Kernbohrungen

Bild 4. Die fertig verlegten Fernwärmerohre mit den beiden Kernbohrungen im Heizungskeller

Bild 4. Die fertig verlegten Fernwärmerohre mit den beiden Kernbohrungen im Heizungskeller (Bildquelle: Tracto-Technik)

Hier waren die Heizungsbauer damit beschäftigt, zwei Kernbohrungen mit je 300 mm Durchmesser für den Vor- und Rücklauf der Fernwärmerohre (Bild 4) durch die 1,60 m dicke Schlossmauer zu bohren. In dem Stallgebäude war eine Zwischengrube ausgehoben worden.

Die Besonderheit bei dieser Bohrung bestand darin, dass ab dieser Zwischengrube bis zur Heizungsanlage auf 70 m Länge für den Vor- und Rücklauf zwei 140er Fernwärmerohre mit einem PE-Kernrohr 75 mm Durchmesser und in entgegengesetzter Richtung auf 20 m Länge 160er Fernwärmerohre mit einem PE-Kernrohr 90 mm verlegt werden sollten. Hinzu kam ein Leerrohr DN 63 für das Steuerkabel.
Der Bohrgrund in 5,50 m Bohrtiefe bestand überwiegend aus Tonstein. Der Boden im Bereich der Zielgrube war extrem felsig, zum Teil gewachsen, zum Teil angefüllt mit massiven Bruchsteinen.

Direkt hinter dem Wassergraben musste sich der Bohrkopf vor der Schlossmauer auf einer extrem kurzen Distanz von 5 m auf etwa 3 m Tiefe hocharbeiten. Die Steigung lag bei 30 %. Danach konnte der Bohrkopf freigelegt und mit den beiden Aufweitbohrungen von 200 und 370 mm begonnen werden.  Der gleiche Aufweitkopf (Backremaer) wurde auch für den Rohreinzug des Rohrbündels eingesetzt.

Aufgrund der engen Platzverhältnisse vor der Schlossmauer und der kalten Temperaturen gestaltete sich die Anbindung der drei Kunststoffrohre an den Backreamer als schwierig. Dafür lief der Rohreinzug umso besser und dauerte bis zur Zwischengrube nur drei Stunden. Dort wurde der Rohrquerschnitt gewechselt und das 160er Fernwärmedoppelrohr sowie das Leerrohr angebaut. Für die restlichen 20 m benötigte der Grundodrill 15XP dann nur noch eine halbe Stunde.  Innerhalb einer Woche hatte das Bohrteam ganze Arbeit geleistet und konnte die Baustelle räumen. Graf und Gräfin waren hochzufrieden, hatten sie doch von der Bohrung fast nichts mitbekommen.

Grabenloser Fernwärmenetz­ausbau in Solingen

Die Abwärme des Müllheizkraftwerks Solingen sollte auch öffentliche Einrichtungen wie das Rathaus, das Theater und das Berufsförderungswerk beheizen. Um die bisherige kostenintensive Gasbeheizung für insgesamt 6,4 MW zu ersetzen, wurden quer durch das Zentrum von Solingen abschnittsweise insgesamt 2,5 km Fernwärmeleitungen verlegt. Im Rahmen dieser Maßnahme war eine stark befahrene Kreuzung zu unterqueren.  Verlegt wurde ein Rohrbündel bestehend aus zwei Flexwell-Fernheizkabeln mit 220 mm Außendurchmesser und 125 mm Innendurchmesser für Vor- und Rücklauf, einem Steuerkabel, einem 110er Leerrohr und einem  50er PE-HD-Rohr zum Verdämmen des Bohrlochs nach dem Rohreinzug.

In den Fernwärmerohren zirkuliert eine Wassermenge von insgesamt 130 m3. Zur Erwärmung des Wassers stehen zwei zusätzliche Verbrennungsöfen im Müllheizkraftwerk zur Verfügung. Die Rücklauftemperatur des Wassers von 70 °C wird auf eine Vorlauftemperatur von 130 °C erhöht. Drei große Pumpen mit einer Leistung von je 35 kW wälzen den Wasserkreislauf ständig um. Auf dem Transport bis zur Abnahmestelle müssen Wärmeverluste vermieden werden. Entsprechende Bedeutung kam dem Rohrsystem und der Isolierung zu. In der Isolierung sind Überwachungsadern integriert, die bei einer Leckage ansprechen. Mit den eingebauten Widerstandsdrähten kann eine mögliche Leckagestelle schnell geortet werden.

Die Stadt Solingen als Auftraggeber hatte die Ingenieurgesellschaft Gertec GmbH mit der Planung der Maßnahme beauftragt. »Die Planung und die vorbereitenden Arbeiten«, so Peter Bodden vom zuständigen Planungsbüro Gertec, »haben ein gutes Jahr gedauert. Besondere Kopfschmerzen hat uns in Höhe des Theaters die Verlegung der Leitung unter der Kreuzung an der Konrad-Adenauer-Straße und Potsdamer Straße bereitet. Die offene Bauweise kam nicht in Frage. Eine Aufbruchgenehmigung wäre nicht erteilt worden. Auch eine Verlegung durch den Fußgängertunnel erwies sich als nicht durchführbar. Die einzige Alternative war der Einsatz des Spülbohrverfahrens.«

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