Säulendiagramme, die die Preisentwicklung zweier untersuchter Szenarien zeigen. Ein höheres Angebot an erneuerbaren Energien und Batterien senkt die Preise im Weniger-ambitioniert-Szenario (WA) um 23 %, während ein geringeres Angebot im Beschleunigte-Energieunabhängigkeit-Szenario (BE) die Preise in ähnlicher Weise erhöht.

Ein höheres Angebot an erneuerbaren Energien und Batterien senkt die Preise im Weniger-ambitioniert-Szenario (WA) um 23 %, während ein geringeres Angebot im Beschleunigte-Energieunabhängigkeit-Szenario (BE) die Preise in ähnlicher Weise erhöht. (Quelle: Aurora Energy Research/Agora Energiewende)

Sowohl für eine starke als auch für eine schwache Stromnachfrage werden die Ersparnisse, die sich über den Strompreis erzielen lassen, die zusätzlichen Förderkosten für das EEG-Konto übersteigen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Szenarienvergleich, den Aurora Energy Research im Auftrag von Agora Energiewende angefertigt hat. Sollte sich jedoch der Erneuerbaren-Ausbau verlangsamen, so Aurora Energy Research, würden die Preise für alle Strombezieher steigen. Zudem wäre die weitere Elektrifizierung von Industrie, Verkehr und Gebäudesektor gefährdet.

Nachfrageentwicklung im Fokus

Hintergrund der Analyse von Aurora Energy Research ist die Vereinbarung der Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD mit einem Energiewende-Monitoring den Richtwert für den zukünftigen Bruttostromverbrauch und den Erneuerbaren-Ausbau auf den Prüfstand zu stellen. Da der Erneuerbaren-Ausbau und die Nachfrage derzeit auseinanderlaufen, steht die Frage im Raum, ob der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angenommene Stromnachfrage-Richtwert für 2030 von 750 Terrawattstunden (TWh) noch Bestand hat. Da das EEG 2030 einen 80-Prozent-Anteil der Erneuerbaren am vorsieht, würde eine langsamere Elektrifizierung von Industrie, Gebäude und Verkehr zu einem geringeren Strombedarf führen und damit das Erneuerbaren-Ausbauziel verringern.

Laut Aurora Energy Research lassen sich die im Koalitionsvertrag vorgestellten Maßnahmen zur Stromsteuerabsenkung, Deckelung der Übertragungsnetzentgelte, Ausweitung der Strompreiskompensation und Einführung eines Industriestrompreises nur auf zwei Weisen dauerhaft aufrechterhalten – entweder durch hohe Belastungen des Bundeshaushalts oder durch strukturelle und nachhaltige Strompreissenkungen.

Berechnet wurde der durchschnittliche Börsenstromreis für zwei Nachfrageszenarien. Szenario 1 geht von einer dynamischen Elektrifizierung von 708 TWh aus und einem Erneuerbaren-Ausbaupfad nach aktuellem EEG. Szenario 2 unterstellt eine schwache Stromnachfrage von 609 TWh und einen an die Verbrauchsprognose angepassten, abgeschwächten Ausbau.

Aktuelle Ausbaudynamik drückt den Börsenstrompreis

Die Modellierungen zeigen: Bei Fortführung der aktuellen Ausbaudynamik der erneuerbaren Energien und dem Einsatz von mehr Großbatteriespeichern liegt der durchschnittliche Börsenstrompreis im Jahr 2030 unabhängig von der Entwicklung der Stromnachfrage um rund 20 Euro pro Megawattstunde niedriger als bei einer Verlangsamung des Ausbautempos. Das entspricht einer Absenkung der Strompreise um 23 Prozent im Szenario mit geringerer Nachfrageentwicklung bzw. 20 Prozent im Szenario mit stärkerem Anstieg der Stromnachfrage.

Im Szenario mit schwächerer Stromnachfrage-Entwicklung entspricht der von 85 auf 65 Euro pro Megawattstunde verringerte Börsenstrompreis einer jährlichen Ersparnis von etwa 12 Mrd. € auf der Stromrechnung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Gleichzeitig fallen – verglichen mit einem gedrosselten Ausbau – über das EEG-Konto zusätzliche staatliche Ausgaben für die Bezuschussung der Erneuerbarer-Energien-Anlagen in Höhe von 7 bis 7,8 Mrd. € an. Umgelegt auf einen Stromverbrauch von 609 TWh, machen die Förderkosten somit rund 12 bis 13 €/MWh des durchschnittlichen Strompreises aus. Daraus ergibt sich, dass jeder Euro aus dem Bundeshaushalt, der den Ausbau erneuerbarer Energien fördert, eine Strompreissenkung von durchschnittlich 1,60 €/MWh erzielt.

Im Szenario mit dynamischer Elektrifizierung, in dem der Stromverbrauch in den Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr schneller als bisher ansteigt, wächst die Stromnachfrage auf 708 TWh im Jahr 2030. Wird gleichzeitig der Ausbau erneuerbarer Energien konsequent fortgeführt, sinkt der Börsenstrompreis auch in diesem Szenario deutlich: Statt 101 €/MWh infolge eines gedrosselten Erneuerbaren-Ausbaus, liegt der Preis bei nur 81 €/MWh. Dies entspricht einer jährlichen Ersparnis von rund 14 Mrd. € auf der Stromrechnung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Der zusätzliche EEG-bedingte Förderbedarf in diesem Szenario würde sich – verglichen mit einem langsameren Ausbau der erneuerbaren Energien – auf 7,5 bis 7,7 Mrd. € belaufen.

Problematische Verknüpfung von Ausbauzielen und Nachfrage

Ein unzureichender Ausbau, so eine Schlussfolgerung der Analyse, berge zudem Preisrisiken. Wenn eine neuerliche fossile Energiepreiskrise die Stromnachfrage kurzfristig ansteigen ließe und dies die Elektrifizierung beschleunige, wären deutliche Preissteigerungen die Folge.

Aurora Energy Research hält die Verknüpfung von Ausbauzielen und Stromnachfrage für problematisch. Unklar sei, wie lange der Nachfragerückgang anhält; zudem könnten Strompreissenkungen einen Nachfragesteigerungen auslösen und nicht zuletzt würde eine geringere Elektrifizierungsdynamik die Klimaziele gefährden.

Die am 18. Juni 2025 veröffentlichte Analyse ist hier abrufbar.

 

„et“-Redaktion

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