Am 4. November wurde im Kreis Nordfriesland der vierte, 38 km lange Abschnitt der Westküstenleitung in Betrieb genommen.

Symbolischer Knopfdruck vor farblich illuminierten neuen Masten (v.r.): Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Tim Meyerjürgens, COO von Tennet, Tobias Goldschmidt, Energiewendeminister Schleswig-Holstein, Matthias Boxberger, Aufsichtsratsvorsitzender der SH Netz (Bild: Tennet)

Beim gemeinsamen symbolischen Knopfdruck wurden die neuen Masten in Umspannwerksnähe für einen kurzen Moment farblich illuminiert. Die Veranstaltung fand in Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Wirtschaft und Politik statt. 

Robert Habeck: "Die Westküstenleitung wird gerne als 'Hauptschlagader der Energiewende in Schleswig-Holstein' bezeichnet. Sie ist aber nicht nur für Schleswig-Holstein von Bedeutung. Die neue Leitung verbessert die Integration von erneuerbarem Windstrom. Mit der Fertigstellung des letzten Abschnittes nächstes Jahr und dem Anschluss an Dänemark werden wir auch die europäische Strommarktintegration weiter voranbringen. Gerade die aktuelle Situation führt uns wieder vor Augen, wie wichtig europäische Kooperation und Solidarität ist. Grundlage dafür ist grenzüberschreitende Infrastruktur wie die Westküstenleitung."

Tobias Goldschmidt: "Für Schleswig-Holstein ist die Westküstenleitung wichtige Klimaschutzinfrastruktur und Entwicklungsachse zugleich. Deshalb freue ich mich, dass wir mit der heutigen Inbetriebnahme des vierten Abschnitts der Westküstenleitung der Energiewende weitere 38 km nähergekommen sind. In energiepolitisch herausfordernden Zeiten erreichen wir heute ein wichtiges Etappenziel und befreien uns weiter Schritt für Schritt aus der fossilen Abhängigkeit."

Tim Meyerjürgens: "Die Westküste Schleswig-Holsteins spielt eine zentrale Rolle für die Energiewende in Deutschland. Für den Norden ist die Westküstenleitung ein echter 'Game-Changer' auf dem Weg zur Unabhängigkeit von fossilen Energien. Mit dieser Leitung sammeln wir den Windstrom vor der Küste ein und sichern damit sowohl die regionale Versorgung als auch den Transport von grünem Strom in Richtung Süden. Mit dem heute in Betrieb genommenen vierten Abschnitt fließt jetzt auf bereits 121 von rd.140 Leitungskilometern grüner Strom. Gerade vor dem anstehenden, besonders herausfordernden Winter hilft jeder Kilometer zusätzlicher Netzausbau bei der Netz- und Versorgungssicherheit.“ Mit dem fünften und letzten Abschnitt werde das Projekt dann in rund einem Jahr komplett fertiggestellt sein, betonte Tim Meyerjürgens. 

Matthias Boxberger: "Als SH Netz investieren wir allein im vierten Bauabschnitt der Westküstenleitung fast 50 Mio. € für neue 110.000-V-Leitungen und in Umspannwerke und tragen so zum weiteren Netzausbau bei. Und der Bedarf wächst mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien immer weiter: Bei der Windkraft onshore erwarten wir mehr als eine Verdoppelung auf ca. 15.000 MW und bei Photovoltaik fast eine Verzehnfachung auf ca. 15.000 MW bis 2030. Für den entsprechenden weiteren Netzausbau bleibt nach den politischen Zielen noch knappe 8 Jahre Zeit. Deshalb braucht es Planungserleichterungen und eine bessere Koordination von Anlagen- und Netzausbau, um Zwangsabschaltungen wie in der Vergangenheit für die Zukunft zu vermeiden." 

Hintergrund

Die Westküstenleitung gliedert sich in fünf Projektabschnitte von Brunsbüttel bis zur dänischen Grenze mit insgesamt fünf Netzverknüpfungspunkten. Für die knapp 140 km lange Westküstenleitung wird eine neue 380-kV-Freileitung in einer neuen Trasse realisiert. Ziel des Neubaus ist es, die Erhöhung der Übertragungskapazität zum Abtransport des Windstroms zu erreichen. Rund ein Jahr nach der Inbetriebnahme von Abschnitt 3 wurde am 4. November Abschnitt 4 (Husum/Nord-Klixbüll/Süd, 38 km, 103 Masten) in Betrieb genommen. Damit fließt der Strom an der Westküste inzwischen auf insgesamt 121 km Richtung Süden. Der 4. Abschnitt hat von allen Abschnitten der Westküstenleitung den höchsten Mitnahme-Anteil der 110-kV-Leitung der SH Netz, nämlich 90 %. Nach der jetzt erfolgten Inbetriebnahme des vierten Abschnitts wird mit dem Rückbau und Recycling von 104 alten Masten in diesem Bereich begonnen.

Der Abschnitt 1 (Brunsbüttel – Süderdonn, rd. 14 km) ist seit Dezember 2016 in Betrieb. Der Rückbau der ehemals vorhandenen 110-kV-Leitung ist in dem Bereich abgeschlossen. 
Abschnitt 2 (Süderdonn – Heide/West, rd. 23 km) wurde 2019 in Betrieb genommen. Dort ist der Rückbau ebenfalls abgeschlossen. Abschnitt 3 (Heide/West – Husum/Nord, rd. 46 km) wurde im September 2021 in Betrieb genommen und nimmt die vorhandene 110-kV-Leitung auf fast 32 km mit, wodurch 96 alte 110-KV-Masten abgebaut werden konnten. Die Fertigstellung des Abschnitts 5 (Klixbüll – Grenze Dänemark, rd. 18 km) ist für 2023 geplant.

np-Redaktion

Ähnliche Beiträge