Die digitale Ortsnetzstation fungiert als Datensammelstelle mit Koordinationsfunktion auf Verteilnetzebene. Dazu bedarf es fernwirktechnischer Hardware

Die digitale Ortsnetzstation fungiert als Datensammelstelle mit Koordinationsfunktion auf Verteilnetzebene. Dazu bedarf es fernwirktechnischer Hardware (Bild: Wago)

Vorhandene Netzkapazitäten ermöglichen Lastmanagement

Den Mehrwert der dONS für die Netzführung beschreibt Wiese so: »Zum einen werden der Netzführung wichtige Grenzwertverletzungen frei definierbar übermittelt. Die erhobenen und berechneten Daten können aber z. B. auch dafür genutzt werden, Grenzwerte und Leitplanken für eine gewisse Spannung oder einen gewissen Strom zu definieren.« Mit diesen definierten Leitplanken sei es möglich, direkt aus der Netzstation heraus, dezentrale Assets wie Ladesäulen oder KWK-Anlagen aktiv anzusteuern und damit ein Last- und Erzeugungsmanagement aufziehen. »Vorhandene Netzkapazitäten werden sofort sicht- und nutzbar. Und das ist dann wirklich intelligent und die Basis für ein zellulares Netz«, ist Wiese überzeugt.

Asset-Management: mehr ­Wissen für die Netzplanung

Von der digitalen Ortsnetzstation könne aber auch die Netzplanung profitieren. »Die Netzdaten werden entsprechend der Netzbetreiberstruktur oder der Netzbetreiber­anforderung so aufbereitet, dass sie sofort in die neue Netzplanung fließen können. Und mehr Wissen führt auch zu einer genaueren Berechnung und weniger Abschätzung«, führt Wiese aus. Damit greift er einen besonders wunden Punkt der Verteilnetzbetreiber und Stadtwerke auf: die Planung neuer Netzgebiete, deren Netzbelastung und notwendige Primärtechnik zzt. aus vorhandenen Lastprofilen, die teilweise noch den 1970er und 1980er Jahren stammen, und Worst-­Case-Annahmen errechnet werden. »Aber die Welt und besonders die der Energiewirtschaft hat sich stark geändert, schon allein durch den Zu- und Ausbau dezentraler Energieerzeugung, besonders auf Niederspannungsebene.«

Mit der digitalen Ortsnetzstation seien die Verantwortlichen jedoch in der Lage, neue Lastprofile online zu generieren. »Für den Anwendungsfall eines neuen Netzgebiets schaut sich der Netzplaner dann eine dONS an, die in einem Netzgebiet steht, das dem neu zu planenden etwas ähnelt. Dort zieht er sich die aktuellen Lastprofile, mit denen er dann rechnen kann. Und damit habe ich dann wirklich eine optimale Netzplanung, weil sie aus einer realdatenbasierten Netzberechnung resultiert.«

Regulatorischen Forderungen nachkommen

Nicht zuletzt ist Wiese von dem Konzept der digitalen Ortsnetzsta­tion überzeugt, da es auch dazu beitrage, die von den Netzbetreibern und Stadtwerken regulatorisch geforderte Effizienzsteigerung zu erfüllen. »Mit der dONS können Verteilnetzbetreiber z. B. eine wirtschaftliche Zielnetzplanung erreichen, eine zustandsorientierte ­Instandhaltung umsetzen und außerdem Versorgungsunterbrechungen und Netzverluste minimieren.«

Die Ortsnetzstation sei dafür geradezu prädestiniert, »denn sie ist der letzte Zugriffspunkt mit gewissen Platzreserven für den Netzbetreiber.« Sie bildet weiter einen guten Konsens aus realen Messdaten und Abschätzungen. Darüber hinaus sei das Lösungskonzept der digitalen Ortsnetzstation so konzipiert, dass es modular und flexibel problemlos mit kommenden Aufgaben und Herausforderungen mitwachsen könne. Neue Software­module seien bereits in der Planung und Umsetzung, um vielen der Anforderungen von morgen begegnen zu können.

Digitale Ortsnetzstation auf einen Blick

Die digitale Ortsnetzstation …

… dient dazu, vorhandene Netzkapazitäten direkt sicht- und nutzbar zu machen.

… benötigt keine externen, nachgelagerten Messstellen, um den Netzzustand zu ermitteln.

… generiert reale Lastprofile für die künftige Netzplanung.

… bietet adressatengerechte Datenaufbereitung und -visualisierung.

… ermöglicht einfaches Parametrieren, statt Programmieren.

… verfügt über ISMS-konforme Hard- und Software.

Linda Bögelein, Communication Manager, Wago Kontakttechnik GmbH & Co. KG, Minden
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