
Wechselwelle: 34 % wollen den Stromanbieter wechseln, bei Neukunden sind es sogar 48 %. (Quelle: Adobe Stock)
Jeder dritte Stromkunde plant den Anbieterwechsel, unter Neukunden ist es fast die Hälfte. Nachhaltige Alternativen wachsen rasant, während regionale Versorger trotz ihrer Kundennähe spürbar Marktanteile verlieren. Denn die Energiekrise wirkt nach: Viele nehmen deutliche Preiserhöhungen wahr. Kunden verlassen zunehmend die Grundversorgung. Dynamische Tarife sind noch unbeliebt, Fixpreis-Tarife und Nachhaltigkeit hingegen gefragter denn je.
Laut der Simon-Kucher Energie-Studie will mehr als jeder dritte Verbraucher (34 %) den Stromanbieter wechseln. Bei Neukunden ist sogar fast die Hälfte (48 %). „Die Treue zum Stromanbieter bröckelt“, weiß Thomas Haller, Senior Partner in der Fachabteilung Energie & Versorgung von Simon-Kucher. „Der Wettbewerb nimmt Fahrt auf, die Wechselbereitsschaft ist auf einem Rekordhoch.“
Ökostrom-Anbieter statt lokale Energieversorger – Wechseltrend könnte sich verschärfen
„Die Verlierer des Wechseltrends sind Stadtwerke und lokale Versorger“, sagt Haller. Hier sinkt der Marktanteil trotz punktueller regionaler Marktdurchdringung auf 35 %. Ein Minus von 22 % seit 2022. Zwar können regionale Versorger mit ihrer Kundennähe punkten, das allein reiche aber nicht. „Der Trend geht klar zu Ökostrom-Anbietern. Diese konnten ihren Marktanteil von zwei auf 7 % ausbauen – das ist eine Kampfansage. Die Zukunft sind nachhaltigen Energielösungen. Wer nicht mithalten kann, läuft Gefahr, mehr und mehr Kundschaft zu verlieren.“
Nachhaltigkeit gewinnt immens an Bedeutung
So sieht laut der Energie-Studie von Simon-Kucher jeder Dritte unter 25 Klimaschutz als wichtig an. Und: Ganze 59 % mehr Eigentümer als im Vorjahr haben alternative Energielösungen wie Wärmepumpen installiert. „Nachhaltigkeit bleibt ein untergeordnetes Wechselkriterium und gewinnt jedoch langsam an Bedeutung“, so Michael Kässer, Partner in der Fachabteilung Energie & Versorgung. Wichtigstes Kriterium bleiben allerdings die hohen Preise – für rund die Hälfte der Verbraucher (47 %) der Hauptgrund, Stromanbieter zu wechseln.
Preisschock bleibt auch nach der Energiekrise
Kein Wunder – denn: „Über 70 % der Deutschen nehmen seit der Energiekrise eine Preiserhöhung beim Strom wahr“, weiß Malte Trukenmüller, Senior Director bei Simon-Kucher. „Der Preisschock bleibt auch nach der Energiekrise bestehen.“ Einer der Gründe, warum immer mehr Verbraucher die Grundversorgung verlassen. „Wir sehen gerade extrem viel Bewegung im Energiemarkt. Anbieter müssen jetzt gezielt in ihre Stärke investieren. Sonst könnten Marktanteile unwiderbringlich verloren gehen.“
Kunden setzen auf Sicherheit statt Dynamik
„Dabei gilt es vor allem ein Auge darauf zu haben, was Kunden wirklich wollen“, unterstreicht Trukenmüller. Obwohl die Bedeutung von dynamischen Tarifen in Zukunft sicherlich zunimmt, nehmen Verbraucher diese aktuell eher schlecht an. „Bei den Kunden gilt: Sicherheit geht vor“, so der Energie-Experte. „Fixpreis-Tarife sind aktuell deutlich beliebter als dynamische Tarife“. So setzt nicht einmal jeder Zehnte (8 %) auf die dynamische Lösung. Bei den Festpreisen greift mit 48 % hingegen fast die Hälfte zu.
Weitere Informationen unter www.simon-kucher.com