netzpraxis Ausgabe 10/2019 - Wo bleibt eigentlich unsree Versorgungssicherheit?

netzpraxis Ausgabe 10/2019

Wo bleibt eigentlich unsere Versorgungssicherheit?

Gegenwärtig erleben wir in unseren Energiemärkten eine regelrechte Flaute. Der Ausbau von Windenergieanlagen (WEA) ist trotzt aller hochtrabenden Klimaziele fast vollständig zum Erliegen gekommen. Wenn zunächst keine neuen WEA gebaut werden, müssen viele Altanlagen, die ihre geplante Betriebszeit gerade überschreiten, länger am Netz bleiben als ursprünglich geplant. Und der Ausstieg aus der Braunkohle erzeugt bei vielen Energieversorgern starke Unsicherheiten, obwohl der Ausstieg frühestens in zehn Jahren zu erwarten ist. Da stellt sich doch die Frage: Wo bleibt eigentlich unsere Versorgungssicherheit? Die Bunderegierung will das vorhandene geringe Ausfallrisiko sogar noch weiter verringern. Das fordern die neu aufkommenden Industrien ein. Zum Beispiel das autonome Fahren in elektrisch angetriebenen Autos. Viele sehen das noch weit weg. Doch bei den Autoherstellern setzen auf einen Wechsel. Der sukzessive Markteintritt dieser Systeme steht bevor. Dann wachsen E-Mobilität und Internet zusammen. Dann sind 99,85 % Ausfallsicherheit in der Stromversorgung bei weitem nicht mehr genug. Diese beiden Industrien z. B. sind zu 100 % von einer 100-prozentigen Stromversorgung abhängig. Ein Stromausfall hätte verheerende Folgen.

Wenn die Netzbetreiber da morgen mithalten wollen, müssen Sie wie die Autoindustrie heute die richtigen Weichen stellen. Alles, was gestern noch für eine ausreichende Sicherheit im Netz gesorgt hat, muss heute auf den Prüfstand, um für die Anforderungen von morgen gerüstet zu sein. Dies betrifft nicht nur die Energieerzeugungskonzepte, die Technik in Schaltanlagen und Netzen, sondern auch die Wartungsstrategien, denn viele dieser Strategien und Techniken sind von vorgestern. Als Hersteller von Mess- und Prüftechnik werden wir viel zu oft damit konfrontiert, dass nach wie vor nur das Nötigste getan wird. Um die Versorgungssicherheit weiter zu erhöhen, müssen neue WEA gebaut werden und betriebsgealterte dringend auf den Prüfstand.

Peter Wienhold, Vertriebsleiter Schaltanlagenprüftechnik, Megger GmbH, Oberursel

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np-Redaktion