Nach 25 Jahren Betriebszeit enden die Betriebsgenehmigungen von Offshore-Windanlagen. Aktuell wäre ein unkoordinierter Rückbau die Folge. (Bild: Adobe Stock)
Ein Rückbau technisch und wirtschaftlich funktionstüchtiger Anlagen würde nicht nur gegen die Nachhaltigkeit verstoßen. Aus Gründen der Kosteneffizienz und der Umsetzbarkeit eines Rückbaus ist auch zu bedenken, dass in bestehenden Offshore-Wind-Clustern häufig mehrere Windparks mit unterschiedlichen Laufzeiten an ein gemeinsames Netzanbindungssystem angeschlossen sind. Nicht nur deshalb sind anderweitige Festlegungen nötig. Auch die Planung, bestehende Parks zukünftig zu größeren Flächen mit 2-GW-Anschlusskapazität zusammenzulegen, macht eine Neukoordination von Laufzeiten sowie der Frage von Rück- und Neubau nötig.
Untersuchung der Möglichkeit eines koordinierten Rück- und Neubaus
In fünf verschiedenen Szenarien hat das Fraunhofer IWES an einem Beispielcluster in der deutschen Nordsee die unterschiedlichen Möglichkeiten der zeitlichen Umsetzung der Außerbetriebnahme der einzelnen Flächen untersucht. Untersucht wurden ein direkter, unkoordinierter Rück- und Neubau, also die frühestmögliche Außerbetriebnahme, sowie eine generelle Laufzeitverlängerung um bis zu 10 Jahre. Ebenfalls betrachtet wurden koordinierte Szenarien mit verschiedenen Möglichkeiten, die Außerbetriebnahme der Parks innerhalb eines Gebiets zeitlich abzustimmen. Betrachtet wurden u. a. Betriebs- und Investitionskosten, Ausfallraten, Rückbau- und Brachliegezeiten sowie Schiffs- und Lieferkettenkapazitäten. Grundannahme ist, dass ein Neubau in einem Gebiet erst erfolgen kann, wenn alle alten Parks in dem Gebiet rückgebaut worden sind.
Bis zu zehn Jahre verlängerter koordinierter Weiterbetrieb
Fraunhofer IWES kommt zum Ergebnis, dass der koordinierte Weiterbetrieb mit bis zu 35 Jahren Laufzeit und anschließendem Rück- und Neubau die größten Vorteile bietet. Ein solches Vorgehen würde die Stromerträge in den Clustern steigern und über den Gesamtbetriebszeitraum die volkswirtschaftlichen Kosten senken. Vergleichsgröße ist hier ein Szenario ohne Weiterbetrieb. Dabei ist es von Bedeutung, dass ausreichend viele Offshore-Windparks auf einer Fläche in Betrieb sein müssen, um die Betriebskosten des Netzanschlusses zu rechtfertigen. Einbezogen wurde dabei auch, dass es in den Windanlagen, die länger als 25 Jahre in Betrieb sind, aufgrund erhöhter Fehlerraten zu geringeren Verfügbarkeiten und damit zu verringerten Stromerträgen kommt. Ein Betrieb der neubebauten Flächen wäre zwar wirtschaftlicher, den Mehrgewinnen stehen jedoch die hohen Investitionskosten gegenüber.
Der Vorteil eines koordinierten Weiterbetriebs liegt zudem in den moderaten Anforderungen für die Lieferketten und langfristig niedrigeren Belastungen für das Ökosystem.
Die im Auftrag des BDEW erstellter Studie des Fraunhofer IWES ist hier abrufbar: bdew.de