Als langfristige Lösung befürwortet die Studie, die Netzentgelte für alle Verbraucher eng an den Netzkosten zu orientieren, hält aber kurzfristig eine Weiterführung individuellen Netzentgelte in der einfacheren Rabatt-Logik für vertretbar

Als langfristige Lösung befürwortet die Studie, die Netzentgelte für alle Verbraucher eng an den Netzkosten zu orientieren, hält aber kurzfristig eine Weiterführung individuellen Netzentgelte in der einfacheren Rabatt-Logik für vertretbar (Quelle: Pixabay)

In Deutschland haben Großverbraucher von Strom Anspruch auf ein individuelles Netzentgelt, wenn ihr Strombezug gleichmäßig ist. Dieses bedeutet einen Rabatt auf die Netzentgelte von bis zu 90 %. Im Jahr 2024 entlastet diese sogenannte 7.000-h-Regelung die stromintensive Industrie um rund 1,5 Mrd. €. Jedoch steht der Mechanismus seit langem in der Kritik, weil er eine Reaktion der Unternehmen auf Strompreissignale und Dienstleistungen für Netzbetreiber praktisch unmöglich macht.

Die Bundesnetzagentur hat nun eine Reform der individuellen Netzentgelte angekündigt und ein entsprechendes Eckpunktepapier veröffentlicht. Eine Kurzstudie von Neon Neue Energieökonomik im Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Tennet TSO erklärt die Bedeutung und die Probleme der aktuellen Regelung, erläutert die Ziele und Zielkonflikte und skizziert drei denkbare Stoßrichtungen einer Reform.

„Die Flexibilisierung des industriellen Stromverbrauchs und damit die Nutzung von günstigem grünen Überschussstrom ist jedoch ein wesentlicher Baustein für die Bezahlbarkeit der Energiewende und die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.“ fasst Studienleiter Prof. Lion Hirth von Neon Neue Energieökonomik das Dilemma zusammen, „deswegen ist eine Reform richtig, wichtig und überfällig.“

In der Debatte werden verschiedene Ziele genannt, die eine Reform erreichen soll: Die aktuelle bestehende Flexibilitätsbarriere soll abgebaut werden, die Entlastung soll sich an den tatsächlichen Netzkosten orientieren, das bisherige Entlastungsniveau soll erhalten bleiben, und die Kosten des Instruments begrenzt werden. Diese Ziele sind legitim, stehen jedoch untereinander im Konflikt. Insbesondere ist bei einer Orientierung an tatsächlichen Netzkosten keine flächendeckende Entlastung in der heutigen Größenordnung zu erwarten.

Als langfristige Lösung befürwortet die Studie, die Netzentgelte für alle Verbraucher eng an den Netzkosten zu orientieren, hält aber kurzfristig eine Weiterführung individuellen Netzentgelte in der einfacheren Rabatt-Logik für vertretbar.

„Dabei empfehlen wir eine Umstellung auf einen reinen Mengenrabatt, also die ersatzlose Streichung der 7.000-h-Anforderung“, so Dr. Anselm Eicke, Mitautor der Studie. Dabei sollte der Rabatt nur auf den Stromverbrauch jenseits des Schwellwerts Anwendung finden, um Kippschaltereffekte zu vermeiden, und regional differenziert werden, um eine netzdienliche Komponente zu enthalten. Außerdem sollte der Leistungspreis der Netzentgelte stärker reduziert werden als der Arbeitspreis, um auch diese Flexibilitätsbarriere weiter abzubauen.

Weitere Informationen unter neon.energy

„et“-Redaktion

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