Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung dezentraler Energiemärkte in Deutschland.

Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung dezentraler Energiemärkte in Deutschland (Quelle: Gemeinde Freiamt).

Das Future Energy Lab, ein Pilotierungs- und Vernetzungslabor der Deutschen Energie-Agentur (dena), hat in Kooperation mit Fraunhofer FIT und GridSingularity eine wegweisende Studie vorgelegt. Unter dem Titel „Das dezentralisierte Energiesystem im Jahr 2030“ untersucht die Studie einen systemischen Bottom-up-Ansatz zur Marktintegration dezentraler Verbrauchs- und Erzeugungseinheiten, insbesondere durch die Einführung von Peer-to-Peer (P2P)-Stromhandelsplätzen.

Im P2P-Stromhandel können Teilnehmer im Stromsystem, also sowohl Erzeuger als auch Verbraucher, direkt und ohne Zwischenhändler untereinander Strom kaufen und verkaufen. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Einbindung von dezentralen Verbrauchs- und Erzeugungseinheiten wie Photovoltaik, Windenergieanlagen, Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und Batteriespeicher in lokale, regionale oder landesweite P2P-Strommärkte vielversprechende Chancen bietet, um wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nutzen für die Bürger zu generieren.

Philipp Richard, Leiter Digitale Technologien und Start-up-Ökosysteme bei der dena, betont: „Die Studie zeigt das große Potenzial der Einführung von P2P-Stromhandelsmärkten und deren Auswirkungen. Auch wenn einige Aspekte, wie Stromnetzrestriktionen, Inc-Dec Gaming oder die Liquidität der Märkte noch weiter untersucht werden müssen, sollten die Ergebnisse verstärkt in Diskussionen über das künftige Strommarktdesign einfließen.“

Simulation von sechs Szenarien für eine optimierte Marktintegration

Die Studie basiert auf Simulationen eines sogenannten agentenbasierten P2P-Strommarkmodells mit 967 Agenten, die untereinander Strom handeln. Die Agenten repräsentieren unterschiedliche Energieanlagen wie Photovoltaik, Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen, Batteriespeicher, Haushalts- und Industrielasten sowie Windkraftanlagen im deutschen Strommarkt im Jahr 2030. Die regionale Verteilung der Agenten basiert auf den Plänen und Prognosen der Bundesregierung für das Jahr 2030. In der Studie wurden sechs Szenarien untersucht, darunter die Einführung von P2P-Stromhandelsplätzen sowie zeitlich variierende Strompreise und Netzentgelte. Der P2P-Stromhandel wurde dabei in lokale, regionale 
und nationale Marktebenen unterteilt.

Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Implementierung von P2P-Stromhandelsplätzen, abhängig vom geographischen Ausmaß, zu markanten Reduktionen der Stromkosten für die Endkunden führen kann: Von 4 % bei lokaler Implementation bis 20 % bei nationaler Marktöffnung. Teilnehmer am P2P-Stromhandel können Strom günstiger beziehen, was zu einer verbesserten Deckung der Stromerzeugung und des -Verbrauchs auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene führt. Die Studie zeigt zudem, dass die Kosten mit zunehmender Ausweitung des P2P-Stromhandels sinken.

Auf Basis der Simulationsergebnisse werden mehrere politische Handlungsempfehlungen gegeben. Dazu gehören die Umsetzung der EU-Direktive zur Regulierung von Energiegemeinschaften, die Förderung von Pilot- und Demonstrationsprojekten zum P2P-Stromhandel sowie die beschleunigte Einführung intelligenter Messsysteme und digitaler Technologien. Die Studie betont außerdem die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zu Themen wie flexiblen Verbrauch, Energiespeicher, Netzengpässe und den Auswirkungen von Inc-Dec Gaming. Insgesamt liefert die vorliegende Studie bedeutende Erkenntnisse, die dazu beitragen sollen, dezentrale Energiemärkte in Deutschland weiterzuentwickeln und umzusetzen.

Weitere Informationen unter: future-energy-lab.de.

„et“-Redaktion

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