
Mit der Wind-zu-Wärme-Anlage „Karoline“ (im Hintergrund der rote Heizkessel) können die Hamburger Energiewerke jetzt im Rahmen des neuen §13k EnWG zur Entlastung des Stromnetzes wirtschaftlich grüne Fernwärme erzeugen (Quelle: Hamburger Energiewerke/Otzipka)
Die HEnW und 50Hertz haben einen Vertrag für die netzdienliche Nutzung der Wind-zu-Wärme-Bestandsanlage Karoline geschlossen. Für den 5. März hat 50Hertz der Power-to-Heat-Anlage Karoline erstmals überschüssigen Windstrom zugeteilt, um daraus grüne Fernwärme zu erzeugen und so das Stromnetz zu entlasten. Karoline ist deutschlandweit die erste Anlage, die im Rahmen des neuen Instruments §13k Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) „Nutzen statt Abregeln“ zur Stromnetzentlastung eingesetzt wurde.
So funktioniert „Nutzen statt Abregeln“
Bisher musste der Übertragungsnetzbetreiber Strom aus Windenergieanlagen bei Netzengpässen abregeln und die Windparkbetreiber für die nicht produzierten Strommengen entschädigen. Das Instrument „Nutzen statt Abregeln“ (§13k EnWG) sieht vor, dass die Übertragungsnetzbetreiber täglich um 10 Uhr für Entlastungsregionen prognostizierte überschüssige Strommengen (Abregelungsstrommengen) für den Folgetag ausweisen und den Teilnehmern von berechtigten Anlagen Strommengen zuteilen, sofern die Betreiber vorab eine Bereitschaft der Anlage angezeigt hatten. Betreiber von Entlastungsanlagen wie die HEnW bestätigen den Einsatz ihrer Anlage und beschaffen die ihnen zugeteilte Strommenge eigenständig, beispielsweise an der Börse oder über Handelspartner.
Der Vorteil für die HEnW: Sie können Karoline zu einem vergünstigten Strompreis betreiben, da der Übertragungsnetzbetreiber die Differenz zwischen dem Day-Ahead-Marktpreis und einem fixen „13k-Preis“ einschließlich der Stromnebenkosten ausgleicht. Damit unterscheidet sich die neue „Nutzen statt Abregeln“-Maßnahme von einer klassischen Redispatch-Maßnahme, die im Fall einer bereits bestehenden Netzüberlastung eingesetzt wird (§ 13 Abs. 6a EnWG).
Kirsten Fust, Technische Geschäftsführerin und Sprecherin der Geschäftsführung der HEnW: „Unsere Power-to-Heat-Anlage Karoline konnten wir dank der Reform des Energiewirtschaftsgesetzes endlich aus dem Dornröschenschlaf holen. Bereits während der Laufzeit des Sinteg-Forschungsprojekts wurde immer wieder betont, dass eine Änderung der regulatorischen Rahmenbedingungen unabdingbar für einen wirtschaftlichen Betrieb ist. Da dies bis vor Kurzem nicht der Fall war, diente Karoline vor allem der Versorgungssicherheit, um bei einem Ausfall eines unserer Heizwerke einspringen zu können. Forschungsprojekte wie Karoline zeigen, dass wir für das Gelingen der Energiewende Weitsicht und einen langen Atem brauchen. Jetzt leistet die Wind-zu-Wärme-Anlage endlich ihren Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung und zur Systemsicherheit der Stromversorgung.“
Grüne Fernwärme durch Power-to-Heat-Anlagen
Die Power-to-Heat-Anlage Karoline hat eine Leistung von 45 MW und wird zunächst testweise nur mit 20 MW Leistung während der Heizperiode eingesetzt. Sie funktioniert nach dem Prinzip eines Tauchsieders. Im Elektrokessel werden durch den Strom aus erneuerbaren Energien rd. 14.000 l Wasser auf die erforderliche Temperatur erhitzt und die Wärme über Wärmeübertrager an das Heizwasser abgegeben. Bei einem Betrieb der Anlage mit einer Leistung von 20 MW lassen sich rechnerisch rd. 6.700 Hamburger Haushalte mit grüner Fernwärme versorgen. Gemäß der Einsatzprognose können durch die Nutzung der Power-to-Heat-Anlage jährlich voraussichtlich bis zu 4.000 t CO2 Emissionen eingespart werden.
Die HEnW betreiben neben der 45-MW-Anlage Karoline eine weitere Power-to-Heat-Anlage mit 80 MW in Wedel. Die im Bau befindliche GuD-Anlage auf der Dradenau wird ebenfalls mit einer 30-MW-Anlage ausgestattet. Die HEnW sind davon überzeugt, dass diese flexiblen Lasten im Energiesystem der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen werden.