Die Gemeinde Aschau, die Bayernwerk Netz GmbH sowie die beteiligten Ingenieur- und Bauunternehmen haben den Netzanschluss von 16 Kunden gefeiert.

Sie feiern den Netzanschluss: Michael Andrelang, 2. Bürgermeister, Simon Frank, 1. Bürgermeister von Aschau, Bayernwerk-Netz-Geschäftsführer Dr. Joachim Kabs, Pfarrerin Betina Heckner, Pfarrer Paul Jansen, Anton Schmuck (v.l.), Geschäftsführer Dippold&Gerold (Bild: Michael Bartels/Bayernwerk)

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit, dutzenden Sprengtagen und tausenden Tonnen steinigem Abraum wurde die ambitionierte Baumaßnahme in exponierter Lage nun eingeweiht.

Kaum ein anderer Netzanschluss stellte das Bayernwerk und seine Partner in den vergangenen zwei Jahren vor solch eine Herausforderung wie an der Kampenwand: Insgesamt 16 Kunden in verschiedenen Höhen ans Netz bringen, dabei über 880 Höhenmeter bezwingen, querfeldein, über Skipisten und Weiden, und immer den Berg hinauf. Trotz widriger Bedingungen ist dies den beteiligten Planern und Unternehmen im Aschauer Ortsteil Staffelstein nun geglückt. Zum Einweihungstermin bei strahlendem Wetter und mit Blick auf Watzmann sowie Großglockner fanden sich neben den Projektbeteiligten viele Bergwanderer, Vertreter des Deutschen Alpenvereins und der Bergwacht ein. "Dank der umfangreichen Vorplanungen und der guten Zusammenarbeit aller Ingenieure können wir heute den erfolgreichen Anschluss unserer Kunden in aussichtsreicher Lage zu Recht feiern", sagte Dr. Joachim Kabs, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH im Ressort Netzdienste, zur feierlichen Eröffnung. "Damit sind wir im Freistaat Bayern vernetzt bis in die Bergspitzen – von Mainfranken bis in den Chiemgau", sagte der Geschäftsführer. Das Bayernwerk hat an der Kampenwand insgesamt 5.000 m Mittelspannungs- und 2.500 m Niederspannungskabel gelegt sowie fünf Ortsnetzstationen installiert. Rund 660.000 € wurden seitens des Netzbetreibers für diese Baumaßnahme aufgewendet.

Intelligentes Netz für sauberes Wasser und reine Bergluft

Drei der fünf neuen Ortsnetzstationen sind dabei sog. intelligente Ortsnetzstationen, die aus der Netzleitstelle des Bayernwerks fernausgelesen und ferngeschaltet werden. Gerade in großen Höhenlagen ein echter Vorteil, der besonders bei Störungsfällen Zeit und Ressourcen spart. Über die Stationen und Kabelleitungen des Bayernwerks werden zukünftig auch die neuen Trinkwasserbehälter und Pumpstationen versorgt, die für eine geregelte Wasser- und Abwasserversorgung der Almen und Wirtsalmen sorgen werden.

Bürgermeister Frank Simon freute sich sichtlich über diese Errungenschaft: "Ich denke wir können stolz sein auf die durchgeführten Maßnahmen und dass wir unserer Umwelt eine große Last von den Schultern nehmen können. Die saubere Trinkwasserversorgung bietet den Almen eine Perspektive für die Zukunft und durch den Wegfall der einzelnen Dieselaggregate wird eine Menge CO2 eingespart – ein sicherlich wertvoller Beitrag für unseren Luftkurort." An die Grußworte des Bürgermeisters schlossen sich Pfarrer Paul Jansen und Pfarrerin Betina Heckner an, die die neuen Hochbehälter sowie einen Stromverteilkasten segneten.

Unter den eingesparten Dieselaggregaten an der Kampenwand sind auch jene von Sepp Stein, dessen Familie seit 1899 die Steinlingalm auf der Nordseite des Bergs betreibt. Was noch zuvor drei Dieselaggregate, eine Photovoltaikanlage und ein angeschlossener Batteriespeicher an Leistung erzeugen mussten, schafft nun der Netzanschluss: "Es ist auf alle Fälle eine Erleichterung, da wir dadurch die Betriebs- und Wartungskosten der gesamten Inselanlage, die vorher bestanden hat, stark reduzieren können. Die andere Seite ist vor allem die Versorgungssicherheit. Vorher hatten wir immer damit zu kämpfen, gerade im Winter, die Dieselanlagen am Laufen zu halten. Der laufende Küchen- und Gastbetrieb an der Alm braucht aber eine sichere Stromversorgung – und über die sind wir sehr glücklich", sagte Sepp Stein.

Geologische Herausforderungen mit Erfahrung gemeistert

Um den Weg zur Steinlingalm und anderen Anschlüssen zu meistern, darunter Skilifte, Berggondeln, Pumpstationen und weitere Almbetriebe, brauchte es an der Kampenwand weit mehr als nur Bagger und Schaufel. An insgesamt 71 Tagen haben die beteiligten Bauunternehmen mit kleineren Mengen Sprengstoff das Felsgestein auf der Trasse beseitigt und so den notwendigen Graben für die Kabel und Rohre geebnet. Mehr als 30.000 m3 Abraum und Gestein wurden mitunter auf diese Weise freigeräumt, um die erforderlichen Leitungen zu legen.

Mit der Erschließung der Kampenwand ist dem Bayernwerk nun ein weiterer Netzanschluss in exponierter Lage gelungen. Erst im vergangenen Jahr konnten am Jenner im Nationalpark Berchtesgaden mehrere Haushalte und Pumpenstationen auf rd. 1.260 m Höhe an die Stromversorgung angeschlossen werden. Das Bayernwerk ist zudem Netzbetreiber an Deutschlands höchstem Gipfel, der Zugspitze.

np-Redaktion

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