Die Nachhaltigkeitsdirektive ist gut, aber überbordend bürokratisch.

Die Nachhaltigkeitsdirektive ist gut, aber überbordend bürokratisch (Quelle: Adobe Stock).

Sand, Strand und Wasser sind nicht nur bei Erholungsuchenden begehrt. Für das LBBW Research werden sie auch von deutlich mehr Wirtschaftsbranchen gesucht, als so mancher im ersten Moment denkt. „Wasser ist zum Beispiel nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt überlebenswichtig. Fehlt es oder lässt dessen Qualität nach, kommen Wirtschaftssektoren wie die Landwirtschaft, die Energiebranche, aber auch Technologieunternehmen unter Druck“, erklärt Nachhaltigkeitsanalystin Sabrina Kremer. „In einigen Regionen Europas wird Wasser zwischenzeitlich in den Sommermonaten sogar rationiert. Frankreich musste 2022 seine Atommeiler unter anderem wegen fehlendem Wasser abschalten und auch Rechenzentren werden stets durch Wasser gekühlt.“

Sand ist ein weiterer vermeintlich bedeutungsloser Rohstoff, der in Wirklichkeit aber für viele Unternehmen ein Schlüsselelement ist, betont Sabrina Kremer. Nach Süßwasser ist er das am häufigsten genutzte Gut weltweit. Dabei gehen dessen Vorräte weltweit stark zurück. „Zahlreiche Branchen müssen nun anfangen umzudenken, wollen sie ihr Geschäftsmodell im wahrsten Sinne nicht auf Sand bauen“, sagt sie. Aktuell nutzen wir bereits doppelt soviel Sand, wie die Natur durch Verwitterung nachproduziert. Überwiegend Fluss- oder Meeressand, denn zum Beispiel der Saharasand ist für den Hoch- und Tiefbau praktisch nutzlos, weil die Körner von Wind und Wetter zu rund geschliffen sind.

Aber nicht nur das Baugewerbe ist vom Sand abhängig. Der besonders hochwertige Quarzsand wird überdies bei der Herstellung von Glas, Glasfasern und Computerchips benötigt. Und hier steigt der Bedarf ebenfalls stark an. „Insgesamt wird Sand nicht knapp, aber durch den Abbau wirtschaftlich nutzbaren Sandes am Meeresgrund verschwinden zum Beispiel Strände und müssen mit anderen Mitteln mühsam wiederaufgebaut werden“, erklärt Sabrina Kremer die ökologischen Folgen.

Mehr als nur eine Frage des Geldes

Sich ändernde Umweltbedingungen haben auf die Wirtschaft deutliche Auswirkungen. „Die wirtschaftlichen Folgen für betroffene Unternehmen gehen weit über steigende Rohstoffpreise hinaus, an die man wohl als Erstes denkt“, sagt Kremer. Als weitere Folgen nennt sie Rohstoffe, die in einigen Jahren gar nicht mehr erhältlich sein werden. Folgen sind auch Unwetter, die Produktion, Transport oder Absatz erschweren oder umweltgefährdende Produkte und Produktionen, die zu schweren Reputationsschäden führen. Zum Schutz der Biodiversität könnten nicht zuletzt Gesetze und Verordnungen eingeführt werden, die schlecht vorbereitete Unternehmen stark einschränken.

Nachhaltigkeitsberichte können ihrer Ansicht nach für Anleger ein gutes Mittel sein, diese komplizierten Zusammenhänge und die damit verbundenen Risiken zu erkennen. „Nachhaltigkeitsberichte zeigen verborgene Zusammenhänge, verdecken sie aber auch zugleich“, sagt sie und verweist auf die vielen sich teilweise sogar widersprechenden Vorschriften. „Die überbordende Regulierung verschafft ja nicht nur den Unternehmen viel Arbeit. Sie führt auch zu dicken, unübersichtlichen Berichten, in denen alles drinsteht, man im Zweifel aber nichts mehr findet“, so ihr Urteil.

Weitere Informationen unter lbbw.de.

„et“-Redaktion

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