2023 hat Deutschland erstmals seit 20 Jahren mehr Strom importiert als exportiert, hauptsächlich aus dem windreichen Dänemark. Im Bild der Offshore-Windpark Middelgrunden vor der Küste der dänischen Hauptstadt Kopenhagen

2023 hat Deutschland erstmals seit 20 Jahren mehr Strom importiert als exportiert, hauptsächlich aus dem windreichen Dänemark. Im Bild der Offshore-Windpark Middelgrunden vor der Küste der dänischen Hauptstadt Kopenhagen (Quelle: Adobe Stock)

Immer wieder wird der grenzüberschreitende Stromhandel Gegenstand hitziger Debatten hierzulande: Egal, ob im Sommer 2022, als Deutschland Frankreich wegen pausierender Kernkraftwerke aushelfen musste oder im Zuge der Abschaltung der hierzulande verbliebenen drei Kernkraftwerke im Frühjahr 2023. Dass Deutschland zudem im letzten Jahr erstmals seit 20 Jahren mehr Strom importiert hat als exportiert, also Nettostromimporteur geworden ist, sorgt immer wieder für Diskussionen. 

Dies hat die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) zum Anlass genommen, eine kompakte Analyse über Deutschlands Position im europäischen Strommarkt zu erstellen. „Das europäische Stromverbundnetz ist eines der größten weltweit und verbindet nahezu alle europäischen Staaten. Eine europäische Erfolgsgeschichte!“, so Carolin Friedemann, Geschäftsführerin der IKND. „Dieser Zusammenschluss vieler Verbraucher, Erzeuger und Stromleitungen stärkt die Resilienz des Systems – zum Nutzen aller.“

Auch Prof. Dr. Lion Hirth, Professor für Energiepolitik an der Hertie School in Berlin, betont die Vorteile des internationalen Handels: „Das europäische Verbundsystem ermöglicht seit Jahrzehnten zuverlässig einen grenzüberschreitenden Handel mit Strom. Ähnlich wie bei „gewöhnlichen Gütern“ wie Lebensmitteln, Medikamenten oder Stahl gilt auch bei Strom, dass die Gemeinschaft vom grenzüberschreitenden Austausch profitiert. Ohne internationalen Handel wären wir alle ärmer."

Schwierige Situationen, wie zum Beispiel der erste Winter nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, als die Gasversorgung gestört war und nur 44 % der französischen Kernkraftwerksleistung zur Verfügung stand, konnten gemeinsam gemeistert werden. 

Ähnlich sieht das Dr. André Estermann, leitender Marktexperte beim Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz: „Der europäische Strommarkt hat Europa erfolgreich durch die verschiedenen globalen Krisen der letzten Jahre geführt. Auch abseits dieser Krisen profitieren die Verbundstaaten vom europäischen Strommarkt. Er stellt sicher, dass die Stromnachfrage in den europäischen Ländern zu jedem Zeitpunkt mit den günstigsten verfügbaren Ressourcen gedeckt werden kann. So wird in Deutschland und Europa jedes Jahr ein Wohlfahrtsgewinn in Milliardenhöhe realisiert."

Zusätzlich werden erneuerbare Energien effizienter integriert. Für Deutschland lag der Anteil an fossilen Energieerzeugern am importierten Strom mit 23 % deutlich niedriger als beim in Deutschland erzeugtem Strom (38 %). Hauptsächlich wurde der Strom aus dem windreichen Dänemark importiert. So werden nicht nur CO2-Emissionen gespart, sondern auch die Abhängigkeit von Kohle- und Gasimporten reduziert.

Zur Publikation geht es unter initiative-klimaneutral.de/publikationen/exporteur-importeur-profiteur.

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