In vielen Fällen rentable, aber nicht ausgeschöpfte Energieeffizienzpotenziale sollten stärker genutzt werden

In vielen Fällen rentable, aber nicht ausgeschöpfte Energieeffizienzpotenziale sollten stärker genutzt werden (Quelle: Adobe Stock)

Die renommierten Energie-Wissenschaftler Prof. Peter Hennicke (Wuppertal), Prof. Eberhard Jochem (ETH Zürich und IREES, Karlsruhe) und Dr. Hans-Joachim Ziesing (ehem. DIW und AGEB) haben bereits im Oktober einen von 60 Wissenschaftlern unterzeichneten offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages sowie an Wirtschaftsverbände, Investoren und Medien erläutert. Sie rufen darin zu einer konsequenteren Nutzung von Energieeffizienzpotenzialen auf, die in vielen Fällen ungenutzt, aber wirtschaftlich sind.

Sie warnen, dass die derzeitige Vernachlässigung von Energieeffizienzmaßnahmen unnötigerweise zu steigenden Energiekosten, verminderter Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sowie zu höherer Energieabhängigkeit führen und somit die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende gefährden könnte. Die Wissenschaftler fordern eine gezielte Energieeffizienzpolitik, die bestehende Hemmnisse und Marktversagen abbaut. Sie weisen auch die Energieanwender in privaten Haushalten, Verkehr, Dienstleistungen, öffentlicher Hand und Industrie auf die vielen energieeffizienten Lösungen hin, die oft auch zusätzliche Begleitnutzen haben wie z. B. mehr Komfort, weniger Lärm, bessere Produkt-Qualität und geringerer Ausschuss.

„Energie deutlich effizienter zu nutzen ist als Grundstein der Energiewende ebenso unverzichtbar wie der raschere Ausbau erneuerbarer Energien, um den Temperaturanstieg auf 1,5 bis 2,0°C zu begrenzen; Energieeffizienz wird aber immer wieder vernachlässigt – leider auch wieder in den aktuellen Sondierungsergebnissen von SPD, Grünen und FDP", so Prof. Hennicke.

Dr. Ziesing verwies dabei auf die Systemnutzen für die Energiewende: „Energieeffiziente Lösungen verringern die Kosten der Energiewende, da wir so schneller zu 100% erneuerbaren Energien kommen und gleichzeitig unabhängiger von Energieimporten werden. Auch CO2-freie Energieträger dürfen nicht verschwendet werden." Dabei sollte neben dem Gebäude- und Verkehrssektor auch die Industrie in den Blick genommen werden: „In allen Branchen in Industrie und Gewerbe schlummern weiterhin große rentable Effizienzpotenziale. Unterstützen Politik und die Wirtschaftsverbände ernsthafter, diese zu heben, stärkt das nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, sondern auch die Exportposition der Maschinen- und Anlagenhersteller durch Referenz-Anlagen und Skaleneffekte“, ergänzte Prof. Jochem.

Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF), ifügt hinzu: „Die Lösungen, die für eine effiziente Energiewende nötig sind, existieren bereits heute und wachsen ständig durch Forschung und Entwicklung. Nun geht es darum, dass eine neue Bundesregierung, die Wirtschaft und die privaten Haushalte diese Potenziale auch ausschöpfen. Denn allein durch Energieeffizienzmaßnahmen wird die Klimaziellücke für 2030 um die Hälfte geschlossen, das BIP um 40 Mrd. € jährlich gesteigert und die Beschäftigung um knapp 100.000 erhöht. Wir begrüßen deshalb sehr, dass auch die Wissenschaft auf den dringenden Handlungsbedarf hinweist.“

Download des Offenen Briefs unter deneff.org

„et“-Redaktion

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