
Kristian Ruby, Generalsekretär von Eurelectric, Brüssel (Quelle: Eurelectric)
Das Jahr 2022 markierte eine bedeutsame Wende für den EU-Energiesektor, wie in der Ausgabe 2023 des Power Barometers festgehalten. In Brüssel am 21. September vorgestellt, erfasst das Barometer wichtige Entwicklungen im Energiesektor auf Basis rigoroser Forschung und zahlreicher Datenquellen.
Mehrere positive Trends, aber Ladeinfrastruktur und Stromnetzinvestitionen hinken hinterher
Nach einer Phase historischer Herausforderungen zeigte der Sektor mehrere positive Trends. Nach den beispiellosen Preissprüngen und politischen Interventionen im Jahr 2022 ging der Gasverbrauch um 19 % zurück und Millionen von Verbrauchern wechselten zu elektrischen Heizsystemen. Auch die Strompreise verbesserten sich. Die Großhandelsstrompreise haben sich stabilisiert und sind von durchschnittlich 227 Euro pro Megawattstunde im Jahr 2022 auf 100 Euro pro Megawattstunde in diesem Jahr gesunken, wobei die Einzelhandelspreise diesem Trend folgten.
Die Elektrifizierung des Verkehrs schritt mit einem Anteil von 21 % für Elektrofahrzeuge und 13,7 % für Elektrobusse voran. Die Einführung von Ladeinfrastruktur hinkt jedoch hinterher, genauso wie die Investitionen in die Stromnetze.
Kristian Ruby, Generalsekretär von Eurelectric, des Verbandes, der die Interessen der europäischen Stromindustrie vertritt, sagte: „Wir benötigen mehr Leitungen, mehr Digitalisierung und eine größere Klimaresilienz, um unsere Netze fit für die Netto-Null-Emissionen zu machen. Dies erfordert eine Änderung des regulatorischen Ansatzes. Netzbetreibern sollte erlaubt werden, vorausschauende Investitionen zu tätigen, damit wir uns auf eine verstärkte Elektrifizierung vorbereiten können."
Stromerzeugung – ein differenziertes Bild
Die Bereitstellung neuer Kapazitäten zur Stromerzeugung variierte stark je nach Technologie. Während die Installation von Solar-PV-Anlagen einen Rekordwert von 41 GW verzeichnen konnte, hinkten Windenergieinstallationen sowohl an Land als auch auf See aufgrund einer Kombination aus Problemen in der Lieferkette, langsamen Genehmigungen und einer unzureichenden Ausschreibungsgestaltung hinterher.
Die zunehmende variable Wind- und Solarenergieerzeugung erfordert einen Ausbau gesicherter und flexibler Technologien zur Stabilisierung des Stromnetzes. Neben konventionellen Anlagen müssen auch Speicherlösungen massiv ausgebaut werden. Obwohl die Installationen kontinuierlich auf 4,5 GW im Jahr 2022 gestiegen sind, wären jährlich etwa 11 bis 14 GW erforderlich, um den zukünftigen Anforderungen des Systems gerecht zu werden.
Kristian Ruby: „Europa benötigt eine massive Elektrifizierung, um sich aus Putins Griff zu befreien. Doch da die Gesellschaft immer stärker auf Elektrizität angewiesen ist, muss die Stromversorgung für alle zuverlässig sein."
Weitere Informationen unter powerbarometer.eurelectric.org.