Die grundlastfähige Wasserkraft ist eine ideale Ergänzung zur volatilen Solarstromerzeugung.

Die grundlastfähige Wasserkraft ist eine ideale Ergänzung zur volatilen Solarstromerzeugung (Quelle: LEW Wasserkraft).

Darauf weisen die Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. (VWB) und der Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke eG (LVBW) hin. „Wasserkraftanlagen sind außerdem die ideale Ergänzung zu Photovoltaikanlagen“, ergänzt Fritz Schweiger, 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. (VWB). „Im Winter, wenn wenig Solarstrom erzeugt wird, gleichzeitig durch die Sektorenkopplung und energieintensiver Power-to-Heat-Anlagen der Strombedarf aber immer mehr steigt, produzieren Wasserkraftanlagen zuverlässig und stabil Energie und decken in regionalen Netzen einen Teil der Grundlast.“ 

Schweiger, der selbst Betreiber von mehreren Wasserkraft- und Photovoltaikanlagen ist und mit dem E-Werk Schweiger als Netzbetreiber fungiert, kann dies aus seinem eigenen Geschäftsbetrieb in Oberbayern bestätigen. 

Trockenere Sommer – regenreichere Winter

Laut Studien sind die Sommer tendenziell trockener geworden, während in den Wintermonaten mehr Niederschläge gefallen sind – dies weniger als Schnee, sondern immer mehr in Form von Regen. Diese Veränderung hat beispielsweise die Initiative KLIWA in ihren Untersuchungen zum Thema „Klimaveränderung und Wasserwirtschaft – Langzeitverhalten“ ermittelt. KLIWA ist die Abkürzung für das Kooperationsvorhaben „Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft“, welches die Länder Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz 1999 gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst ins Leben gerufen haben. Laut KLIWA sind die Niederschläge in Süddeutschland zwischen 1930 und 2020 nicht weniger geworden, sondern verteilten sich lediglich anders. Im Sommer nahmen die Niederschläge durchschnittlich ab, im Winter dafür zu.

34 % mehr Strom aus Wasserkraft im Januar 2024

Welche Konsequenzen das veränderte Niederschlagsverhalten für die Wasserkraft hat, zeigt eine Veröffentlichung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) e.V. So wurden laut BDEW im Januar dieses Jahres 34 % mehr Strom aus Wasserkraft erzeugt als im Vorjahresmonat. Erstmals seit 2018 erzeugten Wasserkraftanlagen in Deutschland in einem Januar rund 2 Mrd. kWh Strom, teilte der BDEW mit. Das entsprach 4 % des deutschen Bruttostromverbrauchs. Fast 93 % des Stroms erzeugten Laufwasserkraftwerke. 

Als Hauptgrund für die höhere Stromerzeugung nannte der Verband die Niederschlagsmengen, die seit Oktober überdurchschnittlich hoch waren und die vor allem in Bayern und Baden-Württemberg die Pegelstände vieler Gewässer, an denen Strom erzeugt wird, steigen ließen. „Wir sind von Weihnachten bis Ostern durchgängig Volllast gefahren“, bestätigt Thomas Krug, Wasserkraftbetreiber aus dem Bayerischen Wald.

Wichtige Funktionen in trockenen Sommermonaten

Die Bedeutung der Wasserkraft wird in Zukunft aufgrund ihrer zusätzlichen Qualitäten, wie der Grundlastfähigkeit, zunehmen: Davon sind die bayerischen Wasserkraftverbände VWB und LVBW überzeugt. Auch für Flora und Fauna steigt die Bedeutung: In Anbetracht zunehmend trockener Sommer können die Wehre helfen, Wasser in der Fläche zurückzuhalten und so der Austrocknung in von Hitze betroffenen Regionen entgegenzuwirken. Damit schaffen sie auch Rückzugsmöglichkeiten für Fische und andere Lebewesen in Gewässern und tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Zudem helfen Wasserkraftanlagen, Hochwässer bei Starkregen-Ereignissen abzumildern. 

„Aus diesen vielfältigen Gründen übernimmt die Wasserkraft eine wichtige Rolle im Energiemix und im Wassermanagement der Zukunft. Die Wasserkraft ist somit ein Teamplayer in vielfacher Hinsicht“, bekräftigt Hans-Peter Lang, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Wasserkraftwerke eG.

Aquathermie: neue Lösung für Wärmeversorgung

Dass Wasserkraftanlagen auch einen Beitrag zur Wärmeversorgung liefern können, zeigt eine Studie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), die am 19. April 2024 in München vorgestellt wurde. Darin ist ermittelt worden, dass mindestens die Hälfte der bayerischen Städte und Gemeinden für die Wärmeplanung Wärmepumpen an ihren Flüssen einbeziehen können. Den Strom für die Großwärmepumpen könnten Wasserkraftanlagen liefern. In Schweden, der Schweiz und Dänemark, aber auch in Mannheim, Köln und Rosenheim wurde bereits begonnen, Flusswärme für Heizzwecke zu nutzen. Joachim Ferstl, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der FfE, wies in der Pressekonferenz darauf hin, dass an Flüssen gelegene Kommunen damit eine technisch mögliche Option hätten, sich dauerhaft mit regenerativer Wärme zu versorgen. „Wer dafür schon technische Anlagen am Wasser nutzen kann, wie Stauhaltungen an Wasserkraftwerken, sollte sein Potenzial in der Wärmeplanung näher untersuchen“, empfahl Ferstl.

Weitere Informationen unter www.wasserkraft-bayern.de/  und lvbw-wasserkraft.de/.   

„et“-Redaktion

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