Der Seehafen Kiel hat die bisher größte Schiff-Steckdose Deutschlands beauftragt. Die Siemens-Lösung wird erstmalig zwei Schiffe parallel versorgen.

Die Siemens-Anlage besteht aus vier Geafol Gießharztransformatoren, vier luftisolierten Mittelspannungs-Schaltanlagen vom Typ Nxair sowie einem 16-MVA-Frequenzumrichter (Bild: Siemens)

Die Anlage soll in der Kreuzfahrtsaison 2020 den Testbetrieb aufnehmen. Die Seeschifffahrt spielt in Kiel eine besondere Rolle. Der Hafen ist Ausgangspunkt für Kreuzfahrten und verfügt über Fährverbindungen ins Baltikum sowie nach Skandinavien. Im Jahr 2018 liefen 32 verschiedene Kreuzfahrtschiffe den Kieler Hafen 174-mal an.

"Mit dem Bau dieser neuen Landstromanlage unterstützen wir aktiv die Klimaziele der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt", so Port-of-­Kiel-Geschäftsführer Dr. Dirk Claus. "Mit der Landstromanlage können wir Strom aus erneuerbaren Energiequellen sowohl zu den Kreuzfahrtschiffen am Ostseekai sowie dem Fährverkehr am Schwedenkai liefern. Wir nehmen damit eine Vorreiterrolle ein und setzen unser 'Blue Port'-Konzept für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung des Kieler Hafens konsequent um. Künftig werden 60 % des Energiebedarfs der Kiel anlaufenden Schiffe klimaschonend mit Landstrom gedeckt. Denn die Dieselgeneratoren werden dann während der Liegezeit abgeschaltet."

Die Siemens-Anlage besteht aus vier Geafol-Gießharztransformatoren, vier luftisolierten Mittelspannungs-Schaltanlagen vom Typ Nxair sowie ­einem 16-MVA-Frequenzumrichter. Die Gießharztransformatoren mit Bemessungsleistungen von 6 und 16 MVA sind besonders für herausfordernde Umgebungsbedingungen wie der salzhaltigen Atmosphäre am Hafen geeignet. Die Schaltanlage kommt ebenfalls auf Grund ihrer Robustheit und kompakten Bauweise zum Einsatz.

Für eine unterbrechungsfreie und effiziente Stromversorgung der anlegenden Schiffe sorgt das Siemens Umrichtersystem "Siplink", bestehend aus einem Frequenzumrichter sowie einer Software zur zentralen Steuerung der beiden Liegeplätze. Damit können zwei Mittelspannungs-Netze unterschiedlicher Frequenz miteinander verbunden werden – nämlich das örtliche Verteilnetz mit 50 Hz sowie das Bordnetz mit 60 Hz. Das System synchronisiert beide Netze und übernimmt die Stromversorgung automatisch innerhalb weniger Minuten. Zudem wird die Energieversorgung der beiden voneinander getrennten Schiffsnetze koordiniert, so dass eine parallele Versorgung stattfinden kann.

"Mit dieser Installation können erstmalig durch eine Landstromanlage zwei Schiffe parallel mit der notwendigen 60-Hz-Bordfrequenz versorgt werden", erklärte Axel Mohr, Vertriebsleiter für Distribution Systems, Re­gion Nord bei Siemens Smart Infrastructure. Die Stadt Kiel gibt mit dem »Masterplan 100 % Klimaschutz« einen ambitionierten Leitfaden für ein CO2-neutrales Kiel im Jahr 2050 vor. Durch die möglichen CO2-Einsparungen soll die neue Landstromversorgung am See­hafen Kiel einen Beitrag zum Erreichen dieses Ziels leisten. Bereits im Frühjahr 2019 wurde die ebenfalls von Siemens errichtete Landstromversorgung am Norwegenkai in Betrieb genommen. Bislang konnten dadurch rd. 1.000 t CO2 eingespart werden.

np-Redaktion

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