„Das fehlende Bindeglied zwischen Ökologisierung und Wettbewerbsfähigkeit ist die Elektrifizierung. Die Industriesektoren bergen ein enormes Potenzial für eine weitere Elektrifizierung auf der Grundlage verfügbarer Technologien“, sagt Eurelectric-Generalsekretär Kristian Ruby (Quelle: David Plas).
Zwischen 2022 und 2023 ging die Stromnachfrage um 7,5 % zurück, hauptsächlich aufgrund von Industrieabschaltungen und Verlagerungen ins Ausland während der Energiekrise. Die Strommärkte verzeichnen beispiellose Perioden von negativen Preisen, die das Risiko bergen, zukünftige Investitionen in saubere Energien zu entmutigen. Die EU benötigt eine robuste Elektrifizierungsstrategie, um die Industrie zu dekarbonisieren und gleichzeitig die Stromnachfrage sowie die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Im Jahr 2023 senkte der Stromsektor der EU seine Emissionen um 50 % im Vergleich zu 2008, was die größte Reduzierung darstellt, die der Sektor je erreicht hat. Dennoch stagniert die Elektrifizierungsrate Europas seit zehn Jahren bei 23 %, obwohl sie bis 2040 die Hälfte des Endenergieverbrauchs der EU ausmachen sollte. In der Zwischenzeit hat China seine Rate seit 2015 um 7 Prozentpunkte erhöht.
Heute wird ein Drittel der von europäischen Industrien verbrauchten Energie durch Strom abgedeckt, wobei nur 4 % der industriellen Hochtemperatur-Prozesse mit hohen Emissionen elektrifiziert sind. Auch die Elektrifizierung von Gebäuden ist mit Herausforderungen konfrontiert: Die Verkäufe von Wärmepumpen gingen 2023 um 5 % zurück. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der Elektrofahrzeuge bis 2024 auf insgesamt 9 Mio. Einheiten, bleibt jedoch weit hinter dem Ziel von 30 bis 44 Mio. Einheiten bis 2030 zurück.
„Das fehlende Bindeglied zwischen Ökologisierung und Wettbewerbsfähigkeit ist die Elektrifizierung. Die Industriesektoren bergen ein enormes Potenzial für eine weitere Elektrifizierung auf der Grundlage verfügbarer Technologien“, sagt Kristian Ruby, der Generalsekretär von Eurelectric, und wies auf Elektroboiler, Lichtbogenöfen, Wärmepumpen, Induktionsheizungen, Plasmabrenner und mehr für energieintensive Produkte, wie Stahl und Aluminium, hin.
Neben der mangelnden Stromnachfrage ist eine weitere Sorge des Sektors die zunehmende Preisvolatilität. Bis August 2024 gab es in Europa 1.031 Stunden, in denen die Strompreise in mindestens einer EU-Gebotszone unter null sanken, hauptsächlich während Solarspitzen, wobei Stromerzeuger zahlen mussten, um Strom ins Netz einzuspeisen.
Gleichzeitig verzeichneten Teile Europas ungewöhnlich hohe Preise und grenzüberschreitende Unterschiede. Diese Ereignisse, kombiniert mit geringer Nachfrage und häufig negativen Preisen, erschweren zusätzliche Investitionen in erneuerbare Energien. Negative Preise können jedoch mehr Speicher- und Flexibilitätslösungen anreizen, um die Preisvolatilität zu stabilisieren. Dennoch bleibt eine Steigerung der Stromnachfrage entscheidend, um dieses Problem zu lösen.
Eurelectric fordert die politischen Entscheidungsträger auf, den Green Deal umzusetzen, einen marktkonformen Investitionsrahmen beizubehalten und eine klare Elektrifizierungsstrategie für eine wettbewerbsfähige und dekarbonisierte europäische Industrie zu entwickeln.
Weitere Informationen unter eurelectric.org.