Die Übertragungsnetzbetreiber haben einen Szenariorahmen für den nächsten Netzentwicklungsplan Strom entworfen, der ein klimaneutrales Stromsystem abbildet.

Die Ausbaurate der EE-Kapazitäten gegenüber dem Referenzjahr 2020 wird etwa verfünffacht werden müssen (Bild: Pixabay)

Der Ausstieg aus Kohle und Kernenergie wird in dem Entwurf ebenso berücksichtigt wie die nationale Wasserstoffstrategie, Eckdaten aus dem Koalitionsvertrag und ein stärker zusammenwachsender europäischer Strombinnenmarkt. Bei vielen Eingangsdaten haben sich die ÜNB an der Agora-Studie "Klimaneutrales Deutschland 2045" orientiert und an der Studie "Langfristszenarien für die Transformation des Energiesystems in Deutschland 3" von Fraunhofer ISI, Consentec, TU Berlin und ifeu. Die einzelnen Szenarien des neuen Entwurfs bilden einen unterschiedlich hohen Grad der Wasserstoffnutzung und der Elektrifizierung ab.

Integrierte Betrachtung der Sektoren wird immer wichtiger

Auf dem Weg in die Klimaneutralität nimmt der Stromsektor eine Vorreiterrolle ein. Die direkte Elektrifizierung ermöglicht, andere Sektoren zu dekarbonisieren. Die CO2-Vermeidungskosten sind im Stromsektor im Vergleich zu anderen Sektoren zudem relativ gering. Eine andere Möglichkeit der Dekarbonisierung ist der Einsatz von grünem Wasserstoff oder wasserstoffbasierten Kraftstoffen – auch hier spielt der Stromsektor eine wichtige Rolle. Die integrierte Betrachtung der Sektoren wird daher im Szenariorahmen der ÜNB immer wichtiger.

Steilerer Ausbaupfad für erneuerbare Energien notwendig

Nicht nur für eine inländische Wasserstoffproduktion, sondern auch für die Klimaneutralität insgesamt ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (EE) der wichtigste Grundpfeiler. Die Ausbaurate der EE-Kapazitäten gegenüber dem Referenzjahr 2020 wird etwa verfünffacht werden müssen, um dieses Ziel bis 2045 zu erreichen. Angenommen werden für das Jahr 2045 je nach Szenario rund 520 GW bzw. 620 GW installierte Leistung aus erneuerbaren Energien, davon knapp zwei Drittel aus Photovoltaik. Zudem prognostizieren die ÜNB für eine klimaneutrale Zukunft Deutschlands eine Verdopplung des Brutto-Stromverbrauchsauf rd. 1.000 TWh im Jahr 2045.

Zunehmender Bedarf an Flexibilitäten und großräumigem Ausgleich

In einem Stromsystem, das von volatiler Erzeugung geprägt ist, müssen Erzeugung und Verbrauch flexibel sein. Die Herausforderung besteht darin, effiziente Anreize zu schaffen, damit zusätzliche Flexibilitätspotenziale erschlossen und genutzt werden. Zudem ist der Ausbau von grenzüberschreitender Übertragungskapazität über die bisher vorhandenen Planungen hinaus erforderlich.

Beteiligung an Konsultation der BNetzA

Die BNetzA konsultiert nun den Entwurfder ÜNB öffentlich. Auf Grundlage des Szenariorahmen-Entwurfs der ÜNB, der Konsultation und der eigenen Einschätzung wird die BNetzA einen Szenariorahmen genehmigen. Dieser ist die verbindliche Grundlage für die Markt- und Netzberechnungen der ÜNB im anschließenden Netzentwicklungsplan. Weitere Information unter www.netzentwicklungsplan.de.

 

np-Redaktion

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