kann. Beim Automatisieren kombinieren wir klassische Fernwirktechnik mit moderner Datenverarbeitung in Kombination mit einem leistungsfähigen Powerquality-Messsystem. Darüber hinaus ist die gesamte GridCal-Systemlösung ein Set aus Routern, Antennen, Sim-Karten und passenden Tarifen für den dezentralen zellularen Ansatz. Dadurch kann die Wirtschaftlichkeit nochmals weiter verbessert werden.

Die Komponenten stellen Sie aber nicht selbst her, sondern kaufen sie zu?

Huppertz: Richtig. Weil das auch eine ganz wichtige Vorgabe war: keine proprietäre Hardware. Wir veredeln in der Industrie bekannte Hardwarekomponenten, die frei von Kinderkrankheiten sind, und verbinden diese ­softwaretechnisch mit GridCal. Dadurch wird das ganze System zu ­einem sauber abgestimmten Uhrwerk. Wir integrieren aber ansonsten auch alle anderen Hardwarekomponenten, die der Kunde einbinden möchte. Aber da wir mit bestimmten Hardware-Komponenten und Partnern sehr spezielle Entwicklungen gemacht haben, können wir gut Bausteine empfehlen. Dann wird das Beste aus der gesamten Systemlösung ­herausgeholt.

Wo und wie häufig wird GridCal zurzeit eingesetzt?

Huppertz: Unser größtes Projekt haben wir mit unserem Partner, der NGN (s. netzpraxis 4/2021, S. 28f; Anm. d. Redaktion). Dort hat man das Ziel, bis Ende des Jahres 70 % der etwa 1 000 Stationen mit GridCal auszurüsten. Weitere Kunden wollen den Rollout ebenfalls Stück für Stück etablieren. Unsere GridCal-Demobox haben wir bei 30 bis 35 Netzbetreibern im Einsatz gehabt. Zusammen mit diversen Partnern aus den Bereichen, Tech­nologie und Dienstleistung haben wir die GridCal-Allianz ins Leben gerufen. Innerhalb der Allianz bündeln wir zzt. aufgrund der großen Nachfrage regelmäßige Sammeltermine und führen auch Webinare durch. Dabei können wir für mehrere Stadtwerke gleichzeitig das ganze Thema bei der NGN im Einsatz demonstrieren. Da wir keine Freunde von Folienschlachten sind, lassen wir das Produkt im Produktiveinsatz für sich sprechen. Dieser Ansatz kommt sehr gut an und wir werden dies auch weiter so verfolgen. Bei Interesse können uns Kunden gerne direkt ansprechen.

Herr Huppertz, vielen Dank für das Gespräch.

philipp.huppertz@psinsight.de
www.gridcal.com

Wolfgang Böhmer
3 / 3

Ähnliche Beiträge