Steag bringt mit vier Kohlekraftwerken zusätzliche Kraftwerksleistung an den Markt, um zur Sicherung der Strom- und Wärmeversorgung beizutragen.

Das Steinkohlenkraftwerk Weiher, mit dem Steag Strom und Fernwärme erzeugt, wird am 31. Oktober an den Markt zurückkehren (Quelle: Steag)

Die Kraftwerke belieben weiter in Betrieb, um angesichts der Gasmangellage Erdgas bei der Stromerzeugung einzusparen. Möglich ist das auf der Grundlage des deutschen Gesetzes zur Bereitstellung von Ersatzkraftwerken.

Ein Ende der kommerziellen Kohleverstromung von Scholven C war ursprünglich ab Ende Oktober 2022 vorgesehen. Scholven C sichert am Standort Gelsenkirchen im Wesentlichen den Betrieb der beiden anderen verbliebenen Kraftwerksblöcke ab, des Blocks B (Steinkohle, 345 MW) und des Fernheizkraftwerks Buer (FKW Buer, Steinkohle, 70 MW).

Das Kraftwerk Bexbach ist mit einer Nettonennleistung von 726 MW das größte Steag-Kraftwerk in Deutschland, das Schwesterkraftwerk Weiher verfügt über eine Leistung von 656 MW. Außerdem hat Steag beschlossen, die Kraftwerke Bergkamen (717 MW) im Ruhrgebiet und die Blöcke MKV (179 MW) und HKV (211 MW) im saarländischen Völklingen-Fenne, die ursprünglich alle zum 31. Oktober 2022 vom Netz hätten gehen sollen, weiterhin am Markt zu lassen. Damit haben diese vier Steag-Kraftwerke eine gemeinsame Nettonennleistung von knapp 2.500 MW. Sie werden im Rahmen des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes voraussichtlich bis Frühjahr 2024 im Marktbetrieb verbleiben.

Sicherstellung der Brennstoffversorgung

Der verlängerte Einsatz der Kraftwerke bringt für die Betreiber einige Herausforderungen mit sich. So muss eine hinreichende Brennstoffversorgung sichergestellt werden. Angesichts der Transportengpässe auf der Schiene wurde laut Steag mit Logistikdienstleistern und der Bundesregierung eine Lösung gefunden: Brennstofftransporten auf der Schiene ist immer dann Vorrang gegenüber anderen Schienenverkehren zu gewähren, wenn ansonsten der dauerhafte Betrieb eines Kraftwerks nicht mehr gewährleistet werden kann. Dadurch konnte Steag seit Anfang Oktober die für eine Marktrückkehr benötigten, im Vergleich zum Reservebetrieb wesentlich höheren Brennstoffvorräte anlegen.

„Ohne die bedarfsabhängige Vorrangregelung für Steinkohletransporte gegenüber anderen Schienenverkehren wäre die frühere Rückkehr des Kraftwerks Bexbach an den Markt kaum möglich gewesen“, fasst Dr. Ralf Schiele, Geschäftsführer Markt und Technik der Steag GmbH, die schwierige logistische Ausgangslage für die Kraftwerke zusammen.

Erschwerend kam hinzu, dass etwa mit Blick auf den Kraftwerksstandort Bergkamen, der per Schiff beliefert wird, die niedrigen Pegelstände der Flüsse bis in den Herbst hinein ebenfalls für eine angespannte Versorgungslage gesorgt haben. Entspannt hat sich diese aufgrund der zuletzt wieder steigenden Flusspegel. Die Versorgung der per Schiff belieferten Kraftwerksstandorte sei laut Steag gesichert.

Vielfältige Herausforderungen

Darüber hinaus mussten vor allem die Kraftwerke Bergkamen und Völklingen-Fenne im Saarland technisch überholt werden. Zudem galt es sicherzustellen, dass auch über das designierte Stilllegungsdatum hinaus an diesen Standorten genügend Personal zur Verfügung steht, um die Kraftwerke wie benötigt betreiben zu können. „Es wurden Ruhestände verschoben, wir haben Kollegen, die sich beruflich umorientiert hatten, zum Bleiben bewegen können und wir haben – soweit am Arbeitsmarkt verfügbar – neues Personal eingestellt“, so Dr. Andreas Reichel, Vorsitzender der Geschäftsführung und gleichzeitig Arbeitsdirektor der Steag.

Aufgrund dieser Maßnahmen konnte der Weiterbetrieb der Kraftwerke Bergkamen und Völklingen-Fenne auch personell gesichert werden. Allerdings lässt der Personalstand am Standort Völklingen-Fenne ab November 2022 keinen Doppelblockbetrieb zu. „Daher wird am Standort Völklingen-Fenne jeweils nur einer der beiden Blöcke am Netz sein“, so Schiele.

EHP-Redaktion

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